Strategien
2. Juli 2021

Klima-Selbstverpflichtung des Finanzsektors zieht Bilanz

Ausrichtung der Portfolien auf Pariser Klimaziele. Messziele für 2022 als umsetzbar eingeschätzt.

Vor einem Jahr startete die Klima-Selbstverpflichtung des deutschen Finanzsektors, nun ziehen die Unterzeichner eine erste Bilanz ihres Schaffens. Mit der Unterzeichnung zum 30. Juni 2020 verpflichteten sich die die Finanzunternehmen – darunter auf Seite der Altersvorsorgeeinrichtungen die Hannoverschen Kassen und die Verka Pensionskasse – ihre Kredit- und Investmentportfolien im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens auszurichten. Durch die vereinbarte Messung, Veröffentlichung und Zielsetzung zur Reduzierung der mit den Kredit- und Investmentportfolios verbundenen Emissionen, will der Finanzsektor einen Klimaschutzbeitrag leisten und eine nachhaltige und zukunftsfähige Weiterentwicklung der Wirtschaft unterstütze, heißt es in einer zu diesem Anlass herausgegebenen Pressemitteilung der Triodos Bank. Ein Jahr nach Unterzeichnung der Selbstverpflichtung berichtet sie von Fortschritten bei der Umsetzung der Selbstverpflichtung. Aufgrund der teils stark abweichenden Ausgangslagen seien die Fortschritte zum jetzigen Zeitpunkt zwar kaum miteinander vergleichbar. Das Hauptziel, die Implementierung von Methoden zur Messung und die Festlegung von konkreten, wissenschaftsbasierten Zielen bis Ende 2022, wird jedoch von allen Häusern als umsetzbar eingeschätzt. Zur Messung der Klimaauswirkungen nutzen die Unterzeichner verschiedene Methoden. Der Großteil habe sich dazu in einem ersten Schritt auf die Bestimmung des Fußabdrucks ihrer Kredit- und Investmentportfolien konzentriert. Methoden zur Bestimmung von Zielen, zur Bewertung von Portfolios in Bezug zu den Klimazielen und zur Steuerung von Portfolios oder Kreditvergabe stehen oft noch am Anfang. Erste Häuser setzten sich hierzu bereits mit wissenschaftsbasierten Zielsetzungen auseinander; einzelne haben bereits konkrete Zeitpunkte zur Veröffentlichung, zum Beispiel im Rahmen der Science Based Targets Initiative, angekündigt.

In dem Bündnis  derzeit vertreten sind 19 Unternehmen, allen voran Banken. Zu den Erstunterzeichnern gehören verschiedene Nachhaltigkeitsbanken sowie Landesbanken wie die LBBW, Geschäftsbanken wie zum Beispiel die Commerzbank und die Deutsche Bank, aber auch Altersvorsorgeeinrichtungen. Sie repräsentieren über 47 Millionen Kunden in Deutschland sowie ein verwaltetes Vermögen von knapp sechs Billionen Euro. Seit dem Start im Juni 2020 kamen mit der DZ BANK, der Münchner Verein Versicherungsgruppe und der National-Bank weitere Unterzeichner hinzu.

CSRD reicht nicht aus

In der Erhebung klimabezogener Daten und deren Qualität als Grundlage für die Steuerung der Portfolien sieht die Initiative eine zentrale Herausforderung. Die neue geplant Corporate Sustainability Reporting Directive sieht sie als einen weiteren Schritt auf europäischer Ebene zur Lösung des Problems, der aber nicht ausreiche. Zudem berichtet die Initiative von verschiedenen Kooperationen. In den letzten zwölf Monaten sind im deutschen Markt verschiedene Projekte zur Unterstützung von Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele entstanden, an denen aus dem Kreis der Unterzeichner in verschiedener Form mitgewirkt wird: Es wurde zum Beispiel die Net Zero Banking Alliance Germany, welche vom Green und Sustainable Finance Cluster unterstützt wird, ins Leben gerufen, um vorwettbewerbliche Grundlagen und Steuerungsansätze für klimaneutrale Investitions- und Kreditportfolios zu entwickeln. Unter den Erstunterzeichnern der Net Zero Banking Alliance (seit April 2021) finden sich viele der Unterzeichner der deutschen Klima-Selbstverpflichtung.

Weiterentwicklung von Bewertungssystemen

Außerdem bieten mit dem BMU geförderten Projekt „Pathways to Paris“ die Co-Initiatoren der Klima-Selbstverpflichtung, WWF Deutschland, und PwC Deutschland eine Plattform, auf der Realwirtschaft, Finanzsektor und Wissenschaft den notwendigen Diskurs führen können. Reflektiert werde der aktuelle Stand bei der Entwicklung emissionsarmer Technologien und Alternativen. Zudem würden Bewertungssysteme weiterentwickelt, die Hilfestellung bieten, diese Technologien aus finanzwirtschaftlicher Perspektive einzustufen. Drittens unterstützen die Partnership for Carbon Accounting Financials (PCAF), eine global tätige Brancheninitiative zur Standardisierung der Messung von Treibhausgasemissionen für den Finanzsektor, und der Verein für Umweltmanagement und Nachhaltigkeit in Finanzinstituten e. V. (VfU), im Rahmen ihrer Kooperation Finanzinstitute in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein bei der Messung und Offenlegung der finanzierten Emissionen ihrer Portfolios.

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