Kuhhandel
¡Viva la Inflación!
Ein hohes Maß an Kreativität und Konsequenz beweist wieder einmal die argentinische Regierung bei der Inflationsbekämpfung. Um zu verhindern, dass der große Appetit der Gringos in den USA und Europa auf argentinische Steaks die Fleischpreise im Inland weiter nach oben treibt, hat die Regierung ein Exportverbot verhängt.
Die Kuh ist nicht vom Eis
Zeugt die Maßnahme aber auch von Kompetenz? Eher nein, denn hohe Inflationsraten sind Patagoniens Dauerproblem. Auch diese Exportmaßnahme dürfte nicht fruchten und die Regierung sich somit ins eigene Fleisch schneiden. Die argentinischen Erzeuger reagierten nämlich auf den Exportstopp schnell mit einem Verkaufsstopp im Inland. Dies dürfte die Preise für Rindfleisch noch weiter nach oben treiben. Daniel Pelegrina, Vertreter des ländlichen Raums in Argentinien, sieht in dem Exportverbot auch nur ein Ablenkungsmanöver der Regierung, um von der eigenen Planlosigkeit im Gesundheitswesen, Justiz oder in der Wirtschaft abzulenken.
Die jetzige Regierung unter Präsident Alberto Fernández knüpft mit dem Exportstopp nahtlos an Maßnahmen an, die Cristina Fernández de Kirchner – damalige Präsidentin und langjährige Muse dieser Rubrik – vor etwa zehn Jahren verfügte. Zum Maßnahmenpaket zählte beispielsweise die Aufforderung an McDonalds, den Big Mac billiger zu verkaufen. Schließlich ist der Big-Mac-Index der Zeitschrift „Economist“ ein Indikator, der die Kaufkraft verschiedener Währungen anhand der Preise für einen Big Mac in verschiedenen Ländern vergleicht. McDonalds soll den Big Mac daraufhin aus dem Sortiment genommen haben. Also: kein Big Mac, kein Indikator, keine Inflation – so die Erfolgsformel der Regierung. Der Economist titelte jedoch unter Anspielung auf Evita Peron: „Don’t lie to me, Argentina“.
911er gegen Rotwein und Olivenöl
Eine andere damalige Maßnahme, um den Wert des Pesos zu stärken: Handelsbarrieren. Ausländische Konzerne sollten gefälligst nicht nur nach Argentinien verkaufen, sondern auch im gleichen Wert in Argentinien einkaufen. Daraufhin tauschte BMW seine Fahrzeuge gegen Reis und Leder ein, Porsche nahm Argentinien Rotwein und Olivenöl ab, Adidas wog seine Turnschuhe gegen Möbel ab.
Das Tun der Regierungen in Buenos Aires ist aber nicht nur negativ. Mit Goethe könnte man sagen: Sie ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft. Ob sie stets das Gute schafft, sei dahingestellt. Aber für den Umwelt- und Klimaschutz ist es eine gute Maßnahme, wenn der Konsum von Rindfleisch eingeschränkt wird. Und für die Konzerne war es auch von Vorteil, mit inflationssicheren Real Assets bezahlt zu werden als mit dem schwindsüchtigen Peso.
Ein schönes Wochenende wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell und empfiehlt für den Lockdown einen guten argentinischen Rotwein.
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