Lloyds will Heidelberger Leben/Clerical Medical verkaufen
Heidelberger Leben läuft gut, aber was ist mit Clerical Medical?
LONDON/HEIDELBERG – Die britische Bank Lloyds, die Ende 2008 den deutschen Lebensversicherer Heidelberger Leben/Clerical Medical (HLCM) übernommen hatte, sucht einen Käufer für den Versicherer. Das hat portfolio institutionell aus gut unterrichteten Kreisen erfahren.
„Dass Lloyds die Heidelberger Leben beziehungsweise Clerical Medical verkaufen will, ist seit 2009 ein Thema. Damals hatte Lloyds die Investmentbank-Sparte der Deutschen Bank damit beauftragt, einen Käufer für die Firma zu finden“, sagte ein ehemaliger Insider bei der Versicherung.
Eine HLCM-Sprecherin wollte zu einem möglichen Verkauf ihrer Firma keine Stellung nehmen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, will Lloyds Ende Juni die Ergebnisse einer internen Prüfung ihrer Strategie bekannt geben.
Der britische Lebensversicherer Clerical Medical kam 1995 nach Deutschland. Zwei Jahre später wurde er von der schottischen Bankgruppe HBOS übernommen und 2005 übernahm die HBOS-Tochter die Heidelberger Leben vom Finanzvertrieb MLP. Damals wollte Clerical Medical seinen Marktanteil in Deutschland von drei auf neun Prozent erhöhen.
Allerdings brach drei Jahre später die weltweite Bankenkrise aus, und HBOS konnte nur durch die Fusion mit Lloyds vor dem Kollaps gerettet werden. Dabei spielten strategische Gründe keine Rolle, vielmehr wurde die Fusion von der britischen Regierung erzwungen.
Als sich im Sommer 2009 ein Ende der Bankenkrise abzeichnete, führte Lloyds Gespräche mit dem Versicherer Resolution Limited über einen möglichen Kauf von Clerical Medical. Daraus wurde nichts, aber laut Reuters gilt Resolution neben Swiss Re immer noch als möglicher Käufer.
_Heidelberger Leben läuft gut, aber was ist mit Clerical Medical?
Ein Käufer würde die Heidelberger Leben in keiner schlechten Verfassung vorfinden: 2010 hat der Versicherer das Neugeschäft um neun Prozent auf 63,3 Millionen Euro gesteigert. Der Gewinn stieg um 81 Prozent auf 47 Millionen Euro.
Vor etwa einem Jahr hatte Heidelberger-Leben-Chef Thomas Bahr angekündigt, der Versicherer wolle bis 2015 seinen Marktanteil verdoppeln und am Firmensitz rund 100 neue Stellen schaffen. Der Versicherer beschäftigte Ende 2010 insgesamt 289 Mitarbeiter.
Auskünfte über den derzeitigen Zustand von Clerical Medical in Deutschland gab Bahr allerdings nicht. Auf Anfrage sagte eine HLCM-Sprecherin: „Die Geschäftszahlen werden nicht von uns und auch nicht von Lloyds separat ausgewiesen.“ Es würden nur Zahlen für Clerical Medical als Ganzes veröffentlicht, ergänzte sie.
Clerical Medical sorgte in Deutschland zuletzt im August 2010 für Schlagzeilen. Damals wurde ein Ex-Mitarbeiter zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, weil er versucht hatte, den Versicherer wegen Hebelgeschäften zu erpressen. Clerical Medical weist jegliche Verantwortung für die Geschäfte, die bei einigen Anlegern große Verluste hervorgerufen hatten, von sich (siehe frühere Meldung).
portfolio institutionell newsflash 08.06.2011/jan/rko
Autoren: Jan F. Wagner In Verbindung stehende Artikel:
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