Lebensversicherung: Es könnte schlimmer kommen
Trotz weiter sinkender Überschussdeklarationen wegen der Niedrigzinsen ist das Ergebnis der Lebensversicherer noch ganz ordentlich. Und sie haben noch jede Menge Rettungsringe parat.
Auf der Basis der Deklarationen seien die Ablaufleistungen der Lebensversicherer zwar deutlich schlechter als zu Normalzinszeiten, aber „immer noch sehr vorzeigbar“. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Analyse des Branchendienstes Map-Report (Nr. 853-854) über die Ablaufleistungen 2014. Nach 30 Jahren Einzahlung eines Jahresbeitrags von jeweils 1.200 Euro ergebe sich im Marktschnitt eine Ablaufleistung von 58.399 Euro. Das sind zwar 2.534 Euro oder 4,2 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Der Verbraucher habe 36.000 Euro eingezahlt, bekomme aber 22.399 Euro mehr ausgezahlt.
„Angesichts der Niedrigzinsmärkte ein gutes Ergebnis, das Aussagen, Lebensversicherungen würden sich nicht mehr lohnen, als inkompetentes Geschwätz entlarvt“, urteilt Map-Report-Chef Manfred Poweleit. Spitzenreiter wie die Huk-Coburg, Europa, Cosmos Direkt und Debeka verdoppelten die Einzahlungen sogar.
Unter den Lebensversicherern wächst das Bestreben, sich gegen die Krise zu stemmen. Zunehmend erheben sich Stimmen, die die konventionelle Leben- und Rentenversicherung noch nicht zum alten Eisen rechnen wollen und die Produkten mit eingeschränkten Garantien á la Allianz, Ergo und Axa reserviert gegenüberstehen. Tenor: In der konventionellen Lebensversicherung ist noch jede Menge Potenzial, vor allem wegen des Ausgleichs über das Kollektiv und die Zeit. Dies bekräftigte unter anderem Reinhard Kurz, Vorstand der Alte Leipziger Lebensversicherung auf dem Kongress „Zukunftsmarkt Altersvorsorge 2014“ in Berlin.
Vor allem ist das Repertoire der Versicherer, sich gegen die Auswirkungen der Krise zu stemmen, noch lange nicht ausgeschöpft. An klassischen Instrumenten stehen den Unternehmen die Schließung von Geschäftsbereichen – wie bereits bei einigen geschehen die Aufgabe des Geschäfts mit konventionellen Lebensversicherungen -, die weitere Absenkung der Überschussbeteiligungen, die Realisierung von Reserven und die Ergebnisglättung über Rückversicherer zur Verfügung.
Mit Hilfe des Gesetzgebers können und werden die Unternehmen auch noch manches versuchen: die Änderung der Regel zur Ausschüttung der Bewertungsreserven, die Anpassung der Zinszusatzreservenverordnung auf ein steigendes Zinsszenario sowie die Zulassung von Vererbungseffekten zwischen den Beständen vor und nach der Deregulierung 1994.
Hilft alles nichts, kann es noch einen „Notlagenmodus“ geben. Mit Zustimmung der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ist auch eine Reduzierung der Mindestzuführungen möglich, ebenso wie eine Kürzung der Beteiligung der Kunden an den Bewertungsreserven sowie die Nutzung der freien Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB) zur Finanzierung der Garantien.
Gemessen an diesen potenziellen „Grausamkeiten“ scheinen die Deklarationen 2014 noch Normalität zu verheißen. Stimmen aus der Bafin, es gebe (rund zehn) Versicherer, die die durchschnittliche Bestandverzinsung von aktuell 3,1 Prozent nicht erwirtschaften würden, sind verebbt. Laut Map-Report beträgt die durchschnittliche Guthabenverzinsung jetzt 3,5 Prozent nach 3,67 Prozent im vergangenen Jahr.
portfolio institutionell newsflash 26.02.2014/Hans Pfeifer
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