Klima beeinflusst Asset Allocation
Blackrock: Versicherer wollen mehr Private Assets und mehr ETFs. Digitale Transformation von großer Bedeutung.
Klimarisiken sind Anlagerisiken – davon sind 95 Prozent der Versicherer weltweit überzeugt. Dies geht aus einer globalen Umfrage von Blackrock hervor. Laut dem Global Insurance Report stehen bei Versicherern vor dem Hintergrund wachsender Klimarisiken drei Themen ganz oben auf der Agenda: nachhaltige Investments, Diversifizierung in höher rentierende Anlagen und digitale Transformation. Blackrock befragte 362 Manager von Versicherungsgesellschaften in 26 Ländern mit einem verwalteten Vermögen von insgesamt 27 Billionen US-Dollar zu ihren Anlageabsichten und Geschäftsprioritäten im kommenden Jahr.
Wie aus der Umfrage hervorgeht, dürften Klimarisiken in den kommenden zwei Jahren deutlich die Portfoliokonstruktion beeinflussen. Charles Hatami, Global Head der Financial Institutions Group and Financial Markets Advisory bei Blackrock, sagt: „Nahezu alle Versicherer betrachten das Klimarisiko als Anlagerisiko. Deshalb positionieren sie ihre Anlageportfolios so, dass sie diese Risiken mindern und gleichzeitig die Chancen, die sich aus der Umstellung auf eine Netto-Null-Wirtschaft ergeben, nutzen können. Die wachsende Bedeutung, die Versicherer dem Thema Nachhaltigkeit schenken, sollte die gesamte Investmentbranche wachrütteln.“
Nachhaltigkeit im Brennpunkt
Darin, dass nachhaltiges Investieren für globale Versicherungskonzerne zusehends wichtiger wird, sehen die Studienautoren „ein Zeichen für die Neuverteilung von Anlagegeldern tektonischen Ausmaßes“. Die Hälfte der Befragten begründete die Neuausrichtung bestehender Assets auf nachhaltige Anlagen mit deren Fähigkeit, eine höhere risikobereinigte Performance zu erzielen. Weiter gab knapp die Hälfte der Befragten an, dass sie in den letzten zwölf Monaten mindestens eine Anlagechance wegen ESG-Bedenken abgelehnt hätten.
Suche nach Rendite
Ein weiterer dominanter Trend, der aus der Studie von Blackrock hervorgeht, ist die Notwendigkeit, in höher rentierende Anlagen zu diversifizieren. So rechnen 60 Prozent der Versicherer damit, in den kommenden zwei Jahren ihr Risiko-Exposure zu erhöhen. Das ist der höchste Prozentsatz seit 2015, seitdem Blackrock diese Daten erfasst. Der Anstieg scheint auch notwendig zu sein. Denn das anhaltende Niedrigzinsumfeld zwingt Versicherer, auf der Suche nach Renditen verstärkt Investitionen in alternative Anlagen und höher verzinslichen Anleihen zu erwägen. Aufgrund des höheren Diversifizierungs- und Renditepotenzials ändern sich die Allokationen insbesondere im Bereich der Privatmarktanlagen. Die Versicherer gaben an, dass sie 2023 durchschnittlich rund 14 Prozent ihres Gesamtportfolios an Privatmärkten investieren wollten. Heute sind es nur etwa elf Prozent. Keiner der Befragten plant eine strategische Allokation in Private Markets unter fünf Prozent.
Angesichts der steigenden Risikobereitschaft der Branche stellt sich jedoch die Frage der Liquidität. Deshalb wollen 41 Prozent der Versicherer, ihre Cash-Allokationen im nächsten Jahr erhöhen. ETFs gelten ebenfalls als wirksames Instrument für das Liquiditätsmanagement und die Renditesteigerung. 87 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Liquiditätsmanagement in den kommenden ein bis zwei Jahren ein wesentlicher Grund für die Erhöhung der Allokation in ETFs sein könne.
Digitalisierung ist Trumpf
Die Beschleunigung des digitalen Wandels ist laut der Studie für Versicherer aufgrund der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie ebenfalls eine Priorität. Knapp zwei Drittel der Befragten wollen in den nächsten zwei Jahren mehr in Technologie investieren. Vor dem Hintergrund des Wettbewerbs, der regulatorischen Komplexität und des wirtschaftlichen Umfelds wendet sich die Branche insbesondere dem integrierten Asset and Liability Management (ALM) zu. Im Lauf der nächsten beiden Jahre planen 56 Prozent der Befragten, sich auf die ALM-Integration zu konzentrieren, wobei 45 Prozent davon das Multi-Asset-Risikomanagement priorisieren. Dieser Entscheidung liegt die Notwendigkeit zugrunde, die Anlagen zu diversifizieren, insbesondere an den Privatmärkten. Deshalb braucht es eine einheitliche technologische Lösung, mit der man die Übersicht über das gesamte Spektrum der Anlageklassen im Portfolio behält.
Die Digitalisierung spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es um die Ambitionen in Richtung Netto-Null geht: 41 Prozent der Befragten bestätigten, sie wollten stärker in Technologien investieren, die Klimarisiken und Klimakennzahlen berücksichtigen. Das ist ein klares Zeichen dafür, dass Analysen von Anlagen, die für den Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft geeignet sind, in den kommenden Jahren eine Priorität darstellen.
Anna Khazen, Head of Blackrock’s Financial Institutions Group for EMEA bei BlackRock, ergänzt: „Seitdem wir den Global Insurance Report veröffentlichen, ist eine branchenweite Transformation zu beobachten. Technologie, Nachhaltigkeit und regulatorische Komplexität beeinflussen die Anlageprioritäten der Versicherer heute deutlich stärker als vor zehn Jahren. Ein umfassender, transparenter Überblick über das dynamische Portfoliorisiko, insbesondere das klimabedingte Risiko, ist heute nicht nur ein Wettbewerbsvorteil für eine Versicherungsgesellschaft, sondern schlichtweg eine Notwendigkeit.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Alternative Anlagen | Asset Liability Management (ALM) | Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Strategische Asset Allocation (SAA)
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