Kernsanierung bei KZVK in Köln
Fehlbetrag von 5,5 Milliarden Euro und Kapitaldeckungsgrad von 74 Prozent: Finanzierungsbeiträge und Reformpaket sollen es richten.
„Die anhaltende Null- oder Negativverzinsung von Staatsanleihen führt bei der KZVK wie bei vielen Pensionskassen mit Auszahlungsverpflichtungen zu einem Anpassungsbedarf sowohl bei der Anlagepolitik als auch langfristig bei den Arbeitgeber-Beiträgen", sagte Michael Klass, Vorstand der KZVK in Köln, in einer Stellungnahme. Der Bedarf zu einer Anpassung entstand bei der kirchlichen Versorgungskasse spätestens im vergangenen Herbst. Wie die FAZ in ihrer Ausgabe vom Donnerstag schrieb, stellte sich damals heraus, dass die Bilanz der KZVK einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von 5,5 Milliarden Euro aufweist. Laut Jahresbericht 2014 schrumpfte der Kapitaldeckungsgrad von 95 Prozent im Vorjahr auf 74,4 Prozent. Die Bilanzsumme lag Ende 2014 bei 22,7 Milliarden Euro, die Kapitalanlagen in Summe bei 16,8 Milliarden Euro und abgeschlossen wurde das Jahr mit einem Jahresfehlbetrag von fünf Milliarden Euro.
Träger der katholischen Einrichtung mit Sitz in Köln ist der Verband der Diözesen Deutschlands. Die KZVK hat die Aufgabe, „Dienstnehmern“ des kirchlichen und kirchlich-karitativen Dienstes eine Zusatzversorgung nach den für Angestellte im öffentlichen Dienst geltenden Grundsätzen zu gewähren. Im August 2014 übernahm Dr. Thomas Treptow als neues Vorstandsmitglied die Kapitalanlagen. Er folgte auf Bernd Franken, der Ende 2013 aus dem KZVK-Vorstand ausschied, um zur Ärzteversorgung Nordrhein zu wechseln. Seit 2009 bekleidet Dr. Claudia Leimkühler das Ressort Controlling/Rechnungswesen. Im Juli 2015 wurde sie als Vorstandssprecherin von Michael Klass abgelöst, gehört aber offiziell immer noch dem Vorstand an. Für 2015 wird ebenfalls mit einem Jahresfehlbetrag gerechnet.
Entstanden – zumindest technisch – ist die Deckungslücke durch eine wegen des Zinsniveaus nötige Anpassung des Rechnungszinses. Dieser wurde von 5,25 auf 3,25 Prozent gesenkt. „Dies führte zu einer realitätsnahen Neubewertung der Verpflichtungen und damit zu einem geringeren Kapitaldeckungsgrad, da sich der Wert der Verpflichtungen erhöht“, teilte der Vorstand im Geschäftsbericht 2014 mit. Die lang anhaltende Niedrigzinsphase mit derzeit historischen Tiefständen der Renditen sicherer Wertpapiere macht eine weitere Anpassung der Bewertung und damit auch der Finanzierung der Zahlungsverpflichtungen erforderlich, so die KZVK. Der bilanzielle Ausweis erfolge entsprechend mit der Konsequenz eines um etwa fünf Milliarden Euro anwachsenden Fehlbetrages. Darüber, wie realitätsnah die Bewertung der Verpflichtungen nun ausfällt, lässt sich streiten. Bei Dax-Unternehmen lag der IAS-Rechnungszins 2014 bei etwa zwei Prozent. Würde man diesen Wert auch für die KZVK anwenden, wäre der Sanierungsfall noch größer.
