Alternative Anlagen
14. November 2024

Infrastruktur macht Private Equity Konkurrenz

Die Ansätze bei Infrastruktur ändern sich, sehen beispielsweise Developments vor. Damit bekommt die Asset-Klasse auch eine neue Rolle im Portfolio. Auch die Verpackung könnte sich ändern.

Mit dem Zinsanstieg bekam die Asset-Klasse Infrastruktur eine neue Rolle im Portfolio. „Infrastructure war ein Bond-Substitut und ist nun ein Return-Enhancer“, erklärte Gianluca Minella, ­Researcher bei Infrared Capital Partners, auf dem Real Assets Symposium des BAI Anfang Oktober, wo ein bunter Strauß an Private Assets von Asset Managern präsentiert und einigen Investoren ­diskutiert wurde. Zur Begründung kann Minella Zahlen von ­Preqin und seine eigene Erfahrung aus seiner kürzlich beendeten ­Tätigkeit beim Staatsfonds ADIA anführen. Laut Preqin fuhren Infrastruktur-Investoren über ein Jahr zwölf und über drei Jahre 14 Prozent Rendite pro Jahr ein – und damit mehr als Private Equity, das in diesen Zeiträumen je sieben Prozent erzielte. Über fünf und zehn Jahre liegt PE aber vor Infra. Neben höheren Renditen würden ­Anleger von den GPs aber auch ein höheres Cash-Tempo in Form von Exits und DPIs (Distributed to Paid-In Capital) erwarten.

Return Enhancements suchen Sovereign Wealth Funds laut ­Minella beim Thema Energy Transition. Ein probater Alpha-Ansatz war ­bislang die Suche nach Co-Investments. Über Cos lassen sich ­beispielsweise Cashflows optimieren oder Fees reduzieren. Nun ­gehe es zum Ansatz über, dem Portfolio Mid-Market-Managers ­beizumischen. Diese könnten höhere Renditen und weitere ­Sektoren beisteuern sowie die Diversifikation erhöhen, andererseits jedoch auch zu mehr Komplexität und zu höheren Gebühren führen. Für die EU muss es allerdings nicht unbedingt eine gute Nachricht sein, wenn sich globale Staatsfonds für Energy Transitions interessieren – trotz deren Größe und Wachstum: „Sovereign Wealth Funds präferieren andere Regionen, da ihnen die Energiewende in Europa zu ideologisch ist“, so Minella.

Deutsche Versicherungen kamen jedoch bei Renewables kaum umhin, auch im Heimatmarkt zu investieren – und auch ihre ­Vorgehensweise anzupassen. Die Wüstenrot & Württembergische ist schon vor über zehn Jahren in Erneuerbaren Energien gestartet. „Zu Beginn waren wir ein klassischer Buy-and-Hold-Investor von Brownfield-Assets“, sagte Armin Beerwart, Head of Private ­Markets der W&W Asset Management, auf dem BAI-Symposium. „Heute arbeiten wir auch mit Portfoliomanagern zusammen, die bereits in der Entwicklungsphase einsteigen, viel größere Renewables-­Projekte als damals umsetzen und nach Fertigstellung an einen Strategen oder einen Endinvestor verkaufen. Von diesen teils sehr komplexen Transaktionen erwarten wir uns Private-Equity-Renditen.“ Der W&W-Konzern hat 1,4 Milliarden Euro in Infrastruktur investiert, davon etwas weniger als die Hälfte in Renewables. ­Kleiner Wermutstropfen: „Wie bei Private Equity ist die Zahl der Exits und damit auch der laufende Ertrag derzeit geringer“, so Beerwart. Ausschüttungen würden aber absehbar wieder anziehen.

