Kontroverse zwischen Index-Providern zu kontroversen Waffen
MSCI und andere Index-Provider lehnen Anliegen von Unterzeichnern eines offenen Briefes ab. Scientific Beta kritisiert Argumente als nicht stichhaltig.
Der Index-Provider Scientific Beta hat MSCI für deren Standpunkt bezüglich der Inklusion kontroverser Waffen in Mainstream-Indizes scharf kritisiert. Aktuell 163 Investoren mit einem verwalteten Vermögen von 7,2 Billionen Dollar hatten in einem offenen Brief FTSE Russell, Morningstar, MSCI, S&P Dow Jones Indices und Stoxx aufgefordert, kontroverse Waffen aus deren Indizes zu exkludieren. In einer Antwort von MSCI hieß es darauf, dass marktkapitalgewichtete globale investierbare Benchmarks darauf abzielen sollten, das breitest mögliche Anlageuniversum abzubilden, das internationalen institutionellen Investoren zur Verfügung steht. Genau dieses Argument greift Scientific Beta an. In einem offenen Brief von CEO Noël Amenc an Swiss Sustainable Finance, die den Aufruf initiiert hatten, heißt es: „Es gibt keine praktischen oder akademischen Gründe für die von MSCI und vielen anderen Indexanbietern vorgetragene Idee, dass ein breiter, kapitalgewichteter Index das gesamte Anlageuniversum darstellen sollte und daher standardmäßig keinen ESG-Filter enthalten kann.“ Die vorgeschlagenen Ausschlüsse für umstrittene Waffen stellten ein sehr geringes Gewicht dar, welches weit unter den Ausschlüssen oder Gewichtsbeschränkungen liegt, die von allen Indexanbietern zur Gewährleistung der Liquidität und Investitionsfähigkeit ihrer globalen Cap-gewichteten Indizes angewandt werden.
Auch andere Index-Provider gegen Anliegen
Auch S&P Dow Jones Indices, FTSE Russell und STOXX haben gegenüber Investment & Pensions Europe Stellungen abgegeben und dabei das Anliegen der Initiative abgelehnt. So hieß es seitens S&P Dow Jones Indices, deren Philosophie bestünde darin, Investoren verschiedene Auswahlmöglichkeiten zu geben. FTSE Russell hat vor, eine seperate Version der Mainstream-Indizes zu entwickeln. Der deutsche Index-Provider STOXX verweist darauf, dass sie bereits eine Vielzahl an ESG-Indizes anbieten.
Aus Deutschland hatten die Bayerische Versorgungskammer, Metallrente, Pensionskasse Caritas, Steyler Ethik Bank und Verka den offenen Brief unterzeichnet. Anlagen in Unternehmen mit Bezug zu kontroversen Waffen verstießen schon heute gegen einige nationale Bestimmungen und internationale Konventionen, heißt es darin. Diese Unternehmen machten nur einen minimalen Teil der globalen Equity- und Fixed-Income-Indizes aus. Gleichzeitig bedeute dies für aktiv investierte Investoren, welche diese Indizes nachbilden wollen, die Aufnahme eines zusätzlichen Tracking Error sowie zusätzliche Kosten. Passive Investoren hätten meist keine Wahl, weil die Mehrheit der Strategien die Indizes ohne Ausschlüsse nachbilden. „Folglich tragen heute Anleger, die die Benchmarks der grossen Anbieter verwenden, zur Finanzierung von Unternehmen bei, die mit der Herstellung von kontroversen Waffen zu tun haben“, stellt der Brief fest.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Indizes | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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