Langlebigkeit rückt in den Fokus
In der Asset Allocation sollen Aktien und Private Assets mehr Gewicht bekommen. Fidelity sieht Manko beim Übergang zwischen Anspar- und Auszahlungsphase.
Profianleger haben bislang offenbar die Langlebigkeit unterschätzt und wollen nun mehr ins Risiko gehen. Zu diesem Ergebnis kommt der „Professional Investor DNA-Survey“ von Fidelity International. Gemäß der Umfrage fühlen sich nur 60 Prozent der professionellen Anleger finanziell auf ein längeres Leben im Ruhestand vorbereitet und 43 Prozent fordern bessere Anlagelösungen speziell für längere Lebenszyklen. Weiteres Ergebnis der Umfrage: Nur mit stärkerer Kapitaldeckung und Verzicht auf Garantien könne Deutschland langfristig Vorsorgevermögen aufbauen. Fidelity arbeitete bei der Studie, in der über 120 institutionelle und professionelle Anleger in Europa und Asien befragt wurden, mit Crisil Coalition Greenwich zusammen.
Der Survey komme zu einem Zeitpunkt, an dem die Weltbevölkerung eine signifikante demografische Verschiebung hin zu einer höheren Altersstruktur erlebt. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation werde sich die Zahl der Menschen im Alter von 80 Jahren oder älter zwischen 2020 und 2050 auf voraussichtlich 426 Millionen verdreifachen.
Christof Quiring, Leiter Workplace Investing bei Fidelity International in Deutschland, sagt: „Die globale Rentenherausforderung und die Finanzierungslücke der Rentensysteme sind nicht neu. Dennoch nehmen diese Probleme zu, da Menschen im Durchschnitt länger, gesünder und aktiver im Ruhestand leben werden. Während die Herausforderungen in der Altersvorsorge nationale Lösungen erfordern, ist klar, dass die staatliche Unterstützung weltweit in Zukunft insgesamt eher geringer ausfallen dürfte und Menschen mehr Verantwortung für ihre Rente übernehmen müssen.“
Nur 57 Prozent der professionellen Anleger sind der Ansicht, dass es derzeit genügend Produkte und Lösungen auf dem Markt gibt, die den Bedürfnissen einer steigenden Lebenserwartung gerecht werden. Die Mehrheit der Befragten ist zwar mit der Anzahl der verfügbaren Lösungen zufrieden, unterstreicht aber die Notwendigkeit, das Angebot für die Herausforderungen der Langlebigkeit auszubauen.
In Bezug auf die Asset Allocation zeigt die Studie, dass professionelle Anleger zu Aktien und Private Assets tendieren, um das Risiko-Rendite-Profil ihrer Portfolios in Erwartung einer längeren Lebenserwartung zu erhöhen. Mehr als die Hälfte der Anleger bestätigte, dass sie ein höheres Engagement in Aktien erwarten, dicht gefolgt von Private Assets. Unterdessen plant mehr als jeder Vierte das Engagement in Mischfonds zu reduzieren, ebenso bei Bargeld sowie festverzinslichen Wertpapieren und Rohstoffen. Christof Quiring erläutert: „Die Studienergebnisse zeigen, dass Anleger beim langfristigen Vermögensaufbau auf eine stärkere Gewichtung risikoreicher Anlagen wie Aktien oder Private Assets setzen.“
Komplexer Übergang
Ein Manko ist für Quiring zudem der Übergang von der Anspar- in die Auszahlungsphase und wie hierfür die Portfolioallokation anzupassen ist. „Die Vorbereitung auf den Ruhestand ist komplex, vor allem wenn man das veränderte Marktumfeld und nationale Besonderheiten wie die Rentenpolitik, die Regulierung oder das Renteneintrittsalter berücksichtigt.“ Gerade Deutschland habe in der Rentenpolitik noch Aufholbedarf. „Zwar gibt es bereits erfolgreiche aktienbasierte Vorsorgelösungen, doch die künftige Regierung muss unser Rentensystem endlich zu einem echten Drei-Säulen-System umbauen. Das heißt: stärkere Kapitaldeckung in allen drei Säulen, Verzicht auf teure Garantien wie beim Sozialpartnermodell und mehr Flexibilität für die private und betriebliche Vorsorge, zum Beispiel die einfache Übertragung beim Arbeitgeberwechsel. Nur so können wir langfristig mehr Vorsorgevermögen aufbauen. Ein ‚Weiter so‘ in der Rente kann sich Deutschland angesichts der demografischen Herausforderung nicht leisten.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Betriebliche Altersversorgung (bAV) | private Altersvorsorge | Strategische Asset Allocation (SAA)
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