Stiftungen
25. September 2017
Kapitalverzehr als Mittel zum Zweck
Die Deutsche Stiftung Friedensforschung wurde im Oktober 2000 gegründet. Mit welchen Herausforderungen diese Bundesstiftung konfrontiert ist und wie er das Vermögen in Höhe von 27 Millionen Euro investiert, erläutert Geschäftsführer Dr. Thomas Held im Interview. Auszüge des Gesprächs jetzt online verfügbar.
Herr Dr. Held, Sie haben Ihre Stiftung 2016 einer Satzungsreform unterzogen. Worum ging es dabei?
Vereinfacht gesagt haben wir unsere Strukturen neu konzipiert. Wir hatten ursprünglich keine zwei voneinander getrennte Organe, wie es im Stiftungsbereich üblich ist. Und das haben wir im vergangenen Jahr nachgeholt. Heute verfügen wir über einen Stiftungsrat, der für Grundsatzfragen und die Kontrollfunktionen zuständig ist. Und das operative Geschäft wird nahezu vollständig durch den Vorstand getätigt. Dabei handelt es sich um ein fünfköpfiges Gremium, das wir neu geschaffen haben.
Haben Sie im Zuge der Satzungsreform das latente Thema „Verbrauchsstiftung“ erörtert?
Ja. Konkret haben wir im Hinblick auf die Verzehrmöglichkeiten unseres Stiftungsvermögens eine etwas andere Definition gewählt. Einerseits besteht nun die Möglichkeit, dass die Stiftung zur Erfüllung ihres laufenden Stiftungszwecks, das heißt die Förderung gemäß dem jeweils gültigen Förderkonzept, Vermögen verzehren kann. Zusätzlich können wir bis zu 2,5 Millionen Euro Stiftungskapital für besondere Fördermaßnahmen aufwenden.
Machen Sie von letzterem Punkt Gebrauch?
Ja, das tun wir, indem wir kürzlich eine Sonderförderung aufgelegt haben. Diese ist zunächst für die kommenden beiden Jahre vorgesehen und mit insgesamt 600.000 Euro dotiert. Wir wollen uns dem Themengebiet Risiken und Chancen von neuen Technologien widmen und Projekte initiieren, die praxisrelevante Erkenntnisse für die Sicherung von Frieden und Sicherheit hervorbringen. Das geht derzeit nur über Kapitalverzehr.
In der Vergangenheit haben Sie Wert auf den Erhalt des nominalen Stiftungsvermögens von derzeit rund 27 Millionen Euro gelegt. Damit nehmen Sie langfristig eine Schmälerung Ihrer Leistungsfähigkeit hin.
Wenn wir an unserer Strategie festhalten würden, könnten wir keine umfangreichen Fördermaßnahmen durchführen. Viele Stiftungen haben meines Wissens auch das Ziel des realen Substanzerhalts aufgegeben, weil sie keine hinreichenden Erträge mehr erwirtschaften können und die Erfüllung des Stiftungszwecks im Vordergrund steht.
Inwiefern gehen Ihre Anlagerichtlinien mit der Zeit?
Unsere Anlagerichtlinien sind nicht in Stein gemeißelt, sondern sie werden bei Handlungsbedarf angepasst. Wir versuchen, unsere Handlungsspielräume innerhalb dieses Rahmens so offensiv wie möglich auszunutzen. So haben wir zum Beispiel die Aktienquote in den vergangenen Jahren von 20 auf 25 Prozent und im Juni auf 30 Prozent erhöht. Wir nutzen auch ETFs und Discount-Zertifikate, je nach Marktlage, wenn es sich anbietet. Und wir setzen auf Aktienanleihen. Im Gegenzug haben wir die Rentenanlagen reduziert.
Das vollständige Interview mit Dr. Thomas Held wurde in der September-Ausgabe 2017 von portfolio institutionell publiziert.
portfolio institutionell 25.09.2017/Tobias Bürger
Autoren:
portfolio institutionell
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