Alternative Anlagen
29. Juli 2018
Infrastruktur: Investoren ergreifen die Initiative
Kaputte Straßen, marode Schulen, langsames Internet: Der Infrastruktur-Investitionsbedarf in Deutschland ist mindestens so offensichtlich wie der Bedarf deutscher AV-Einrichtungen nach sicheren Kapitalanlagemöglichkeiten.
Bei Erneuerbaren Energien und auch in der Verkehrsinfrastruktur kommen Kapitalnachfrage und -angebot bereits zusammen. Wünschenswert wären weitere Anlagemöglichkeiten. Hierfür macht sich die Initiative Deutsche Infrastruktur stark, hinter der unter anderem Alte Leipziger, VPV, BASF und Palladio Partners stehen.
China verfolgt ein ambitioniertes globales Infrastrukturprogramm und stand hierzulande vor dem Einstieg beim Netzbetreiber 50 Hertz. Bräuchte Deutschland zumindest ein nationales Infrastrukturprogramm? Sollte dabei privates Kapital eine Rolle spielen?
Michael Rieder: Die Notwendigkeit einer nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft sollte die Politik zu Überlegungen anregen, wie man neben der öffentlichen Finanzierung Wege findet, private Investitionen in die deutsche Infrastruktur zu ermöglichen. Eigentlich sollte es so sein, dass man nicht nur auf mögliche Beteiligungs- und Investitionspläne chinesischer Unternehmen in Deutschland reagiert, sondern sich eher vorausschauend strategische Konzepte überlegt, wie deutsche institutionelle Anleger bei Investitionen in kritische Infrastrukturprojekte oder bei neuen Themen wie der Finanzierung von Glasfasernetzen frühzeitig eingebunden werden können.
Hierfür nötige Impulse möchte die Initiative Deutsche Infrastruktur geben. Was waren weitere Motive für die Gründung der Initiative? Wer sind die Mitglieder?
Rieder: Wir beschäftigen uns schon länger sehr intensiv mit der deutschen Infrastruktur. Deshalb haben uns in letzter Zeit vermehrt deutsche institutionelle Investoren mit der Frage nach Investitionsmöglichkeiten in deutsche Infrastrukturprojekte angesprochen. Neben der Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten besteht bei den Investoren auch der Wunsch, einen Beitrag zur Verbesserung der zum Teil veralteten deutschen Infrastruktur und damit der künftigen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu leisten – im Sinne eines gesellschaftlichen Beitrages. Das war die Ausgangslage für die Gründung der Initiative Deutsche Infrastruktur. Die Idee hierbei ist, eine Plattform zu haben, welche die Stimmen deutscher institutioneller Investoren bündelt und damit mehr Gewicht bekommt. Bewusst ist die Initiative Deutsche Infrastruktur so gehalten, dass nicht ein großer Player dominiert, sondern vielmehr eine Ausgewogenheit bezogen auf verschiedene Anlegergruppen (Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswerke) sowie eine regionale Verteilung über verschiedene Bundesländer besteht.
Auf Ausgewogenheit achteten wir auch bei der Besetzung des Beirats. Dieser setzt sich sowohl aus Investoren als auch aus politischen Vertretern wie dem ehemaligen Bundesverkehrsminister Dr. Peter Ramsauer zusammen, der das Projekt sehr intensiv begleitet und unterstützt. Der Austausch zwischen institutionellen Investoren auf der einen und der Politik auf der anderen Seite hilft, ein besseres Verständnis zu bekommen. Ein Ziel besteht darin, zu verdeutlichen, dass es ein gleichgerichtetes Interesse gibt: deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen sind langfristig orientiert und streben keine Renditemaximierung an. Sie benötigen vielmehr adäquate, stabile Renditen, um den Altersvorsorgeverpflichtungen nachzukommen. Hierbei geht es um die Finanzierung der privaten Altersvorsorge der deutschen Bevölkerung. Daher ist die Finanzierung deutscher Infrastruktur durch deutsche Altersvorsorgeeinrichtungen eine „Win-Win-Situation“.
Auf Deutschland entfallen nur sechs Prozent der privaten Infrastrukturinvestitionen, die in Europa getätigt werden, während die Wirtschaftskraft Deutschlands einen Anteil von 20 Prozent in Europa ausmacht. Neben diesem eigentlich großen Potential sprechen auch die in Summe positiven Erfahrungen für private Infrastrukturinvestitionen. Das stabile regulatorische Umfeld hat beispielsweise ein erhebliches Investitionsvolumen in Erneuerbare Energien und damit die Energiewende ermöglicht. Mittlerweile werden daneben auch circa zehn Prozent aller Instandhaltungsinvestitionen im Straßenverkehr privat finanziert. Auch bei Strom- und Gasnetzen ist einiges passiert. Aber: Es mangelt einfach noch an der nötigen Tiefe und einer größeren Auswahl möglicher Projekte, aus denen die Anleger selektieren können. Idealerweise soll die Initiative Deutsche Infrastruktur auch dazu beitragen, Infrastruktur- Assets zu identifizieren.
Autoren:
portfolio institutionellSchlagworte: Infrastruktur | Initiative Deutsche Infrastruktur (IDI) | Public-Private-Partnership (PPP)
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar