Japan tüftelt an einem gigantischen Staatsfonds
Die japanische Regierung will einen Staatsfonds ins Leben rufen. Er soll unter anderem dazu dienen, der Inflation auf die Sprüge zu helfen. Infrastrukturanlagen könnten ins Portfolio kommen.
Der, wie die Angelsachsen sagen, Sovereign Wealth Fund entsteht abseits des japanischen Government Pension Investment Fund (GPIF). Mit einem verwalteten Vermögen von rund 1,43 Billionen Dollar ist letzterer ganz vorn dabei in der Gruppe der staatlich geprägten Investoren, der Brillant unter den geschliffenen Diamanten sozusagen.
Der Staatsfonds folgt einer politischen Agenda
In einem ersten Schritt soll der Staatsfonds dazu dienen, die Forderungen der USA nach einem Abbau des Handelsdefizits mit Japan aufzufangen. Es geht also vor allem um Politik und Diplomatie. Die Börsen-Zeitung mutmaßt, das Kapital könnte unter anderem in US-Infrastrukturprojekte fließen. Und damit in eine Anlageklasse, die sich bei institutionellen Investoren in den vergangenen Jahren wachsender Beliebtheit erfreut. Denn sie ist gekennzeichnet durch die Aussicht auf stabile und planbare Erträge und gewinnt mit der Bonität ihrer Akteure noch an Charme.
Neben US-Infrastrukturanlagen, so wird gemutmaßt, könnte Japan auch Gelder für die sogenannte indopazifische Investitionsoffensive von US-Außenminister Mike Pompeo bereitstellen. Pompeo hatte Anfang August angekündigt, rund 300 Millionen Dollar in der Region Asien-Pazifik investieren zu wollen, um die Zusammenarbeit und die maritime Sicherheit vor Ort zu erhöhen. Mitstreiter würden das Vorhaben stärken.
Die von Staatsfonds verfolgten Ziele sind dabei nicht immer statischer Natur, sondern flexibel. Das gestattet es den Institutionen, dynamisch auf Veränderungen im wirtschaftlichen und politischen Umfeld zu reagieren. Es sind Eigenschaften wie diese, die Sovereign Wealth Funds zu einer ganz besonderen Gruppe unter den institutionellen Investoren machen. Und so ist es auch beim japanischen Staatsfonds. Er soll primär engere Bande mit den USA und in der Region Asien-Pazifik knüpfen.
Zusätzlich könnte der Fonds helfen, eine für die japanische Wirtschaft kontraproduktive Aufwertung des Yen abzumildern. Diese Idee geht auf den Wirtschaftswissenschaftler Koichi Hamada von der Yale Universität zurück. Er ist einer der Architekten der Abenomics genannten Wirtschaftspolitik Japans.
Institutionelle Anleger investieren in den Fonds
An Kapital dürfte es dem Staatsfonds nicht mangeln. Zumal dem Vehikel zusätzlich Kapital von institutionellen Anlegern zufließen könnte. Wie es heißt, akzeptierten die Großanleger eine langfristige Rendite von null Prozent, weil andere Anlagen ähnlicher Art negative Renditen einbringen würden. Es wäre, so skurril es auch klingen mag, ein relativ gutes Geschäft für die Kapitalgeber, wenn ihr Investment unverzinst bliebe.
Der Staatsfonds soll die Inflation antreiben
Mit einer Inflationsrate von zuletzt 1,12 Prozent ist Japan inzwischen aber nicht mehr allzu weit davon entfernt, 2016 lag die Kennzahl noch knapp unter der Nulllinie. Der Druck auf den neuen Staatsfonds, der Inflation auf die Sprünge zu helfen, ist demnach gesunken. Andere Anlageziele rücken so in Sichtweite.
Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen PWC hat sich jüngst mit einer Studie „Sovereign Investors 2020 – A growing force” Staatsfonds gewidmet. Diese Zielgruppe bietet nach Einschätzung von PWC herausragende Geschäftsmöglichkeiten für Asset Manager. Das überrascht nicht, schließlich sind Staatsfonds und Pensionsfonds mit staatlichem Background von Haus aus groß, auf einen langen Zeithorizont ausgerichtet und von einer gewissen Stabilität gekennzeichnet.
PWC weist darauf hin, dass die Kapitalbestände staatlicher Großanleger in der Vergangenheit bevorzugt von westlichen Asset Managern betreut wurden. Ein Beispiel liefert die Abu Dhabi Investment Authority (Adia). Sie hat zwei Drittel ihrer Assets zur Verwaltung an externe Manager ausgelagert.
Dadurch bleiben die Personalkosten überschaubar, aber der finanzielle Aufwand für extern eingekaufte Vermögensverwaltung dann eben nicht. Die Rechnung scheint jedoch nicht aufzugehen. In den Vereinigten Arabischen Emiraten denkt man darüber nach, Asset verstärkt selbst zu managen.
Auslagerung von Anlageentscheidungen
Beispielsweise würde ein auf Kapitalmaximierung ausgelegter Fonds bestrebt sein, sich näher mit alternativen Anlagen zu beschäftigen. Man kann vermuten, dass ein solcher Staatsfonds einen Teil seiner Mittel einem spezialisierten externen Manager anvertrauen würde, der in dem Segment einfach besser aufgestellt wäre.
Anders sähe die Sache bei einem Stabilisierungsfonds aus, wie er in Japan entsteht. Ein solcher würde, vermutet PWC, mit geringerer Wahrscheinlichkeit die Verwaltung eines Teils einer Anlagen nach außen geben, was sich mit der Zusammensetzung seines Portfolios begründen ließe: Wo Plain-Vanilla-Geldanlagen das Portfolio prägen, macht ein Outsourcing für PWC weniger Sinn. Aber auch hier nur unter der Voraussetzung, dass das Anlageteam über das erforderliche Know-how verfügt.
Asset Manager kooperieren mit Investoren
Staatsfonds mit globalem Netzwerk
Dort, im Finanzdestrikt Nihombashi schließt sich der Kreis dieser Weltreise, nicht ohne noch ein Sprichwort aufzugreifen. Die Japaner sagen: „Makanu tane wa haenu“. Übersetzt heißt das, „ungesäte Saat geht nicht auf.“ Oder: „Von nichts kommt nichts.“ Das weiß man auch in Norwegen.
portfolio institutionell, Ausgabe 8/2018
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