Recht, Steuer & IT
23. April 2015

Kurzinterview: Asset-Klasse „Infrastruktur“

Thomas Bargl, Vorstand der Faros Fiduciary Management AG, im Gespräch mit Tobias Bürger. Das Kurzinterview ist Teil folgender Titelgeschichte: Neue Anlageverordnung und Solvency II: Was auf institutionelle Investoren jetzt zukommt.

Herr Bargl, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft fordert eine Asset-Klasse „Infrastruktur“. Ist diese überhaupt e­rforderlich? Platzhirsche wie die Allianz, die ­Gothaer und die Meag investieren bereits in dieser Hemisphäre.
Der Ansatz des GDV ist absolut nachvollziehbar. Es ist nicht einzusehen, dass Infrastrukturinvestments unter Solvency II in Bausch und Bogen Eigenkapitalanforderungen wie Private ­Equity oder Hedgefonds aufweisen. Dies wird dem eher stetigen und Cashflow-orientierten Charakter vieler Infrastruktur­anlagen nicht gerecht. Aber auch wenn die eigene regulato­rische Anlageklasse „Infrastruktur“ unter Solvency II derzeit eher ­unrealistisch erscheint, wird dies letztlich Infrastrukturinvestments nicht verhindern. Dafür sind die Chance-Risiko-Profile und Portfolio­eigenschaften einfach zu attraktiv.

Pensionseinrichtungen rufen nach dem Staat. Er soll Infrastrukturprojekte initiieren. Geht es nicht auch anders?
Angesichts der umfangreichen Infrastrukturaufgaben, etwa im Bereich Verkehrsinfrastruktur, und der gleichzeitig latent vorhandenen Investitionszurückhaltung der öffentlichen Hand kann es sinnvoll sein, gemeinsame Projekte im Rahmen von Öff­entlich-Privaten Partnerschaften (ÖPP) anzustoßen. Die ­Initiativen stehen allerdings erst am Anfang. Wichtige Fragen, wie die Effizienz von Genehmigungs- und Ausschreibungs­verfahren, optimale Projektgrößen, Standardisierung der Verträge und nicht zuletzt die Gestaltung der Ertrags- und Risiko­positionen, sind hier zu klären. Eine grundlegende Arbeits­teilung könnte so aussehen, dass der Staat alle Prozessrisiken trägt, während ­die privaten Investitionspartner die öko­nomischen Risiken­ übernehmen.

Sollten institutionelle Anleger auf Investitionskonzepte warten?
Eher nicht. Einerseits nimmt die Entwicklung eines solchen Marktes Zeit in Anspruch, wie die positiven Beispiele etwa in UK und Australien zeigen. Andererseits ersetzt auch eine starke Flankierung durch den deutschen Staat niemals die Notwendigkeit, ein gut diversifiziertes Portfolio auch im Bereich Infrastruktur aufzubauen. Dies beinhaltet eine breite Streuung über Nutzungsarten, Entwicklungsstadien, Investitionszeitpunkte und Regionen, insbesondere auch mit Blick auf politische ­Risiken. Um dies zu erreichen, stehen institutionellen Anlegern eine Vielzahl von Investitionsalternativen aus den Bereichen Single-Fonds, Dachfonds oder Direktinvestments zur Verfügung, die sinnvoll für eine Portfoliokonstruktion kombiniert werden können. Insofern geht es definitiv anders!

portfolio institutionell, Ausgabe 4/2015

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