KMU-Anleihen: Kupons im Schnitt bei 8,64 Prozent
24 Emissionen in 2023. Platziertes Volumen steigt um gut ein Drittel auf 788 Millionen Euro, Ausfallvolumen mehr als verdoppelt.
Die Kupons sind im Marktdurchschnitt deutlich gestiegen, die Ausfälle aber auch: Im Vergleich zum Jahr 2022 mit 148 Millionen Euro summierten sie sich auf 340 Millionen Euro in 2023 und haben sich damit mehr als verdoppelt. Trotzdem spricht die Investor-Relations-Beratung IR.on AG von einer leichten Erholung des Marktes für KMU-Anleihen im vergangenen Jahr. „Die Zahl der Emissionen bewegte sich auf dem Niveau des Vorjahres, während das bei Investoren platzierte Volumen um gut ein Drittel zulegen konnte. Der durchschnittliche jährliche Kupon erhöhte sich erwartungsgemäß im Zuge des gestiegenen Zinsniveaus um knapp 190 Basispunkte auf 8,64 Prozent (2022: 6,77 Prozent).“
Insgesamt wurden laut der IR.on-Erhebung in 2023 24 KMU-Anleihen (2022: 23 Anleihen) von 23 Unternehmen mit einem Zielvolumen von 983 Millionen Euro begeben. Von den 24 Emissionen entfielen 19 auf Folgeemissionen und lediglich fünf auf Debütanleihen. Das platzierte Volumen stieg um 34 Prozent auf 788 Millionen Euro, was einer Platzierungsquote von knapp 80 Prozent entspricht. Ausgelöst durch vier Insolvenzen, darunter der Modekonzern Gerry Weber und der Immobilienentwickler Euroboden, stieg auch das Ausfallvolumen – auf besagte 340 Millionen Euro (2022: 148 Millionen Euro).
Nachhaltige Produkte mit Kupon von im Schnitt 8 Prozent
Auch wurde zum ersten Mal erhoben, wie hoch der Anteil nachhaltiger Schuldverschreibungen war: Er lag bei 25 Prozent. Unter dem Begriff „nachhaltig“ werden der Untersuchung zufolge alle KMU-Anleihen aufgeführt, die einen ICMA-Standard oder einen vergleichbaren Standard befolgen und für die ein Rating und/oder eine SPO (Second Party Opinion) vorliegt. Im Gesamtjahr 2023 konnten sechs nachhaltige Anleihen identifiziert werden, die mehrheitlich eine SPO von Imug Rating aufwiesen (vier von sechs Anleihen). Der durchschnittliche jährliche Kupon lag mit 8,00 Prozent unter dem durchschnittlichen Zinsniveau aller KMU-Anleihen (8,64 Prozent).
„Trotz des deutlich gestiegenen Zinsniveaus und der entsprechend erheblich höheren Kupons hat sich der KMU-Anleihemarkt auf niedrigem Niveau behauptet“, so Frederic Hilke, Senior Berater und Head of IR Consulting der IR.on AG. „Gerade die erfolgreichen Folgeemissionen etablierter Emittenten sind ein wichtiger Indikator, dass der Markt weiterhin aufnahmefähig ist und in Zeiten restriktiver Kreditvergabe ein etablierter Finanzierungskanal für mittelständische Unternehmen bleibt. Neuemittenten haben den Markt aufgrund erhöhter Risikoprämien im vergangenen Jahr entweder gemieden oder hatten einen schweren Stand.“
Am Primärmarkt dominiert Energiesektor
Die 24 Anleihen der 23 KMU-Anleiheemittenten verteilten sich im Jahr 2023, wie auch im Vorjahr, auf acht verschiedene Branchen. Die Energiebranche dominierte erneut den Primärmarkt für KMU-Anleihen. Insgesamt wurden acht Anleihen von Unternehmen aus diesem Sektor begeben, gefolgt von den Finanzdienstleistungen (fünf Emissionen) und der Immobilienbranche mit vier Emissionen.
Zum Ausblick für 2024 hat die IR.on AG neun im KMU-Segment aktive Emissionshäuser befragt. Im Durchschnitt erwarten diese für das laufende Jahr im Durchschnitt 22 Emissionen. Wesentliche Gründe für eine zurückhaltende Prognose sind die weiterhin mit Herausforderungen konfrontierten Emittenten aus dem Immobiliensektor sowie die auf einem hohen Niveau stagnierenden Kupons.
In puncto Kuponentwicklung zeigt sich ein gemischtes Bild. Vier der neun Befragten gehen für 2024 von gleichbleibenden Zinssätzen aus. Drei Emissionshäuser rechnen mit sinkenden Kupons, während die übrigen zwei von steigenden Kupons ausgehen. Sieben der neun Emissionshäuser gehen davon aus, dass in 2024 ein Anteil von mindestens 30 Prozent auf nachhaltige Anleihen entfallen wird.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Green Bonds | KMU | Mittelstandsanleihen | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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