Traditionelle Anlagen
1. September 2014

Institutionelle Investoren als Rettungsanker für Mittelstandsanleihen

Die Zahl der im ersten Halbjahr 2014 neu emittierten Mittelstandsanleihen liegt nach einer Analyse von Scope Ratings deutlich unter dem Vorjahresniveau. Ohne institutionelle Investoren wäre die Situation noch prekärer.

Die in Berlin ansässige Scope Rating hat sich einmal mehr mit dem krisengeschüttelten Markt für Mittelstandsanleihen beschäftigt. Wie die Analysten in einem aktuellen Marktüberblick hervorheben, wurden im ersten Halbjahr 2014 insgesamt elf Mittelstandsanleihen mit einem Emissionsvolumen von insgesamt rund 530 Millionen Euro emittiert. Der Großteil entfällt auf zwei Anleihen von Air Berlin und eine von TAG Immobilien. Die Anzahl der Emissionen liegt damit deutlich unter dem Vorjahreswert. In den ersten sechs Monaten 2013 wurden insgesamt 21 Anleihen mit einem fast doppelt so hohen Emissionsvolumen (1,1 Milliarden Euro) begeben. 
Das niedrigere Emissionsvolumen reflektiert nach Einschätzung von Scope das durch zahlreiche Insolvenzen getrübte Marktsentiment. Im ersten Halbjahr 2014 zählt Scope im Mittelstandssegment vier Insolvenzen (Rena, Zamek, Strenese und Mox Telekom). Seit 2010 summiert sich die Zahl der Insolvenzen damit auf 20. Nach Einschätzung von Dr. Britta Holt, seit wenigen Monaten Executive Director bei Scope Ratings, drücken die Insolvenzen auf die Stimmung. Eine rasche Rückkehr zu Emissionsvolumina früherer Jahre werde es daher nicht geben, meint sie. 
In einem von Scope aufgesetzten Interview wird Holt gefragt, warum die Insolvenzen derart drastisch auf die Stimmung drücken. Dass es in einem High-Yield-Segment zu Ausfällen kommen könne, sollte Anlegern bewusst sein. „Das stimmt, aber das Ausmaß der Insolvenzen ist außerordentlich hoch. Es liegt deutlich über dem Niveau vergleichbarer High-Yield-Anleihemärkte in Europa und den USA.“ Insbesondere Privatanleger stuften den deutschen Mittelstand als solide und sicher ein, so Holt. Dies treffe auf die Finanzkraft zahlreicher Emittenten in diesem Segment gerade nicht zu. 
Privatplatzierungen finden Gefallen
Vier der insgesamt elf börsengelisteten Emissionen im laufenden Jahr waren Privatplatzierungen, die vollständig bei institutionellen Investoren platziert wurden. Wie Scope erläutert, wurden diese Anleihen nach Abschluss der Platzierung bei den Anlegern zusätzlich in den regulierten Handel einbezogen. Zusätzlich registrierte Scope vier Privatplatzierungen mittelständischer Unternehmen, die im Anschluss an die Platzierung nicht an der Börse gelistet wurden. Ihr Volumen addiert sich auf rund 155 Millionen Euro. 
Bei Scope vertritt man die Auffassung, dass der höhere Anteil institutioneller Investoren am Marktgeschehen Ausdruck der zunehmenden Professionalisierung und strengerer Zugangshürden für Emittenten ist. Das Gewicht institutioneller Investoren für dieses Segment werde vor allem aufgrund der erwarteten Belebung des Private-Placement-Marktes zunehmen, heißt es. Damit einher gingen in der Regel höhere Marktstandards. 
Was die weitere Entwicklung des Anleihesegments betrifft, ist man bei Scope betont vorsichtig. Wie es heißt, fasse der Markt für Mittelstandsanleihen nur langsam wieder Vertrauen. Insofern werde die Anzahl der Emissionen im Jahr 2013 in diesem Turnus nicht erreicht. Mit einem signifikanten Anstieg der Emissionsaktivitäten rechnet Scope frühestens 2015. Erforderlich dafür seien jedoch ein weiteres Abflauen der Insolvenzen und erfolgreiche Refinanzierungen der fälligen Anleihen. 
portfolio institutionell newsflash 01.09.2014/Tobias Bürger
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