Immobilien
11. April 2017

Konsortium um BVK und VKB investiert in Londoner Immobilienmarkt

Das Brexit-Votum schreckt die beiden Großanleger aus Bayern offenbar nicht ab. Damit sind sie nicht allein, wie eine weltweite Investorenstudie zeigt. Trotzdem: Deutschland hat Großbritannien als Immobilienmarkt Nummer eins in Europa erstmals den Rang abgelaufen.

Ein Konsortium aus großen Immobilieninvestoren Deutschlands, darunter die Bayerische Versorgungskammer (BVK) und die Versicherungskammer Bayern (VKB), hat am 7. April dieses Jahres auf dem britischen Immobilienmarkt zugeschlagen. Für einen Gesamtpreis von 330 Millionen Euro wurde das Olympia London Exhibition Centre von der börsennotierten Immobiliengesellschaft Capital & Counties Properties erworben, wie die Deutsche Finance International mitteilte. Die Investmentgesellschaft und Tochter der Deutschen Finance Group führt das Joint Venture von institutionellen Investoren an. Ziel der Deutschen Finance Group als verantwortlichem Investmentmanager sei es, beim Investment „Olympia London“ das langfristige Ertragspotenzial für die Investoren zu heben. „Die Akquisition markiert den gelungenen Auftakt in einer Reihe von interessanten Club Deals beziehungsweise Joint Ventures für institutionelle Investoren, an denen wir aktuell arbeiten“, erklärte Dr. Sven Neubauer, Investitionsvorstand der Deutschen Finance Group.
Während sich also einige deutsche Immobilieninvestoren, wie die BVK und VKB, nach wie vor auf den britischen Immobilienmarkt – namentlich London – wagen, scheint das Brexit-Votum auf andere Anleger Wirkung zu zeigen. Denn 2016 haben erstmals Immobilieninvestoren mehr Geld in deutsche als in britische Gebäude gesteckt. Wie eine Analyse des Beratungshauses PWC zeigt, ist Deutschland mit einem Handelsvolumen von 60,2 Milliarden Euro an Großbritannien vorbeigezogen. Auf der Insel wurden im vergangenen Jahr umgerechnet 59,9 Milliarden Euro gehandelt. „Diese neue Rangordnung dürfte auch 2017 Bestand haben. Denn Investoren setzen sich nach dem Brexit-Votum stärker denn je mit der Frage auseinander, wie sich die Europäische Union künftig entwickeln wird“, heißt es in dem Report „Emerging Trends in Real Estate – The Global Outlook for 2017“, den PWC gemeinsam mit dem Urban Land Institute auf der Messe MIPIM in Cannes vorgestellt hat. „Im Immobilienmarkt sind derzeit sichere Anlagemöglichkeiten gefragt. Da noch lange nicht klar ist, wie sich der Ausstieg Großbritanniens aus der Europäischen Union konkret gestaltet, steht Deutschland dank seiner wirtschaftlichen und politischen Stabilität bei Investoren besonders hoch im Kurs“, so Susanne Eickermann-Riepe, Real Estate Leader bei PWC Deutschland.
Fulminanter Jahresauftakt auf deutschem Immobilienmarkt.
Auch im ersten Quartal 2017 zeigt der deutsche Immobilienmarkt seine Stärke und ein ungebrochenes Interesse der Investoren. Im Gewerbeimmobilienbereich sind in den ersten drei Monaten 2017 Objekte in Höhe von insgesamt 12,6 Milliarden Euro über den Tisch gegangen. „Das ist das volumenmäßig beste jemals dokumentierte Quartal zu einem Jahresauftakt und gleichbedeutend einem Plus gegenüber dem ersten Quartal 2016 von fast 60 Prozent“, erklärte Timo Tschammler, CEO von JLL Deutschland. Besonders erwähnenswert sei hierbei, dass dieses Ergebnis ohne eine einzige Transaktion im Milliardenbereich erreicht wurde. Der größte Abschluss des Quartals war der Verkauf eines deutschlandweiten Logistikportfolios für rund 975 Millionen Euro, gefolgt von Transaktionen allesamt unterhalb der 300-Millionen-Grenze.
Die starke Nachfrage hat dafür gesorgt, dass die Anfangsrenditen auch zum Jahresbeginn weiter gesunken sind. Wie JLL feststellt, gaben die Spitzenrenditen für Büroimmobilien im Mittel über alle Big Seven gegenüber dem vierten Quartal 2016 um neun Basispunkte und gegenüber dem ersten Quartal 2016 um 66 Basispunkte auf 3,47 Prozent nach. Damit sind Büroimmobilien erstmals teurer als High-Street-Einzelhandelsimmobilien, für die die Rendite im Schnitt über alle sieben Hochburgen bei 3,48 Prozent liegt. „Zumindest bis zum Ende des Jahres sehen wir keine Trendumkehr. Büroimmobilien werden sich weiter verteuern und nochmals um voraussichtlich 15 Basispunkte nachgeben“, so Tschammler mit Blick auf die Renditeseite. Mittlerweile haben die Spitzenrenditen aller Städte der Big Seven eine Drei vor dem Komma. Auch der deutsche Wohnimmobilienmarkt ist schwungvoll ins neue Jahr gestartet. Das Transaktionsvolumen mit Wohnpaketen und Wohnanlagen ab einer Größenordnung von mindestens 50 Wohneinheiten lag mit 3,2 Milliarden Euro in den ersten drei Monaten rund 30 Prozent über dem Vorjahresquartalswert, wie eine Analyse des Immobilienberatungsunternehmens CBRE zeigt.
Investoren setzen weiter auf London 
Trotz des guten Jahresstarts könnte Deutschland seine Spitzenposition in Europa womöglich doch wieder an Großbritannien abgeben. Grund dafür ist die hohe Anziehungskraft von London, die nicht nur die BVK und VKB sehen und nutzen. Dies zeigt der jüngste Global Investor Intention Survey 2017 von CBRE, für den zwischen Ende Dezember 2016 und Anfang Februar 2017 rund 2.000 Investoren befragt wurden, darunter 501 aus Europa und 963 aus Amerika. Dabei zeigte sich zum einen, dass für das laufende Jahr weltweit rund 1,7 Billionen US-Dollar an „dry powder“ für Investments in Immobilien zur Verfügung stehen. Im europäischen Markt ist und bleibt für die befragten Anleger London die attraktivste Stadt für Immobilieninvestitionen. Als zweitbeliebteste Destination folgt die deutsche Hauptstadt. Im Vergleich zur Vorjahrstudie ist Berlin damit um zwei Plätze aufgestiegen. „Der Survey zeigt, dass sich Investoren – trotz der Unsicherheit bezüglich des Brexit – zunehmend für Großbritannien interessieren“, schreiben die Studienautoren von CBRE. Die beiden Großinvestoren aus Bayern müssen sich also auf einigen Wettbewerb um Objekte auf dem Londoner Immobilienmarkt einstellen.
portfolio institutionell newsflash 11.04.2017/Kerstin Bendix 
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