KMU-Anleihen: Weniger Emissionen, mehr Volumen
Im ersten Halbjahr 2023 gab es lediglich acht Emissionen, meist Refinanzierungen. Durchschnittlicher Kupon steigt deutlich auf 8,77 Prozent.
Die Geopolitik und der Zinsanstieg hinterlassen ihre Spuren am KMU-Anleihenmarkt. So gab es im vergangenen Halbjahr nur acht Emissionen, davon waren sieben Refinanzierungen. Das platzierte Volumen betrug 283,5 Millionen Euro, was einem Anstieg von 14,5 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 entspricht. Dabei liege der KMU-Anleihenmarkt stabil auf niedrigem Niveau, schreibt der Investor-Relations-Berater IR.on AG in einer Studie zum ersten Halbjahr 2023. Im Vorjahreszeitraum hatte es neun Emissionen gegeben.
Energiebranche dominiert
Die Emittenten kamen aus fünf Branchen. Wie schon im ersten Halbjahr des Vorjahres war die Energiebranche Spitzenreiter mit 50 Prozent des Emissionsvolumens. Drei Anleihen wurden von börsennotierten Unternehmen begeben, von denen zwei vollplatziert wurden, von den fünf Anleihen, die von nicht-börsennotierten Unternehmen begeben wurden, konnten nur zwei Anleihen (40 Prozent) vollplatziert werden. Insgesamt konnten knapp 93 Prozent des Zielvolumens (305 Millionen Euro) platziert werden.
Von 6,77 auf 8,77 Prozent
Infolge der gestiegenen Zinsen erhöhte sich der durchschnittliche Kupon der emittierten Anleihen deutlich auf 8,77 Prozent per annum (2022: 6,77 Prozent), wie die von IR.on AG durchgeführte Analyse des ersten Halbjahres 2023 am deutschen KMU-Anleihemarkt ergibt.
Bei drei Anleihen (37,5 Prozent) lag das platzierte Volumen bei bis zu zehn Millionen Euro, zwei Anleihen (25 Prozent) kamen auf ein Volumen von elf bis 30 Millionen Euro. Weitere zwei Anleihen (25 Prozent) entfielen auf ein Volumen zwischen 31 und 50 Millionen Euro und eine Anleihe kam auf ein Volumen von über 100 Millionen Euro.
Drei Anleihen auch als Nordic Bond begeben
Interessant erscheint auch, dass Emittenten versuchen, sich zusätzlich im Ausland Kapital zu beschaffen. So wurden im laufenden Jahr bislang drei der im Freiverkehr der Frankfurter Wertpapierbörse gelisteten insgesamt acht Anleihen zusätzlich als Nordic Bond an der Börse Oslo im Segment Nordic ABM gelistet (DEAG Deutsche Entertainment AG, Hörmann Industries GmbH und Mutares SE & Co. KGaA).
Fünf Restrukturierungen, ein Ausfall
Zudem gab es im ersten Halbjahr bei ausstehenden Anleihen fünf Restrukturierungen, darunter von Hertha BSC GmbH & Co. KGaA, Gerry Weber International und der Stern Immobilien AG. Die Restrukturierungen beliefen sich auf Anleihen mit einem Gesamtvolumen von 196 Millionen Euro – ein Rückgang gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 (228 Millionen Euro). Es kam zudem auch zu einem Ausfall. Das betraf laut IR.on Anleihen im Wert von 125 Millionen Euro der Evan Group plc. Im ersten Halbjahr 2022 hatten Ausfälle ein Volumen von 140 Millionen Euro gehabt.
„Valide Finanzierungsalternative“
„Trotz des herausfordernden Kapitalmarktumfelds haben wir einige erfolgreiche Emissionen im ersten Halbjahr gesehen, darunter primär Refinanzierungen oder Folgeemissionen von etablierten Emittenten“, so Frederic Hilke, Senior Berater und Head of IR Consulting der IR.on AG. „Damit hat sich der KMU-Anleihemarkt zumindest auf niedrigem Niveau behauptet und bleibt eine valide Finanzierungsalternative für mittelständische Unternehmen.“
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Fixed Income | KMU | Unternehmensanleihen
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