Jeder Vierte erwartet starke Wertverluste bei Immobilien
Das Interesse institutioneller deutscher Anleger an Immobilien reißt nicht ab. Die höchsten Renditeerwartungen hegen sie bei Private Equity.
Nach Jahren des Höhenflugs gehen die Bewertungen von Immobilien derzeit zurück. Dieser Trend dürfte zunächst anhalten. 65 Prozent der 121 institutionellen Investoren in Deutschland, die an einer von der Anlagegesellschaft Solutio unterstützten Untersuchung des CFin – Research Center for Financial Services teilgenommen haben, erwarten, dass der Wert von Immobilien auch in den nächsten ein bis zwei Jahren tendenziell sinken wird. 23 Prozent von ihnen gehen von kurzfristig starken Wertverlusten aus. Nur ein Viertel (25 Prozent) rechnet mit einem stabilen Markt.
In der mittel- und langfristigen Betrachtung ändert sich das Bild: Für die kommenden drei bis fünf Jahren rechnen 40 Prozent mit Wertgewinnen und 39 Prozent mit einem stabilen Markt. In der Perspektive sechs bis zehn Jahre glauben 81 Prozent an steigende Immobilienwerte, elf Prozent an Stabilität und drei Prozent an einen Wertverfall.
Als wichtigsten Werttreiber in den kommenden fünf Jahren macht eine Mehrheit (68 Prozent) die Entwicklung der Mietrenditen aus. Bei den Objektwerten erwarten dagegen 60 Prozent einen Stillstand, nur 13 Prozent gehen hier von einer mittelfristigen Steigerung aus.
Investoren überdenken ihre Risikobereitschaft
Nach der Zinswende freuen sich institutionelle Anleger über die Renditen, die sie mit Zinspapieren erzielen können. Dieser Aspekt wird auch in der CFin-Untersuchung thematisiert: Vor dem Hintergrund steigender Leitzinsen und damit erhöhter risikofreier Renditen überdenken institutionelle Investoren ihre Risikobereitschaft bei Immobilieninvestitionen. Ein Drittel (33 Prozent) würde verstärkt ins Risiko gehen, um unter den aktuellen Gegebenheiten einen attraktiven Ertrag zu erwirtschaften.
Eine Option sehen manche im Value-add-Segment. Hier liegt der Fokus auf der Neupositionierung von Bestandsobjekten durch Sanierung und Aufwertung. 41 Prozent der Befragten stufen diese Möglichkeit als attraktiv oder sehr attraktiv ein.
Wohnanlagen werden am positivsten bewertet
Immobilien sind eine sehr vielfältige Anlageklasse, bei der sowohl die Eigen- als auch die Fremdkapitalseite interessant sein kann. Am positivsten werden laut der aktuellen Untersuchung des Research Centers for Financial Services Investments in Wohnanlagen („Residential“) bewertet: 66 Prozent der Experten nennen sie (sehr) attraktiv.
Spezialimmobilien („Special Purpose“) kommen mit 41 Prozent auf Rang zwei; in diese Gruppe gehören etwa Bildungs-, Gesundheits- oder Freizeiteinrichtungen, auch Hotels oder Flughäfen. Investments in Industrieanlagen („Industrial“) finden 36 Prozent der Befragten (sehr) attraktiv, Bürogebäude („Office“) erzielen 33 Prozent. Land- und Forstflächen werden mit 13 Prozent als kaum attraktiv eingestuft.
Ungeachtet der aktuellen Wertkorrekturen setzen große Vermögensverwalter wie Banken, Versicherungen und Pensionskassen bei ihren Geldanlagen weiterhin sehr stark auf Immobilien, lautet der Tenor der Untersuchung des CFin. Während die Mehrheit der befragten Institute (92 Prozent) bereits Real Estate in ihren Depots habe, wolle ein Drittel (32 Prozent) in den kommenden Jahren noch stärker in diese Asset-Klasse investieren.
Infrastruktur zieht Anleger an
Anlagen in Infrastruktur stehen mit 58 Prozent bei institutionellen Anlegern an zweiter Stelle. Drei Viertel (74 Prozent) der Befragten wollen hier laut der Untersuchung in naher Zukunft mehr investieren.
In Private Equity ist den Angaben zufolge über die Hälfte (53 Prozent) investiert, 31 Prozent wollen ihre Investments steigern. Mit 38 Prozent hat Private Debt die geringste Verbreitung unter den alternativen Assets, doch auch hier will ein Drittel (32 Prozent) in den kommenden Jahren mehr Geld anlegen.
55 Prozent der befragen Investment-Profis bewerten die Asset-Klasse Real Estate als attraktiv oder sehr attraktiv. Einen höheren Wert erzielt nur Infrastruktur mit 70 Prozent. Private Equity stufen 50 Prozent der Befragten als (sehr) attraktiv ein, bei Private Debt sind es 44 Prozent.
Befragt nach den Rendite-Erwartungen an die Anlageklassen, ergibt sich folgendes Bild: Bei Immobilien erwarten institutionelle Investoren im Durchschnitt fünf Prozent Rendite, bei Infrastruktur sieben Prozent. Die Wunschrendite bei Private Debt wird mit acht und bei Private Equity mit zehn Prozent angegeben.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Immobilien | Immobilienkrise | Infrastruktur | Private Debt | Private Equity
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