Investoren wollen PE-Portfolios umstellen
Große Unterschiede zwischen GPs erwartet. Secondaries für Umstellung wichtiger als Distressed und Turnaround Funds.
Laut dem Global Private Equity Barometer von Coller Capital sieht die Mehrheit der LPs weltweit Handlungsbedarf, um die Private-Equity-Portfolien auf den kommenden Konjunkturwechsel vorzubereiten. Zwar liegt der Anteil der Investoren, die dieser Aussage zustimmen, in Nordamerika und Asien/Pazifik mit 70 bis 80 Prozent deutlich höher als in Europa, aber auch hier glauben 45 Prozent, dass Veränderungen notwendig sind. Ganze 93 Prozent erwarten, dass im nächsten Abschwung die Returns von GPs stark divergieren werden. Zudem sehen sie große Risiken, wobei hohe Asset-Preise sowie das makroökonomische Umfeld als wichtigste Faktoren gesehen werden.
„Wir haben an den Börsen eine der historisch längsten Aufschwungphasen erlebt“, kommentierte Jeremy Coller, Chief Investment Officer von Coller Capital, die Studie. „Die Investoren wissen aber, dass der Winter naht. Sie sagen uns, dass Unterschiede in der Qualität der Strategien und der Teams von GPs wieder zu einer erheblichen Divergenz in den Renditen führen werden – wie bereits vor zehn Jahren während der globalen Finanzkrise.“
Dies wird bestätigt von einer Befragung von Montana Capital Partners (MCP) unter institutionellen Investoren. 75 Prozent der Befragten erwarten eine Marktkorrektur, die auch Private Equity betreffen wird. Sogar 85 Prozent erwarten eine Korrektur der Aktienmärkte in den kommenden 24 Monaten. Als Strategien, damit umzugehen, haben inzwischen Secondaries die bisherigen Favoriten Turnaround- und Distressed-Funds als beliebteste defensive Strategie abgelöst. 70 Prozent der Befragten erwarten einen Anstieg des Volumens der Secondaries. Eduard Lemle, Partner bei MCP, kommentierte diese Entwicklung wie folgt: „Secondaries Fonds werden im derzeitigen spätzyklischen Marktumfeld geschätzt. Im Falle einer Marktkorrektur erhöhen sich die erzielbaren Discounts, da der Liquiditätsdruck auf mögliche Verkäufer ansteigt. Gleichzeitig finden die niedrigen historischen Verlustraten von Secondary Fonds großen Zuspruch bei Investoren.“ Dabei werden vor allem GP-geführte Transaktionen von den Investoren geschätzt. Secondaries haben damit nach Meinung von Marco Wulff, Managing Partner bei MCP, ihr ursprüngliches Image als „Zombie Fonds“ abgelegt und sich als allgemein akzeptiertes Instrument für Liquiditätslösungen etabliert.
Klimawandel und Reputation
Im Kampf gegen Klimawandel stimmen sich europäische und asiatisch-pazifische Investoren auf Veränderungen ein: Jeweils 57 Prozent wollen ihre Portfolien diesbezüglich umstellen, wobei der Trend hin zu einer Reduktion der Investments in Öl und Gas und hin zu mehr Investments in Erneuerbare Energien sowie umweltfreundlichen Produkten geht. Doch dies ist nicht das einzige Thema, was Private-Equity-Investoren hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung umtreibt. So nehmen speziell amerikanische Investoren stärkere öffentliche Kritik am Geschäftsmodell von Private Equity war. Der Großteil wünscht sich als Reaktion, dass Verbände mehr den Nutzen von Private Equity erklären und verteidigen sollen. Gleich mehr Transparenz der Portfoliounternehmen soll es dann für 46 Prozent aber doch nicht sein, während 54 Prozent dies als wichtig ansehen.
Auf der Suche nach neuen Märkten wenden sich Investoren insbesondere nach Asien – und hier speziell Südostasien, China, Hongkong, Taiwan und Indien. Zwei Drittel oder mehr sehen hier interessante Investmentchancen, etwa ein Drittel in Mittel- und Osteuropa und Lateinamerika. 40 Prozent geben sich jedoch nach wie vor enttäuscht von den Returns ihrer Schwellenländerinvestments, nur bei sechs Prozent haben diese ihre Erwartungen übertroffen.
Fondskonditionen gehen in die Richtung von Investoren
Immerhin erwartet auch ein Großteil der Investoren der Coller-Capital-Studie, dass die Entwicklung bei Fondskonditionen wieder stärker zu ihren Gunsten gehen wird, wobei vor allem eine generelle Absenkung der Managementgebühren erwartet wird. Hinsichtlich der Kapitalzusagen haben Investoren dagegen insbesondere bei Venture-Capital- und mittelständischen Funds Probleme, ihr komplettes Kapital unterzubringen. Dafür erfreuen sich Co-Investments großer Beliebtheit: 69 Prozent investieren parallel zu GPs, 44 Prozent suchen aktiv diese Möglichkeiten.
Hinsichtlich Private Debt deutet sich an, dass die Beliebtheit einen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Während in der Vergangenheit deutlich mehr Investoren ihre Commitments beschleunigen wollten, halten sich nun Erhöhungen und Reduzierungen mit jeweils 21 Prozent die Waage. Das dürfte auch daran liegen, dass zahlreiche Investoren Probleme befürchten: 82 Prozent erwarten einen Anstieg der Ausfallraten, 75 Prozent niedrigere Returns durch den hohen Wettbewerbsdruck und 73 Prozent niedrigere Recoveries durch die Zunahme der Covenant-Lite-Strukturen.
Autoren: Tim BüttnerSchlagworte: Private Debt | Private Equity
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