Strategien
14. Februar 2018

Kleine Ursache, große Wirkung

Impact Investing ist auf dem Sprung aus der Illiquidität und aus lokalen Projekten. Wenn Stiftungen und Kirchen über Aktien nicht nur eine finanzielle Performance, sondern auch eine ethische und ökologische Wirkung suchen, lassen sich nachhaltige Ziele auch auf globaler Ebene verwirklichen.

„Ihr Vermögen türmt sich auf, türmt sich auf wie eine Lawine. Sie müssen damit Schritt halten! Sie müssen es schneller verteilen, als es wächst! Wenn Sie es nicht tun, wird es Sie und ihre Kinder und Kindeskinder erdrücken.“ Mit diesen dramatischen Worten warnte vor über 100 Jahren ein Pfarrer den Milliardär John D. Rockefeller vor einem Luxusproblem der besonderen Art.
Die Warnung hinterließ Wirkung, 1913 wurde die Rockefeller Foundation gegründet. Seitdem folgt die Stiftung dem Zweck, das „Wohl der Menschheit auf der ganzen Welt“ zu fördern. Der lange Erfahrungshorizont mit mildtätigen Zwecken trug wohl auch dazu bei, dass es diese Foundation war, die 2007 den Terminus „Impact Investing“ kreierte. Die Impact-Investing-Idee: mit der Vermögensanlage sowohl finanzielle Renditen als auch soziale und ökologische Wirkung zu erzielen. Dies ist nicht zuletzt für Stiftungen interessant, die nicht nur über Fördermittel, sondern auch über Investments versuchen können, den speziellen Stiftungszwecken nachzukommen.
Im Nachhaltigkeits-Kanon gelten Impact Investments wegen ihrer Gleichgewichtung von finanziellen und nachhaltigen Zielen als Weiterentwicklung von Responsible Investments, ESG- und Themen-Investments. Nicht zuletzt dem Niedrigzinsumfeld dürfte es geschuldet sein, dass sich Impact Investments zum Dernier Cri der nachhaltigen Kapitalanlage gemausert haben. Gerade wenn es immer schwerer fällt, adäquate Fördermittel zu erwirtschaften, so möchte man dies umso mehr dadurch kompensieren, zumindest dem Stiftungszweck entsprechend zu investieren.
Wie eine Untersuchung des Bundesverbands Deutscher Stiftungen zeigt, erwarten nur noch zwei Drittel der Stiftungen Renditen über der Jahresinflationsrate. „Aber das bedeutet nicht, dass Stiftungen weniger für die Gesellschaft tun können. Im Gegenteil: Sie können zusätzlich über ihr Vermögen selbst noch viel mehr Wirkung entfalten“, sagte Felix Oldenburg, Generalsekretär des Bundesverbandes, auf dem diesjährigen Stiftungstag in Osnabrück. Naheliegend sind Erneuerbare Energien für ökologisch ausgerichtete Stiftungen oder Investments in Sozialeinrichtungen oder in Microfinance seitens Stiftungen mit eher gesellschaftlicher Ausrichtung.
Laut der Eurosif-Studie 2016 sind Impact Investments die am schnellsten wachsende nachhaltige Anlagestrategie. Ihr Volumen ist laut dem European Sustainable and Responsible Investment Forum von 20 Milliarden Euro im Jahr 2013 auf nun 98 Milliarden Euro angestiegen. Führend sind in dieser Nachhaltigkeitsdisziplin die Niederlande mit Impact Investments in Höhe von 40 Milliarden Euro. Bekannt ist der dortige Markt dafür, dass er zu einem großen Teil von sehr großen Pensionsfonds und Versicherungen dominiert wird. Diese repräsentieren laut dem niederländischen Nachhaltigkeitsverband VBDO fast 90 Prozent des Markts für Impact Investments. Das Global Impact Investing Network, GIIN, schätzt das weltweit mit dieser doppelten Zielrichtung angelegte Vermögen auf 144 Milliarden Dollar.
Auch hierzulande gibt es Beispiele für wirkungsorientiertes Investieren. Der Bundesverband Deutscher Stiftungen verweist beispielsweise auf die Familie Werner und Anita Otto Stiftung, die sich dem Natur- und Umweltschutz verschrieben hat. Zum Vermögen der Stiftung gehört ein 45 Hektar großer See nördlich von Berlin. Finanziell profitiert die Stiftung dabei von der Verpachtung der dem See vorgelagerten Grundstücke. Die Bürgerstiftung Braunschweig plant, mittels eines Immobilienfonds Immobilien zu kaufen oder zu bauen, die idealerweise einen gesellschaftlichen Beitrag leisten und Studentenwohnheime, Kitas oder Sozialimmobilien realisieren und damit auch dem Stiftungszweck entsprechen.
Wer sich als größere Stiftung bereits stark mit Impact Investing beschäftigt hat, ist die BMW-Stiftung. Die BMW-Stiftung will mit der Fördereinheit und dem Kapital eine maximale Wirkung erzielen. Dies berichtete die Projektmanagerin Mareike van Oosting auf dem diesjährigen Stiftungstag. In einer Pilotphase wurde demnach auf der Vermögensseite ein kleines Impact-Investing-Portfolio aufgebaut. „Wir sind ganz pragmatisch in kleinen Schritten vorgegangen. Wir haben inhouse Kompetenzen aufgebaut, mit externen Beratern zusammengearbeitet und über unser Netzwerk nach Organisationen gesucht, die wir schon länger begleiten und vielleicht auf der Förderseite schon unterstützt haben und bei denen wir ab einem gewissen Zeitpunkt entschieden haben, dass es eine Möglichkeit gibt, dort mit Investmentkapital in die Skalierungsphase hineinzugeben“, berichtete van Oosting. Dies sei ein spannender Prozess mit vielen „Learnings“ gewesen.
In der nächsten Phase will die BMW Foundation Herbert Quandt ihr Impact Investing stärker professionalisieren und internationalisieren. Bereits zuvor kündigte der Vorsitzende des Stiftungskuratoriums, Joachim Milberg, an, dass ein Ziel der Stiftung auch darin bestehe, einen Fonds zu entwickeln, um das Feld der wirkungsorientierten Vermögensanlage und des Impact Investing auszubauen.

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