Versicherungen
16. März 2016

Lebensversicherungen driften aus der Gewinnzone

Die Ablaufleistungen aus Kapitallebensversicherungen sinken weiter. Altverträge erzielen immerhin noch positive Renditen und übertreffen die Garantieleistungen deutlich, wenngleich die Ergebnisse der Versicherer sehr unterschiedlich sind. Bei neuen Verträgen erreichen die Garantieleistungen kaum mehr die Beitragssumme.

Die aktuelle Ablaufanalyse der Kapitallebensversicherungen für den Zeitraum 2004 bis 2015 des Branchendienstes Map-Report untersucht die erreichten Ablaufleistungen im Verhältnis zu eingezahlten Beiträgen und bei Vertragsabschluss abgegebenen Garantien über einen Zeitpunkt von 30, 20 und zwölf Jahren. Über alle Laufzeiten sinken die Renditen unter dem Druck der Niedrigzinsen weiter. Wer vor 30 Jahren eine Kapitallebensversicherung abgeschlossen hatte und seitdem jährlich 1.200 Euro einzahlte, konnte bei Fälligkeit Ende 2015 im Durchschnitt der untersuchten Unternehmen 77.375 Euro kassieren. Damit hatte er seinen Einsatz in Höhe von 32.000 Euro mehr als verdoppelt und eine Beitragsrendite von 4,56 Prozent erzielt.
Bei einer Laufzeit von 20 Jahren stand den Einzahlungen von 24.000 Euro nur noch eine Ablaufleistung von durchschnittlich 35.890 Euro und eine Beitragsrendite von 3,69 Prozent gegenüber. In der zwölfjährigen Betrachtung sinkt die Rendite weiter auf 2,81 Prozent, Einzahlungen in Höhe von 14.400 Euro ergaben eine Ablaufleistung von 17.314 Euro.
Die Unterschiede bei den erreichten Ablaufleistungen sind sehr groß. Die Debeka erzielte in allen untersuchten Laufzeiten die besten Ergebnisse: 5,5 Prozent Rendite über 30 Jahre, 4,86 Prozent über 20 Jahre, und 3,92 Prozent über zwölf Jahre. Die jeweiligen Schlusslichter in der Untersuchung erzielten hingegen nur 3,84 Prozent (30 Jahre), 2,89 Prozent (20 Jahre) und 1,65 Prozent (zwölf Jahre).
Der Map-Report weist darauf hin, dass die Unternehmen mit den schlechtesten Ergebnissen keinesfalls die schlechtesten am Markt sind. Denn viele Lebensversicherer, die in der Vergangenheit auf den hinteren Rängen landeten, nehmen inzwischen an der Untersuchung nicht mehr teil. Somit sei davon auszugehen, dass die Branchenwerte noch deutlich niedriger lägen, wenn alle Unternehmen mit Kapitallebensversicherungsbestand ihre Daten zur Verfügung stellen würden.
Nach den Untersuchungen des Map-Report verfehlen die Lebensversicherer ihre eigenen Hochrechnungen deutlich. So sei bei Vertragsabschluss im Jahr 1992 durchschnittlich eine Ablaufleistung von 22.068 Euro in Aussicht gestellt worden. Tatsächlich ausgezahlt wurden zwölf Jahre später im Schnitt nur 20.116 Euro. Die höchste Diskrepanz wischen Prognosen und Ablaufleistungen habe es bei Vertragsabschlüssen in den Jahren 1999 bis 2011 gegeben. Seit 2012 näherten sich die Hochrechnungen und tatsächlichen Auszahlungen zunehmend an.
Erst in der vergangenen Woche hatte die Europäische Zentralbank die Zinsen auf null Prozent gesenkt und damit die Bedingungen für die Verzinsung von Lebens- und Rentenversicherung weiter verschlechtert. Viele und vor allem marktbestimmende Lebensversicherer sind von der konventionellen Lebensversicherung abgerückt und haben die Garantien bei neuen Produkten eingeschränkt. Die Garantien für im Jahr 2016 unterzeichnete Verträge sind vor allem bei kurzen Laufzeiten überwiegend negativ, stellt Map-Report fest. Bei einer Vertragslaufzeit von zwölf Jahren hätten 21 von 27 Gesellschaften negative Renditen für die bei Vertragsabschluss garantierten Ablaufleistungen gemeldet. Lediglich die Lebensversicherer von Continentale, Hannoversche, WGV, Stuttgarter, Cosmos und Europa garantierten noch Auszahlungen, die über der Beitragssumme liegen. Etwas besser sehe es bei 20-jähriger Laufzeit aus. 14 Versicherer meldeten positive, 13 Gesellschaften negative Renditen. Auch bei den Langläufern über 30 können vier Versicherer ihren Kunden nur Garantien knapp unter der eingezahlten Beitragssumme anbieten.
Map-Report warnt davor, angesichts der sinkenden Renditen laufende Verträge vorzeitig zu kündigen. Denn es dauere immer länger, bis die bei Vertragsabschluss zugesagten Rückkaufswerte die eingezahlten Beiträge erreichen und übersteigen.

Weiterführender Link:

Zur Bestellung Map-Report Nr. 882
portfolio institutionell newsflash 16.03.2016/Hans Pfeifer 

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