Pension Management
17. Januar 2017

Jahresendrallye entlastet Pensionswerke

Die Zinserholung im vierten Quartal und eine gute Aktien-Performance sorgen bei Pensionswerken der Dax- und M-Dax-Unternehmen für einen versöhnlichen Jahresausklang 2016.

Ein Wiederanstieg des im Jahresverlauf 2016 deutlich gesunkenen Rechnungszinses und eine leicht positive Entwicklung der Pensionsvermögen haben den Pensionswerken der Dax- und M-Dax-Unternehmen im vierten Quartal Entlastung verschafft. Dies zeigt eine aktuelle Modellberechnung „German Pension Finance Watch“ von Willis Towers Watson. Demnach stiegen im Zuge der „Jahresendrallye“ die Pensionsvermögen im Dax auf 242,8 Milliarden Euro und im M-Dax auf 28,6 Milliarden Euro. 
Im Jahresverlauf 2016 hatte der Rechnungszins zunächst stark nachgegeben. Während er Ende 2015 noch 2,50 Prozent betrug, waren es zum Ende des dritten Quartals nur noch 1,52 Prozent. Zum Ende des vierten Quartals stieg er wieder auf 1,80 Prozent. In der Folge schwankte auch der in den Bilanzen anzusetzende Umfang der Pensionsverpflichtungen. Dieser betrug laut Willis Towers Watson im Dax Ende des vierten Quartals 417,4 Milliarden Euro, nachdem es Ende des dritten Quartals 439,5 Milliarden Euro waren. Dennoch ändert die leichte Erholung nichts daran, dass die Pensionsverpflichtungen Ende 2016 deutlich höher lagen als Ende 2015 (362,4 Milliarden Euro). Ähnlich zeigte sich die Entwicklung im M-Dax. Nachdem es Ende 2015 noch 56,8 Milliarden Euro waren, stieg der Verpflichtungsumfang Ende des dritten Quartals auf den Höchstwert von 68,7 Milliarden Euro, um anschließend dank der Zinserholung auf 65,2 Milliarden Euro abzusinken.
„Der bilanzielle Umfang der Pensionsverpflichtungen hat 2016 entlang der Zinskurve geschwankt. Dies ist eine ganz typische Entwicklung, die sich unmittelbar aus den Rechnungslegungsvorschriften ergibt. Ändert sich der Zins zum Rechnungslegungsstichtag, ändert sich der Umfang der Pensionsverpflichtungen“, kommentiert Dr. Thomas Jasper, Leader Retirement Western Europe von Willis Towers Watson. Spannend ist seines Erachtens nun, wie die EZB auf die gestiegene Inflationsrate reagieren wird: „Dies könnte neue Impulse für den Rechnungszins und damit die Entwicklung der Pensionswerke setzen.“
Der Aktien-Performance sei Dank
Die für die Pensionspläne reservierten Vermögenswerte entwickelten sich laut Willis Towers Watson leicht positiv. Dies sei insbesondere der guten Aktien-Performance im Jahresverlauf zu verdanken. Im Dax stiegen die Pensionsvermögen auf 242,8 Milliarden Euro, was gegenüber Ende 2015 einem Plus von 2,9 Prozent entspricht. Im M-Dax war eine ähnliche Entwicklung zu beobachten. Das Pensionsvermögen stieg auf 28,6 Milliarden Euro und lag damit 2,2 Prozent über dem Vorjahreswert. Den zinsbedingten Anstieg des Verpflichtungsumfangs im Jahresverlauf 2016 konnte dies jedoch nicht kompensieren, wie Willis Towers Watson anmerkt. Daher ging der Ausfinanzierungsgrad der Pensionswerke im dritten Quartal bis auf 54,9 Prozent im Dax und auf 41,3 Prozent im M-Dax zurück. Im vierten Quartal erholte er sich etwas und lag Ende 2016 bei 58,2 Prozent im Dax und 43,8 Prozent im M-Dax. „In den vergangenen fünf Jahren ist der Ausfinanzierungsgrad in der Regel um die Marke von 61 Prozent im Dax und 46 Prozent im M-Dax geschwankt. Aktuell liegt er auf dem Niveau von Ende 2014“, ordnet Jasper den aktuellen Stand ein. „Für Unternehmen, die ihre Pensionswerke noch nicht ‚wetterfest‘ aufgestellt haben, bietet diese Entwicklung Anlass für eine grundlegende Überprüfung oder Überarbeitung. Unternehmen, die ihre ‚Hausaufgaben‘ bereits erledigt haben, werden die Zinsentwicklung hingegen lediglich im Blick behalten“, fügt er hinzu. 
bAV ohne Garantien: Ein Schritt in die richtige Richtung
Wie die Analyse der Entwicklung der Pensionsvermögen gezeigt hat, resultiert der leichte Zuwachs im Jahresverlauf 2016 im Wesentlichen aus einer starken Aktienperformance. Jedoch sind laut Willis Towers Watson die Pensionsvermögen nur zu rund 25 Prozent in Aktien angelegt. Weitaus stärker – mit rund zwei Dritteln – setzen sie auf Anleihen (Dax: 65,3 Prozent, M-Dax: 59,6 Prozent). „Diese Vermögensanlage folgt logisch daraus, dass die betriebliche Altersversorgung in Deutschland bislang immer mit einer garantierten Mindestleistung verbunden ist. Zur Bedeckung der Garantien werden in der Regel konservative Anlageinstrumente wie Anleihen eingesetzt. Damit bleibt wenig Spielraum für die Anlage in zwar riskantere, aber auch deutlich renditestärkere Instrumente wie Aktien“, so Jasper.
An dieser Stelle gehe das geplante Betriebsrentenstärkungsgesetz mit der Möglichkeit, auf tariflicher Ebene Pensionspläne ohne Garantien einzuführen, in die richtige Richtung. „Gerade im aktuellen wirtschaftlichen Umfeld ist diese neue Gestaltungsoption grundsätzlich sinnvoll und zielführend“, so Jasper. Allerdings gibt Jasper zu bedenken, dass Unternehmen, um diese neue Option nutzen zu können, dem Gesetzesentwurf nach jedoch eine neue Einschränkung hinnehmen müssen – nämlich eine enge Abstimmung mit den Tarifpartnern suchen. „Ähnlich verhält es sich auch mit der Möglichkeit der automatischen Entgeltumwandlung – auch sie ist dem Gesetzesentwurf nach nur in Abstimmung mit den Tarifpartnern und nicht auf betrieblicher Grundlage möglich“, so Jasper. 
Das German Pension Finance Watch stellt die Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf deutsche Benchmark-Pensionspläne dar. Verglichen wird ein Musterplan, der Ende 2003 vollständig ausfinanziert war (100-Prozent-Plan) und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird mit einem für ein Dax- beziehungsweise M-Dax-Unternehmen typischen Pensionsplan.
portfolio institutionell newslfash 17.01.2017Kerstin Bendix
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