Labour lohnt sich!
Während Europas Regierungschefs alles daran setzen, die Finanzbranche stärker an die Kandare zu nehmen, baut der britische Ex-Premierminister Tony Blair klammheimlich sein eigenes Finanzimperium auf. Vorbild für Steinbrück.
Für Tony Blair hat sich der Ausstieg aus der Politik und der Einstieg in die Finanzbranche gelohnt. Er verfügt inzwischen über geordnete finanzielle Verhältnisse und wird in diesem Jahr voraussichtlich erstmals in der Liste der reichsten Briten auftauchen. Das jedenfalls erwartet die britische Tageszeitung „Daily Telegraph“. Blairs Vermögen soll inzwischen irgendwo zwischen 35 und 60 Millionen Pfund liegen.
Seit seinem Rückzug aus der Politik im Juni 2007 hat Blair schon eine ganze Reihe lukrativer Jobs ergattert. Doch anders als viele andere ausrangierte Politiker gibt sich Blair nicht mit Aufsichtsratsposten in irgendwelchen Unternehmen zufrieden. Er hat Größeres im Sinn. Unter anderem soll er 2010 allein für Reden beim Londoner Hedgefonds „Lansdowne Partners“ mindestens 230.000 Euro kassiert haben. Seine Beratertätigkeit für die US-Bank JP Morgan und den internationalen Versicherungskonzern Zurich bringen ihm Millionen Pfund ein. Zudem soll seine Beratungsfirma Tony Blair Associates lukrative Deals mit den Regierungen in Kasachstan und Kuwait sowie den Staatsfonds von China und Abu Dhabi an Land gezogen haben. In üppiger Millionenhöhe fiel auch sein Entgelt für seine Memoiren aus, mit denen er die Welt nach seiner Amtszeit beglückte.
Dieses Business-Modell versucht nun Peer Steinbrück zu kopieren. So erklärt sich auch, warum Steinbrück seine üppigen Rednergagen gegen die aus seiner Sicht bescheidene Aufwandsentschädigung eines Bundeskanzlers tauschen will. Lukrativ wird es nach der Amtszeit, die übrigens vier Jahre beträgt und grob der J-Curve eines Private-Equity-Fonds entspricht.
Das ganz große Rad drehen
Blairs neuester Coup: Über seine Tochterfirma mit dem aggressiv anmutenden Namen Firerush Ventures, was so viel bedeuten dürfte wie Feuerrausch Beteiligungen, will er in die Anlageberatung einsteigen und für Kunden an Aktien- und Rentenmärkten zocken. Zumindest klingt Firerush Ventures besser als „Bushs Pudel“. Wie britische Medien berichten, hat er an seinem Hauptsitz im exklusiven Londoner Stadtteil Mayfair, in dem bevorzugt Hedgefonds residieren, einen Handelsdesk von Bloomberg und Reuters installiert. Schwer vorstellbar, dass Blair hier nun von früh bis spät die Kurse studiert und wie ein alter Hase zockt. Nein, dafür hat er Spezialisten angeheuert. Fünf Mitglieder seines Investment-Teams sollen bereits von der Finanzaufsicht eine entsprechende Lizenz erhalten haben, darunter der frühere Barclays-Capital-Manager David Lyon, der das Team leitet. Damit ist der Weg für Blairs neuesten Vorstoß in die Finanzbranche frei.
Neben Firerush hat Blair noch einen zweiten Handelsarm, den er Windrush Ventures getauft hat, – was auch immer er damit meint. Das Unternehmen soll im vergangenen Bilanzjahr, das im März 2012 endete, einen Gewinn von 3,6 Millionen Pfund gemacht haben. Laut dem Telegraph hat sich der Überschuss binnen Jahresfrist mehr als verdreifacht. Nicht schlecht! Bleibt nur zu hoffen, dass die Namensgebung für Blairs Anlagevehikel kein schlechtes Omen ist.
In diesem Sinne wünscht Ihnen die portfolio-institutionell-Redaktion ein angenehmes Wochenende.
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