Jenseits von Ausschlüssen
Während Ausschlüsse inzwischen für viele Investoren zum Standardrepertoire des Nachhaltigkeitsmanagements gehören, schreitet die Entwicklung weiter in Richtung materielle ESG-Indikatoren und einer Ausrichtung der Nachhaltigkeitsstrategie an den SDGs der UN.
Wie eine Studie des Research Center for Financial Services in Kooperation mit der Evangelischen Bank unter institutionellen Investoren zeigt, dominieren in der Umsetzung von Nachhaltigkeit bisher Ausschlussverfahren: 69 Prozent der Befragten wenden diese an, weitere 19 Prozent planen die Anwendung für die Zukunft. Reine Ausschlüsse reichen jedoch oft nicht mehr aus, um den eigenen und gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht zu werden – und sind auch nicht unbedingt das Mittel der Wahl, um Nachhaltigkeit und Performance in Einklang zu bringen, wie Joachim Fröhlich, Vorstandsmitglied der Evangelischen Bank, die Studie kommentierend feststellt: „In puncto Rendite werden beispielsweise der Best-in-Class-Ansatz sowie Positivkriterien deutlich besser bewertet. Diese Anlagestrategien werden jedoch von lediglich 32 Prozent, respektive 22 Prozent der Investoren genutzt. Hier liegt großes Potenzial brach.“ Zeit, den nächsten Schritt zu tun. Doch wie geht man am besten dabei vor? Best-in-Class-Ansätze nutzen, Positivkriterien anwenden, die Integration von ESG-Aspekten vorantreiben, das Portfolio an den SDGs ausrichten, in Impact Investments einsteigen? Jenseits von Ausschlusskriterien herrscht bisher die große Unübersichtlichkeit. Kein Wunder, dass 54 Prozent der befragten institutionellen Investoren in einer Studie von Union Investment und der Universität Stuttgart einen hohen oder sehr hohen Beratungsbedarf hinsichtlich von Nachhaltigkeitsaspekten angaben. 78 Prozent würden nachhaltigen Kapitalanlagen mehr Beachtung schenken, wenn deren soziale, ökologische und ethische Wirkungen besser messbar wären.
SDGs und Klimaziele als gemeinsamer Nenner
Dr. Julia Haake, Global Head of Responsible Sales bei der Research- und Ratingagentur ISS-Oekom, sieht aus diesem Grund einen starken Trend hin zu einer stärkeren Messung des Impacts des eigenen Investments. Orientierung können dabei die SDGs bieten: „Viele Investoren sagen: ‚Die SDGs sind ein Framework, welches uns erlaubt auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen‘.“ Es gebe derzeit eine große Nachfrage seitens institutioneller Investoren nach Lösungen, um den Impact des eigenen Portfolios zu ermitteln. Das von ISS-Oekom entwickelte Produkt Sustainability Solutions Assessment erlaube es, auch einzelne Titel hinsichtlich der SDGs zu bewerten und so das Portfolio bezüglich der SDGs schrittweise zu verbessern.
Auch für Ewald Stephan, Vorstandsmitglied bei der Verka VK, sind die SDGs eine wichtige Zielkomponente in der Nachhaltigkeit. „Wir bewerten die SDGs als quasi verschärften Best-in-Class-Ansatz. Wir fragen aktiv bei Asset Managern nach, zu welchen SDGs sie mit ihren Investments einen Beitrag leisten können. Ein positiver Beitrag zu den SDGs führt dann zu einem höherem ESG-Score und entsprechend besserem Ranking im Best-in-Class-Ansatz. Wenn wir dann feststellen, dass wir manche SDGs mit unseren Investments nicht gut abdecken können, justieren wir mit Themeninvestments nach.“ Allerdings sei die Verka noch nicht so weit, die Wirkung des eigenen Portfolios hinsichtlich der Ermittlung eines konkreten Zielbeitrages zur Erreichung der SDGs wirklich quantifizieren zu können. Bezüglich des CO₂-Fußabdrucks ist man dagegen schon weiter. „Wir wollen zehn bis zu 15 Prozent besser als der Markt abschneiden.“
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Impact Investing | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren | Sustainable Development Goals (SDGs)
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