Katholische Investoren fordern Regenwald-Schutz von Brasilien
Engagement-Dialog adressiert ökologische und soziale Probleme. Divestment von brasilianischen Staatsanleihen möglicher Schritt.
Ein weltweites Bündnis katholischer Investoren hat sich in einem Brief an die brasilianische Regierung gewandt, um gegen die fortschreitende Abholzung des brasilianischen Regenwalds zu protestieren. Dabei führt die Bank für Kirche und Caritas (BKC) gemeinsam mit der brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) und dem katholischen Klimaschutznetzwerk Global Catholic Climate Movement (GCCM) eine internationale Gruppe von knapp 100 katholischen Institutionen aus 18 Ländern an, um die brasilianische Regierung zu einem stärkeren Schutz des Amazonas-Regenwaldes und der dort lebenden indigenen Bevölkerung zu bewegen. Das weltweit erste Engagement dieser Größenordnung katholischer Investoren unterstreicht die Dringlichkeit der ökologischen und sozialen Probleme im Amazonas. Mit dem am Montag an hochrangige brasilianische Regierungsvertreter, darunter der Präsident Jair Bolsonaro und sein Vizepräsident Hamilton Mourão, versandten Brief werden detaillierte Forderungen zum Schutz des Regenwaldes und der indigenen Bevölkerung gestellt. In einem ersten Schritt soll dadurch die brasilianische Regierung zu einem konstruktiven Dialog bewegt werden.
„Wir sind von der Notwendigkeit überzeugt, dass wir unsere Möglichkeiten als katholische Finanzmarktteilnehmer voll ausschöpfen müssen, indem wir unsere Stimme gemeinsam erheben. Dabei versuchen wir, die brasilianische Regierung in einem Engagement-Dialog zu motivieren, endlich die Menschen- und Umweltrechte im Amazonas zu respektieren“, erklärt Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der BKC, das Anliegen der katholischen Institutionen.
Die amtierende brasilianische Regierung unter Präsident Bolsonaro heize die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes weiter an und verstärkt damit den Klimawandel. Die rücksichtslose Abholzung und Brandrodung im Amazonas hinterlasse eine Spur der massiven Umweltzerstörung. Zudem komme es dabei auch zur Vertreibung, Entrechtung und nicht selten sogar zum Mord an der dort ansässigen indigenen Bevölkerung. Diese verheerenden Entwicklungen für Mensch, Gesellschaft und Umwelt stünden im fundamentalen Widerspruch zum christlichen Leitmotiv der „Bewahrung der Schöpfung“ und zu den Aussagen der Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus, so die BKC in einer Pressemitteilung vom Montag. Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören verschiedenste Institutionen und Klöster der katholischen Kirche und in Deutschland unter anderem die Hilfswerke Misereor und Adveniat sowie das Bistum Aachen und die Pax-Bank in Köln.
Bekämpfung der Abholzung und Schutz von Indigenen
Die Unterzeichner des katholischen Briefs fordern von der brasilianischen Regierung unter anderem, dass ein schlüssiger Plan zur Bekämpfung der Abholzung und Brandrodung im Amazonasgebiet entworfen und umgesetzt wird. Hierbei sind die notwendigen finanziellen Mittel einzuplanen und messbare Zwischenziele zu formulieren. Damit einhergehen soll ein groß angelegter Ausbau der Ressourcen zur Bekämpfung von Bränden und der brasilianischen Umweltschutzbehörde (Ibama) im Amazonasgebiet. Weitere Forderungen sind der Schutz der Landeigentums- und der Menschrechte der indigenen Bevölkerung mit quantifizierbaren, zeitgebundenen Verpflichtungen und Maßnahmen. Darüber hinaus ist unrechtmäßig in Besitz genommenes Land schnellstmöglich zurückzugeben.
Im vergangenen Jahr haben bereits andere institutionelle Investoren Engagement-Dialoge mit Brasilien gestartet. Um den Investorendruck zu bündeln, strebt die katholische Engagement-Koalition zukünftig eine Vernetzung mit diesen Akteuren an. „Wir sind davon überzeugt, als große katholische Allianz einen wertvollen Beitrag in den gemeinsamen Bemühungen um den Regenwald leisten zu können. In einem katholischen Land wie Brasilien, wird eine katholische Stimme vielleicht gehört werden und kann somit den Druck auf die Regierung erhöhen“, erläutert Piemonte.
Investments in Staats- und Unternehmensanleihen
Mit dem Brief möchte die katholische Investorenallianz einen konstruktiven Dialog zur Umsetzung ihrer Forderungen beginnen. „Sollte die brasilianische Regierung der Abholzung des Regenwaldes und der Entrechtung der indigenen Bevölkerung jedoch nicht entschieden entgegentreten, entzieht dies uns als katholischen Investoren in steigendem Maße die Voraussetzung für aktuelle und potenzielle Investments in brasilianische Staatsanleihen und Unternehmen bestimmter Sektoren“, verdeutlicht Tommy Piemonte die Konsequenz eines nicht erfolgreichen Engagements.
Autoren: Daniela EnglertSchlagworte: Brasilien | Kirche | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Staatsanleihen | Unternehmensanleihen
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