Ähnlich sieht es Kathrin Schmidt, Portfoliomanagerin bei der GVV-Kommunalversicherung: „Die Ausschüttungen haben bei Infrastruktur nicht ganz die Erwartungen erfüllt, dafür sind aber die ­Bewertungen positiv. Hier zeigt sich – anders als bei Immobilien – der Inflationsschutz.“ Auch um die Energiewende zu unterstützen, sind Renewables auf der Agenda der GVV-Kommunalversicherung weit oben. Der Ansatz ähnelt dem der W&W: „Wir gehen weg von Core sowie Core+ und gehen hin zu Developments“, so Schmidt. „Darum liegt das Renditeziel bei zwölf bis 14 Prozent.“ Weiterer Grund für das Double-digit-Return-Ziel: Neue Themen, beispielsweise Batteriespeicher, sind nun bei Renewables zu beachten.

Ebenfalls Teil dieser Runde auf dem BAI-Event: Danny Tuchlinsky. Der Investmentmanager bei der Ärzteversorgung Land Brandenburg empfahl eine breite Streuung – auch innerhalb von Infrastruk­tur. „Data Center ist das Thema schlechthin. Viel Datenvolumen benötigt viel Geld.“ Die Runde und auch Philipp von Bismarck vom Manager DTCP waren sich einig, dass es sich bei Rechenzentren eher um Infrastruktur als um Immobilien handelt. Zur Begründung verwies von Bismarck auf die spezielle technische Gebäudeausstattung von Rechenzentren, die Kühlung, Sicherheit und Stromverfügbarkeit gewährleisten muss. Für die hohe Nachfrage nach Data Centers bei Nutzern und Investoren sorgte zuletzt auch Chat GPT, für von ­Bismarck „ein Paukenschlag für die digitale Infrastruktur“. Ein ­Argument pro Data Center sind aber nicht nur die Treiber, sondern auch ein limitierender Faktor: „Der Markt lässt den nötigen Zubau nicht zu. Beispielsweise hat Irland einen ­Baustopp verhängt, weil dort Rechenzentren sechs Prozent des ­irischen Stroms benötigen.“ Dies zeigt auch, wie eng digitale Infrastruktur mit Energieinfrastruktur zusammenhängt und die Nachfrage nach ­Renewables treibt – außer das Beispiel von Microsoft macht ­Schule. Der IT-Riese hat in den USA ein stillgelegtes Atomkraftwerk reaktiviert, um ein Data Center carbon-free zu betreiben.

Eltif für Instis

Eine weitere Diskussionsrunde auf dem Symposium beschäftigte sich damit, wer seine Real Assets – ob nun Data Center, Windpark oder Unternehmensbeteiligung – in Eltifs verpacken könnte. Ein Eltif könnte sich gerade für Semiinstitutionelle, Erstinvestoren oder für Versicherer anbieten. „Stiftungen oder kleinere ­Corporates ­finden Eltifs attraktiv, weil damit eine Art Prüfsiegel ­gegeben ist, dass ein entsprechender Fonds ja sogar für Retail-­Investoren ­geeignet ist. Zudem erleichtern Eltifs auch Evergreens, was ebenfalls für kleinere Anleger interessant ist“, erklärte Suraj Kakar von Portagon. Für Instis könnten sich Eltifs zudem als Einsteiger­podukt eignen. „Grundsätzlich sind Eltifs aber eher für das Wealth-Kundensegment interessant – außer es handelt sich um ­einen ­Solvency-II-Investor“, so Kakar. Warum dieses europäische Vehikel gerade für Versicherer von Vorteil sein kann, erläuterte Marco ­Simonis von Clifford Chance: „Zwei Sondervorschriften können zur Besserstellung des Eltif gegenüber anderen AIF führen.“ Der eine Vorteil betrifft das Solvency-II-Equity-Risikomodul, das für nicht-börsennotierte Beteiligungen (Typ 2) eine Eigenmittelunterlegung von 49 Prozent vorsieht, für Eigenkapital-Eltifs aber für eine Stressreduktion auf 39 Prozent sorgen kann. Der zweite Vorteil liegt im Long Term Equity Investment Modul, das für Eltifs die Anwendung der Anforderungen auf Fondsebene ermöglichen kann, auch wenn Rückgaberechte und moderater Leverage bestehen.

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