Traditionelle Anlagen
12. August 2016

Konsolidierung im Asset Management nimmt Fahrt auf

In der europäischen Asset-Management-Branche verdichten sich die Anzeichen für eine Konsolidierungswelle. Das betrifft beispielsweise die Allianz.

Die Münchner erwägen nach Angaben ihres Vorstandsvorsitzenden Oliver Bäte weitere Zukäufe von Vermögensverwaltern. Auch Finanzvorstand Dieter Wemmer signalisierte Interesse an weiteren Unternehmen. Am Rande der Präsentation der Halbjahreszahlen ließ Wemmer Anfang August durchblicken, dass der Versicherer Ausschau nach Start-ups oder anderen Gesellschaften halte, die passen könnten. Erst im Juni hatte die Tochter Allianz Global Investors (AGI) die Übernahme des Rentenfondsanbieters Rogge Global Partners abgeschlossen. Andreas Utermann, Global CIO und designierter CEO von AGI, sagte anlässlich der Transaktion: „Das Geschäft der beiden Unternehmen passt – sowohl vom Produktmix als auch von der Unternehmenskultur her – optimal zusammen. 
Mit weiteren möglichen Zukäufen stemmt sich die Allianz gegen die Mittelabflüsse bei ihrer US-Fondsgesellschaft Pimco; seit dem Weggang von Anleihen-Urgestein und Pimco-Gründer Bill Gross im September 2014 haben zahlreiche Großanleger der Fondsschmiede den Rücken gekehrt. Dadurch drohen die für die Allianz so wichtigen Einnahmen aus der Vermögensverwaltung wegzubrechen. Im zweiten Quartal dieses Jahres steuerte Pimco immerhin 384 Millionen Euro zum Betriebsergebnis der Allianz von insgesamt 2,35 Milliarden Euro bei. 
Im ersten Halbjahr 2016 summierten sich die Nettomittelabflüsse bei Pimco auf rund 28 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Allein im zweiten Quartal 2015 flossen netto 29 Milliarden Euro ab. Angesichts boomender Rentenmärkte ist das von den US-Amerikanern verwaltete Vermögen im zweiten Quartal dennoch von 963 auf 995 Milliarden Euro gestiegen. Auch dank der erstmaligen Konsolidierung von Rogge Global Partners bei AGI, die ihrerseits leichte Nettomittelabflüsse verbuchte, kann die Allianz beim Drittgeschäft in der Vermögensverwaltung durchatmen. Inklusive der 31 Milliarden Euro, die die Rogge-Konsolidierung einbringt, stieg das von AGI per 30. Juni verwaltete Vermögen um zwölf Prozent auf 311 Milliarden Euro. Was mögliche Akquisitionen betrifft, betonte Bäte, dass sich auch im Asset-Management-Geschäft die Geschäftsgrundlagen aufgrund der Manipulation von Zinsen und der Kapitalmärkte durch die Zentralbank fundamental verändert hätten. Der Kostendruck nehme zu. 
Konsolidierung erfasst auch Alpenrepubliken 
Auf Einkaufstour und ebenfalls mit Mittelabflüssen konfrontiert, ist der Schweizer Vermögensverwalter Gam. Die Eidgenossen stehen vor der Übernahme des britischen Konkurrenten Cantab Capital Partners mit einem verwalteten Vermögen von vier Milliarden Dollar. Gam bezahlt im Zuge der laufenden Transaktion zunächst 217 Millionen Dollar in bar. Hinzu kommen Zahlungen, die von den künftigen Vermögensverwaltungserträgen abhängen. Und was die Häuser Raiffeisen und Vontobel betrifft: Dort strebt man eine verstärkte Zusammenarbeit im Asset Management an. Eine Vereinbarung der beiden Parteien aus Österreich beziehungsweise der Schweiz besagt, dass Vontobel von Raiffeisen die Asset-Management-Tochter Vescore übernehmen werde. So sollen bei nachhaltigen und quantitativen Anlagen Investmentkompetenzen ausgebaut werden. 
Gescheitert ist indessen die Fusion der Asset-Management-Ableger von Unicredit (Pioneer) und der spanischen Banco Santander. Wegen regulatorischer Hürden sehe man sich außer Stande, das Vorhaben in einer angemessenen Zeit zu arrangieren, sagt Unicredit. Die Italiener erwägen nun einen Börsengang von Pioneer. 
portfolio institutionell 12.08.2016/Tobias Bürger
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