Versicherungen
23. März 2023

Investoren denken ihre Asset Allocation neu

Nuveen-Umfrage: Unter institutionellen Investoren schichten vor allem deutsche Versicherer (74 Prozent) um. 59 Prozent der befragten, weltweiten Investoren berechnen ihre Kapitalmarktannahmen neu.

Institutionelle Investoren rund um den Globus denken ihre Anlagestrategien neu und nehmen Portfolioveränderungen vor. Nach einer neuen Umfrage des Asset Managers Nuveen (Equilibrium Global Institutional Investor Survey) denken insbesondere Versicherer hier aktiv um und drücken den „Reset-Knopf“: Rund 70 Prozent von ihnen planen ein aktives Umdenken in der Asset-Allokation oder schichten aktiv um. Am höchsten ist dieser Anteil in Deutschland, wo wo 74 Prozent der Versicherer angesichts des aktuellen Marktumfelds erhebliche Veränderungen vornehmen oder in Erwägung ziehen. Über die Zahl der 800 im Herbst 2022 Befragten globalen institutionellen Investoren betrachtet, überdenken 59 Prozent dieser Anleger weltweit ihre Portfolios entweder „aktiv“, „definieren neu und schichten um“ oder drücken den „Reset Knopf“ für ihre Portfolios.

Risiko und Rendite in einem neuen Marktregime

„Auf ganzer Linie überdenken globale Investoren ihre Ansichten über Risiko und Rendite und bereiten sich auf ein neues Marktregime vor“, sagte Mike Perry, Leiter der Global Client Group von Nuveen. „Institutionelle Anleger gehen bei Portfolioveränderungen in der Regel maßvoll und schrittweise vor. Umso bemerkenswerter ist das Ausmaß, in dem die Investoren heute sehr bedeutende Veränderungen in Erwägung ziehen oder vornehmen.“

Der Umfrage zufolge formulieren zudem 49 Prozent der institutionellen Anleger in der gesamten EMEA-Region (Europe, Middle East and Africa) ihre Berechnungen von Kapitalmarktannahmen neu, 41 Prozent nehmen erhebliche taktische Änderungen bei der Allokation vor und 30 Prozent verändern grundlegend ihre strategische Asset Allocation.

Steigender Einfluss geopolitischer Veränderungen

Acht von zehn globalen Anlegern sind sich Nuveen zufolge einig, dass sich die Welt dramatisch verändert und die Portfoliostrategien damit Schritt halten müssen. 74 Prozent sagen, dass insbesondere der Einfluss der Geopolitik auf die Anlagestrategien heute viel bedeutender ist als in den vergangenen 30 Jahren. Mehr als die Hälfte der Anleger (56 Prozent) sind der Umfrage zufolge der Meinung, dass das derzeitige Anlageumfeld anders als alles ist, was sie bisher erlebt haben. „Das aktuelle Umfeld hat die Anleger dazu bewegt, Chancen in Sektoren zu erkennen und zu nutzen, die sie zuvor vielleicht übersehen haben“, so Perry. „Sie konzentrieren sich auch auf neuere, sich entwickelnde Portfolioziele, wie Klimarisiken und  Klimaauswirkungen.“

Anleger erwarten Inflation über zwei Jahre oder länger

Allgemein erhöhten die meisten institutionellen Anleger (64 Prozent) die Inflationsrisikominderung; 64 Prozent erwarten, dass sie zwei oder mehr Jahre lang Strategien zur Bekämpfung der Inflation einsetzen werden. „Die Anleger sind sich einig, dass die Inflation mindestens bis 2024 eine Bedrohung für die Portfoliorenditen darstellen wird“, so Perry. Während private Infrastruktur an erster Stelle steht, seien auch Aktien, Rohstoffe, inflationsgebundene Anleihen und Immobilien als Hedge gegen die hohe Inflation beliebt.

Zudem planen institutionelle Anleger gemäß der Umfrage in den kommenden fünf Jahren entweder einen allmählichen (63 Prozent) oder einen deutlichen (acht Prozent) Anstieg ihrer Privatmarktanlagen. Auch wenn der Rückgang der Bewertungen an den öffentlichen Märkten zu einer stärkeren Umschichtung der Portfolios in Richtung privater Märkte führe, planen die meisten globalen Anleger in den nächsten fünf Jahren entweder einen allmählichen (63 Prozent) oder einen deutlichen (8 Prozent) Anstieg der privaten Anlagen, allem voran in Infrastrukturanlagen, so ein weiteres Ergebnis der Umfrage.

