Kryptisch bei Cryptos
Der Bitcoin-Leverage
Vor ein paar Wochen war Elon Musk mal wieder für eine Überraschung gut. Dem Unternehmer und bislang größten Bitcoin-Fan fiel plötzlich der riesige Energieverbrauch von Kryptowährungen auf. Darum verfügte der Tesla-Gründer, aus Klimaschutzgründen keine Bitcoins mehr als Zahlungsmittel zuzulassen. „Wir sind besorgt über die schnell zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe für das Schürfen von Bitcoin“, twitterte Musk. Was ihn aber offenbar nicht sorgt, ist der nächste Quartalsbericht. Dabei konnte er den letzten nur mit dem Verkauf von Abgaszertifikaten und (selbst angeheizten) Bitcoin-Spekulationen retten. War am Ende der Widerspruch doch zu groß, eine Kryptowährung für die Bezahlung und Finanzierung eines energieeffizienten Autos zu verwenden?
Eher lässt sich ein Fit von Cryptos mit Finanz- oder Tech-Unternehmen konstruieren. So gab die Mass Mutual Versicherung im Dezember bekannt, dass sie eine 100-Millionen-Dollar-Bitcoin-Wette eingegangen ist. Bei einem Asset-Volumen von insgesamt 222 Milliarden Dollar kann man sich ja ein wenig Entertainment für die Mitarbeiter leisten. Nur: Vermutlich hätte ein kleinerer Betrag genügt, damit sich die Mitarbeiter alternativ auch einen schönen Abend im Kasino machen können.
Der Bitcoin-Krösus
Ein echter Bitcoin-Fan ist aber – und damit quasi der neue, alte Elon Musk – Michael Saylor, Gründer und CEO der an der Börse gelisteten Microstrategy, ein Software-Unternehmen für Business Intelligence (!). Microstrategy verfolgt zwei Unternehmensstrategien. Einmal das Enterprise-Analytics-Softwaregeschäft. Zweitens: „Der Erwerb und Besitz von Bitcoin, den wir als zuverlässiges Wertaufbewahrungsmittel betrachten, das durch eine robuste, öffentliche, quelloffene Architektur unterstützt wird, die nicht an die staatliche Geldpolitik gebunden ist.“
Die Umsetzung der Strategie ist simpel: Microstrategy hat sich über verschiedene Transaktionen 105.085 Bitcoins im Einkaufswert von 2.741 Milliarden Dollar gegönnt. Vom Kapitalmarkt blieb diese Strategie nicht unbemerkt. Der Aktienkurs in Frankfurt stand vor zwölf Monaten bei 100 Euro, im Februar bei 1.050 Euro – und nun bei 470 Euro. Und für alle, die den ultimativen Kick suchen: Diese Kurskapriolen werden jetzt sogar noch gehebelt. Vor kurzem begab das Unternehmen eine Anleihe im Volumen von 500 Millionen Dollar. Microstrategy beabsichtigt, den Nettoerlös aus dem Verkauf der Schuldverschreibungen für den Erwerb weiterer Bitcoins zu verwenden.
Mit dieser Anleihe haben auch regulierte Anleger in Deutschland eine passende Möglichkeit in Bitcoin zu investieren. Zwar liegen Ratings mit Investment-Grade und auch ESG-Ratings nicht vor. Eine Schuldverschreibung ist aber ein gängiges Produkt, durch das Listing werden laufend Marktwerte ermittelt, ein Kupon von 6,25 Prozent bietet einen schönen ordentlichen Ertrag und besichert ist die Anleihe auch noch. Anlegerherz was willst Du mehr? Ach ja, dass die Besicherung nicht Bitcoins sein sollten.
Mit Microstrategy steht dem Bitcoin-Markt nun also ein gewichtiger Käufer zur Verfügung. Was soll Michael Sayler auch sonst machen als fleißig kaufen? Laut Wikipedia bezahlt Microstrategy seinen Vorstand mit Bitcoins.
Einen schönen Sommer wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell. Der Schwarze Schwan fliegt in eine verlängerte Sommerpause und ist im September zurück.
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