Lebensversicherer im Run-off profitabler
Run-off-Plattformen sorgen für mehr Rentabilität. Assekurata erwartet weitere Transaktionen.
Auf dem deutschen Markt befinden sich aktuell sieben deutsche Lebensversicherer mit einem Prämienvolumen von insgesamt 3,8 Milliarden Euro im Run-off. Verwalter dieser Gelder sind die Run-off-Plattformen von Viridium, Frankfurter Leben und Athora. Die Rating-Agentur Assekurata hat nun zum dritten Mal die Bilanzen dieser sieben Lebensversicherer im Run-off untersucht.
Neben den im externen Run-off befindlichen Unternehmen hat Assekurata in der Studie zusätzlich die Victoria Lebensversicherung und die (alte) Ergo Lebensversicherung berücksichtigt, die sich im internen Run-off der Ergo-Gruppe befinden. Im Ergebnis ist festzustellen, dass vor allem die externen Run-off-Unternehmen zuletzt überdurchschnittlich hohe Erträge erwirtschaften konnten. Die Gründe hierfür sind laut Assekurata vielschichtig.
Eine wesentliche Voraussetzung für die Zukunftsfähigkeit von Lebensversicherern ist eine positive Ertragssituation. „Diese lässt sich an den erzielten Rohüberschüssen und Bilanzergebnissen festmachen“, erläutert Lars Heermann. „Insbesondere bei den externen Run-off-Gesellschaften fallen die Profitabilitätskennzahlen zum Teil deutlich marktüberdurchschnittlich aus.“ Laut dem Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata deuten sie darauf hin, dass es den Run-off-Plattformen gelungen ist, zuvor wenig profitable Versicherer zumindest kurzfristig zu deutlich rentableren Unternehmen zu formen. „Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren“, stellt Heermann fest.
Die Gründe dafür sieht Assekurata in positiven Kosteneffekten und gestiegenen außerordentlichen Erträgen aus den am Kapitalmarkt angelegten Geldern. Teilweise konnten die Assekurata-Analysten auch unternehmensindividuelle Einmaleffekte feststellen, beispielsweise durch die Auflösung von Rückstellungen.
Im Vergleich zum Marktdurchschnitt vereinnahmen die Run-off-Versicherer einen höheren Anteil des erzielten Rohüberschusses zu ihren Gunsten, der dann am Ende eines Geschäftsjahres in den Konzern abgeführt wird. „Die Verteilungsphilosophie des Rohüberschusses ist somit primär auf den Aktionär ausgerichtet“, sagt Lars Heermann. „Allerdings kommen die Verbraucherinteressen in der Mindestzuführungsverordnung zum Ausdruck, die den Kunden gesetzlich eine Mindestertragsbeteiligung an den verschiedenen Ergebnisquellen zusichert, so dass auch sie von steigenden Erträgen profitieren können.“
Sinkende Stornoquoten
Trotz der bisweilen kritischen öffentlichen Wahrnehmung führt ein Run-off in der Lebensversicherung nicht zu einem Anstieg der Stornoquoten. Vielmehr gelang es den Run-off-Gesellschaften in den vergangenen Jahren, ihre Stornoquote im Durchschnitt kontinuierlich zu senken.
In den vergangenen zwei Jahren sind keine neuen Unternehmensverkäufe von Lebensversicherern mehr hinzugekommen. Aus Sicht von Assekurata liegt dies zum einen daran, dass die externen Anbieter zum Teil noch mit der IT-Integration der bisher erworbenen Bestände beschäftigt sind. Zum anderen sind die ökonomischen Hürden für externe Run-offs weiterhin hoch, weil die Ausfinanzierung von hochverzinsten Altverträgen Risiken birgt, die sich letztlich im Kaufpreis widerspiegeln müssen. Gleichwohl gehen die Studienautoren angesichts der anhaltend schwierigen Zinsbedingungen und steigender regulatorischer Anforderungen davon aus, dass der hiesige Run-off-Markt intakt bleibt und in Zukunft weitere Transaktionen stattfinden werden.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Lebensversicherung | Strategische Asset Allocation (SAA)
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