Alternative Anlagen
27. April 2015

Institutionelle Investoren im Lottofieber

Ein weiterer Online-Glücksspielanbieter hat am Verbriefungsmarkt Verlustrisiken an Institutionelle weitergereicht. Für ihn ist der Jackpot seiner Kunden ein Schreckensszenario. Doch der Markt kommt dennoch nicht in Schwung.

Der Glücksspielanbieter Lottoland mit Sitz in Gibraltar will sich gegen hohe Jackpot-Gewinne seiner Kunden versichern. In dem Zusammenhang hat das Unternehmen, das Kunden auf seiner Homepage mit giganischen Gewinnaussichten europäischer Lotterien ködert, für einen seltenen Auftritt am Markt für verbriefte Versicherungstransaktionen gesorgt. Laut Börsen-Zeitung zeichneten institutionelle Investoren ein Volumen von 100 Millionen Euro. Angaben zu den Investoren machte das Blatt nicht. 
Mit dem Transfer von Glücksspielrisiken ist Lottoland ein Exot am Markt für verbriefte Versicherungsrisiken (Insurance-linked Securities, ILS). In der Regel geht es dort um die Absicherung vor Großschäden, wie sie beispielsweise bei Naturkatastrophen auftreten. Lottoland ist nach dem britischen Anbieter MyLotto24, der 2011 und 2014 am Verbriefungsmarkt aufgetreten ist, erst das zweite Unternehmen der Glücksspielbranche am ILS-Markt. Das Emissionsvehikel von Lottoland habe seinen Sitz ebenfalls in Gibraltar. Dem britischen Landstrich an der Südspitze der iberischen Halbinsel wird nachgesagt, sich als Standort für ILS-Transaktionen in Europa etablieren zu wollen. 
Vier Tranchen standen zur Wahl
Laut dem Bericht konnten sich Investoren für eine von vier Tranchen entscheiden. Die Rendite liegt je nach Risiko zwischen fünf und 15 Prozent. Beim höchsten Zins liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Schadensfall eintritt, bei einmal in 14 Jahren, wie Norbert Kranz vom ILS-Berater Inea weiß. Laut Börsen-Zeitung hat Inea die Lottoland-Transaktion als Collateralized-Reinsurance-Transaktion strukturiert und platziert. Das sei etwas flexibler als ein Bond, begründete Kranz das Vorgehen. Inea residiert in Kronberg (Taunus) und  präsentiert sich als unabhängiges und partnerschaftlich geführtes Unternehmen, das für institutionelle Investoren Investmentmöglichkeiten strukturiert, die nicht beziehungsweise gering mit Zins-, Kredit-, Aktien- und Währungsrisiken korrelieren.
Die Lotto-Emission sorge für Diversifikation am ILS-Markt, heißt es bei Inea. Doch so recht komme sie nach Einschätzung von Norbert Kranz nicht in Schwung. Das Blatt zitiert ihn mit den Worten: „Alle schreien danach, aber wenn man etwas Neues macht, ist es nicht so leicht, die Marktteilnehmer zu überzeugen.“ Viele Diversifikationsversuche blieben in ihren Anfängen stecken. So habe zum Beispiel die französische Axa ihren zweimaligen Transfer von Kraftfahrzeugrisiken an den Kapitalmarkt aufgegeben. Auch die Verbriefung von Lebensversicherungsrisiken sei eher noch ein Einzelphänomen. 
Parallele Glücksspielwelt
Seit Anfang 2009 ist Internet-Lotto in Deutschland verboten, geregelt wird das im Glücksspielstaatsvertrag. Tipper nehmen daher nicht offiziell an der Ziehung teil, stattdessen wetten sie in einer Privatlotterie, die das staatliche Lotto kopiert. Das Problem: Knackt ein Online-Nutzer den Jackpot, drohen dem Anbieter herbe Verluste. Im August 2014 musste die damalige Tipp24 SE ihre Ergebnisprognose für 2014 nach unten anpassen, da es zu über dem statistischen Mittel liegenden Spielgewinnauszahlungen kam. Damals musste die heutige in Großbritannien ansässige Zeal Network SE die bisherige EBIT-Prognose von 15 bis 25 Millionen auf zehn bis 20 Millionen Euro zurückschrauben.
portfolio institutionell newsflash 27.04.2015/Tobias Bürger
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