Offenbar wurden bereits 2002 die Weichen falsch gestellt, als das damalige Gesamtversorgungssystem auf ein beitragsorientiertes Punktemodell umgestellt wurde. Bei Renditen sicherer Wertpapiere von um die acht Prozent und teilweise mehr, so die KZVK, wurden in der damaligen Hochzinsphase Leistungen auf der Grundlage einer erwarteten Verzinsung von mehr als 6,25 Prozent zugesagt. Diese sportliche Zusage war durch die Entwicklungen der Zinsrenditen und der Demografie nicht haltbar und die Kasse erhöhte in der Folge Beiträge sowie Sanierungsgeldsätze und senkte 2014 den Rechnungszins für die Ermittlung der Deckungsrückstellung auf 3,25 Prozent. Zudem wurde im Berichtsjahr beschlossen, die Beiträge in der Pflichtversicherung von 4,8 Prozent ab 2016 stufenweise bis 2024 auf 7,1 Prozent anzuheben. Im März 2016 musste die KZVK jedoch mitteilen, infolge des Urteils des Bundesgerichtshofs vom 9. Dezember 2015 in Zukunft keine Sanierungsgelder mehr zu erheben. Zudem wurde ein Prozess zur Rückabwicklung von Sanierungsgeldzahlungen angestoßen. Dafür müssen nach FAZ-Informationen mehr als eine Milliarde Euro ausgekehrt werden. Ihr gegebenes Leistungsversprechen will die Kasse jedoch einhalten.
Richten soll es das Instrument „Finanzierungsbeitrag“ und ein Reformpaket. Dessen Bestandteile sind die Formulierung einer renditestärkeren, risikoorientierteren Anlagepolitik sowie die Entwicklung von Szenarien für eine langfristige Finanzierung der Verbindlichkeiten. Noch im Jahr 2014 wurden jedoch entsprechend der bestehenden Anlagepolitik der KZVK die Zuflüsse und Erlöse aus endfälligen Wertpapieren überwiegend in Wertpapiere mit sehr hoher Kreditqualität investiert. Im Wesentlichen verteilten sich die Neuanlagen auf Inhaberschuldverschreibungen diverser Staaten und Schuldscheinforderungen diverser deutscher Bundesländer. Die Aktienquote liegt zu Buchwerten bei etwa zwölf Prozent. Die Nettoverzinsung der KZVK lag – einer konservativen Allokation entsprechend – 2014 bei 3,3 und in den Vorjahren bei etwa vier Prozent. Darüber hinaus wird auch an einem „Vorschlag für eine gestärkte Organ- und Aufsichtsstruktur gearbeitet, der noch in diesem Jahr den Gremien und der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands zur Abstimmung vorgelegt werden soll“. Im Verwaltungsrat waren 2014 unter anderem Kindergartenleiter, Fachkrankenpfleger und ein Arzt vertreten.
EZVK sieht keine Parallelen
Zuletzt machten kirchliche Zusatzversorgungskassen im Oktober 2015 von sich reden, als sich der Stiftungsrat der Kirchlichen Zusatzversorgungskasse (KZVK) Baden für eine Fusion mit der EZVK in Darmstadt entschied. Das Aufsichtsgremium der KZVK sei der Überzeugung gewesen, dass die Fusion mit der größeren EZVK die besten Möglichkeiten für eine dauerhaft stabile Zukunft bietet. Sowohl die KZVK in Baden als auch die KZVK in Köln sind nach Informationen von portfolio institutionell von RMC beraten worden. Als Reaktion auf den FAZ-Artikel strich die EZVK heraus, dass die darin erhobenen Vorwürfe nicht auf die EZVK übertragen werden können. So würden sich die Aufsichtsstrukturen der EZVK „deutlich“ von der KZVK Köln unterscheiden. Die EZVK verfüge mit Verwaltungsrat, Aufsichtsrat und Vorstand bereits seit vielen Jahren über drei Organe mit eindeutigen Zuständigkeiten und einer an der Privatwirtschaft angelehnten Aufgabenteilung.
portfolio institutionell newsflash 25.04.2016/Patrick Eisele
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