Versorgungswerke
21. Dezember 2015

Kurzinterview: Kritische Credits im Blick

Dr. Peter Schenk, Leiter Kapitalanlagecontrolling bei der ­Meag, im Gespräch mit Tobias Bürger. Dieses Kurzinterview ist Teil der Titelgeschichte „Investoren und Rating-Agenturen: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – und nun auch Pflicht“.

Herr Dr. Schenk, können Sie schon offiziell sagen, wie die Meag dem „Rating-Gesetz“ begegnet?
Die Meag hat bei weitem mehr als 100 Emittenten im ­Portfolio. Wir gehen aus tiefer Überzeugung den anstrengenden Weg, und dies auch schon vor der Finanzkrise 2007/2008 und losgelöst von dem „Rating-Gesetz“. Wir sehen uns natürlich die Ratings der großen Agenturen an, wir bilden uns aber davon ­unabhängig immer eine eigene Meinung.
Entscheidend ist die eigene Meinung. Ist diese schlechter als das Urteil der Rating-Agentur, dann sticht die eigene Meinung. Dieser Weg ist ­anstrengend, er ist teuer, aber die Finanzkrise hat uns gezeigt, dass er am Ende günstiger ist, als den Rating-Agenturen blind nachzulaufen. Das „Rating-Gesetz“ hat für uns ­keine konkreten Auswirkungen, weil wir bereits heute mit unseren Standards den Anforderungen genügen.

Können Unternehmen aus dem Bereich der Assekuranz die ­Bonität von Emittenten und Emissionen ebenso gut einschätzen wie Rating-Agenturen?
Die Rating-Agenturen leisten im Großen und Ganzen sehr gute Arbeit. Sie bieten uns eine gute Orientierung. Ohne Rating-Agenturen hätten wir erheblich höhere Aufwände in der Risikobeurteilung. Wir konzentrieren uns besonders auf kritische ­Credits. So können wir im Einzelfall sehr bewusst und schnell das Kreditrisiko einschätzen. Unser Urteil bewegt sich qualitativ auf dem Niveau der Einschätzungen der Rating-Agenturen.

Vertrauten und vertrauen Sie bei der Meag den Ratings der drei großen Anbieter S&P, Moody’s und Fitch?
Wir vertrauen den Ratings der großen Rating-Agenturen, diese sind hochwertig und solide recherchiert. Losgelöst davon sind wir der Meinung: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ Entsprechend bilden wir uns eine eigene zweite Meinung.

Inwieweit kann man als deutscher institutioneller Investor das Know-how der drei Agenturen überhaupt anzweifeln?
Wer nach dem Grundsatz investiert „Kaufe nur, was Du auch verstehst!“, muss sich eine eigene Meinung bilden. Gerade als großer Investor haben wir die entsprechenden Ressourcen, uns fundiert eine eigene Meinung bilden zu können. Kleinere ­Investoren sind hier sicher im Nachteil. Beispiele für unsere ­eigene Meinung sind die Beurteilung von staatlichen Bürgschaften, Garantien sowie sonstiger Sicherungsleistungen.

Von Tobias Bürger

portfolio institutionell, Ausgabe 12/2015

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