Infrastruktur beliebt

Im Vergleich zu den vergangenen Jahren habe das Interesse an alternativen Anlagen stark zugenommen: 2020 und 2021 gaben etwa 25 Prozent bis 35 Prozent der globalen Anleger an, dass sie eine Erhöhung der Allokation in die wichtigsten Kategorien alternativer Anlageklassen planen. Im Jahr 2022 stiegen diese Zahlen auf 43 bis 58 Prozent. Bei den Investoren, die planen, ihre Allokation in alternativen Anlagen zu erhöhen, war Infrastruktur die am häufigsten gewählte Anlageform (59 Prozent der Anleger in der EMEA-Region). Illiquide Infrastrukturanlagen wurden am häufigsten zur Abfederung des Inflationsrisikos gewählt und Infrastrukturanleihen waren die erste Wahl bei der Allokation im Segment Alternative Credit.

Infrastruktur kann Klimarisiken mindern

Darüber hinaus wurde Infrastruktur am häufigsten als die Anlageklasse gewählt, die Anleger bei ihrer Klimarisikostrategie priorisieren. „Investoren wenden sich Infrastruktur zu, um ihre Portfolios vor der Inflation zu schützen, aber auch, um ihre Rendite zu steigern und Klimarisiken zu mindern“, so Perry. „Die Fähigkeit von Infrastruktur, mehrere Rollen zu spielen, ist ein Hauptgrund für die erhöhten Allokationen.“

Weltweit berücksichtigen die meisten Anleger entweder derzeit (61 Prozent) oder in Zukunft (22 Prozent) das Klimarisiko bei ihren Anlageentscheidungen. In der EMEA-Region ist dieser Anteil noch höher, wo 90 Prozent der Anleger das Klimarisiko bereits berücksichtigen oder planen, es zu berücksichtigen.

Auch das Interesse an Investitionen in Acker- und Waldland ist der Umfrage zufolge deutlich gestiegen. 21 Prozent der institutionellen Anleger in der EMEA-Region planen demnach, ihre Investitionen in Forst zu erhöhen und 18 Prozent gaben an, ihre Investitionen in Ackerland aufzustocken; dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber den zwei Prozent für beide Bereiche gegenüber dem Jahr 2021.

USA: 41 Prozent der Anleger berichten nicht zu Klimarisiken

Weltweit geben 44 Prozent der Befragten an, dass sie zu Klimarisiken und -kennzahlen berichten, während 38 Prozent sagen, dass sie noch prüfen, wie sie einen Berichtsrahmen aufbauen können. Nur 16 Prozent geben an, dass sie gegenüber Stakeholdern oder Aufsichtsbehörden nicht zu Klimarisiken berichten, allerdings steigt dieser Anteil in den USA deutlich auf 41 Prozent. In der EMEA-Region berücksichtigen 81 Prozent der Anleger die Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft bei ihren Anlageentscheidungen oder planen dies zu tun, was leicht über dem weltweiten Wert von 74 Prozent liegt. 61 Prozent der Befragten sind zudem der Meinung, dass Impact-Investitionen in den kommenden Jahren eine immer wichtigere Rolle für sie spielen werden. 45 Prozent geben an, dass sie von einer Impact-Investition die gleiche Rendite erwarten wie von einer vergleichbaren traditionellen Investition; 23 Prozent sehen das nicht so und 32 Prozent sind neutral.

Impact Investments im Bereich Klima und bezahlbarem Wohnraum

Von den Investoren, die sich auf Impact-Investitionen konzentrieren, bringen 48 Prozent Impact-Investitionen mit ihren Klimastrategiezielen in Einklang. Es überrasche daher nicht, dass Energieinnovationen (69 Prozent) und Infrastrukturprojekte (62 Prozent) zu den beliebtesten Impact-Investitionen gehören. Aber auch soziale Investitionen wurden in der Umfrage ausgewählt, wobei 33 Prozent der Investoren Interesse an bezahlbarem Wohnraum bekundeten.

Autoren:

Schlagworte: | | | | |

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert