Schwarzer Schwan
4. April 2014
Man gönnt sich ja sonst nichts
„Wir müssen den gesunden Menschenverstand benutzen“, mahnt Nassim Taleb in seinem Bestseller „Der Schwarze Schwan“. Doch was hilft der Hinweis jenen Zeitgenossen, bei denen Hopfen und Malz verloren sind?
Der Umgang mit Geld und Reichtum war schon immer sehr individuell. Fragt man einen Investmentbanker, was er mit zehn Millionen Euro zu tun gedenke, wird dieser bestimmt sagen: „Ich würde mich fragen, wo der Rest meines Geldes ist.“ Fragt man dagegen einen Schwaben, was er mit zehn Euro zu tun gedenke, dürfte die Antwort lauten: „Ich teil mir das Geld für eine Woche ein und bringe den Rest auf die Bank.“ Hat er dann eines Tages eine Million zusammengespart, kann er diese über die Grenze in die Schweiz bringen und dort vom Banker erfahren, dass Armut keine Schande ist.
Wer wie der Heilige Geist über solchen pekuniären Kalamitäten schwebt und dem Mammon völlig abhold ist, ist Bischof a. D. Franz-Peter Tebartz-van Elst. Denn erwiesenermaßen spielt für ihn Geld keine Rolle. Dafür bürgt sein einfacher Geschmack, dem ganz schlicht das Beste gerade gut genug ist, und dass er auf alles verzichten kann – außer vielleicht auf Luxus. Für dieses Bekenntnis zur Bescheidenheit legt der Protzbau zu Limburg Zeugnis ab. Dass für andere vielleicht ein Stück Brot und sauberes Wasser Luxus darstellt, darüber kann man als Tebartz-van Elst ja trefflich in einem Flug erster Klasse oder in Limburg bei einem Bad in seiner freistehenden Badewanne (Kostenpunkt: 15.000 Euro), der Betrachtung seiner Kunstwerke (450.000 Euro) und Kapellenfenster (100.000 Euro) oder der Benutzung eines nachträglich eingebauten Seilzugs für einen Adventskranz (50.000 Euro) sinnieren. (Angaben in Klammern eingefügt von kleinlichen Erbsenzählern). Man gönnt sich ja sonst nichts.
Als Bischof a. D. hat Tebartz-van Elst nun aber eine Sorge mehr: Nach Recherchen der „Welt“ dürften sich seine Pensionen auf etwa 6.700 Euro im Monat belaufen – und dieses Geld muss sinnvoll angelegt werden, ohne zugleich auf seinen geliebten Luxus verzichten zu müssen. Rat weiß Amundi. Der Fondsmanager hat nämlich soeben den Amundi S&P Global Luxury Ucits ETF lanciert. Dieser bildet den S&P Global Luxury Index ab und enthält die 80 führenden Luxusaktien verschiedener Branchen aus zwölf Ländern. Das ideale Vermögenskonzept für die Hiltons, Geissens und sonstige Konsorten, die durch ihren Lebenswandel die Kurse der im Fonds enthaltenen Werte selbst voranbringen. Passend für den Bling-Bling-Bischoff: Dass es ein ETF auch tut, gehört schließlich zu seiner neuen, erzwungenen Bescheidenheit – zumindest wenn die richtigen Einzeltitel drin sind. Für ihn gibt es vielleicht auch eine Tranche, die als Schmuckurkunde ausgestellt wird. Diese könnte Tebartz-van Elst dann wie eine Monstranz vor sich hertragen.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.
Autoren:
portfolio institutionell
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar