Versicherungen
17. Mai 2012
Inflation bei QIS-Studien
Die Assekuranz wartet auf die Ergebnisse der jüngsten Auswirkungsstudie für Solvency II. Norbert Heinen, Vorstandschef der Württembergischen, hält es für möglich, dass es nach dem sechsten Test dieser Art auch noch zu QIS 7 kommt.
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat den hiesigen Versicherern in diesem Frühjahr die Möglichkeit eingeräumt, die Regeln des neuen Versicherungsaufsichtsregimes Solvency II noch einmal zu testen. Damit unterscheidet sich die „QIS 6“ genannte Veranstaltung von den fünf vorangegangenen Studien, die allesamt auf europäischer Ebene durchgeführt wurden. Der GDV will die auch im EU-Ausland mit Spannung erwarteten Ergebnisse in den kommenden Wochen veröffentlichen.
Mit Norbert Heinen, Vorstandsvorsitzender der Württembergischen Versicherung AG und der Württembergischen Lebensversicherung AG, äußert sich nun einer der Beteiligten über erste Resultate. Die Württembergische habe die Studie bestanden, aufgrund des allgemein gesunkenen Zinsniveaus allerdings knapper als im Vorgängertest. Gegenüber der Börsen-Zeitung sagte er: „Wir kommen über die Hürden“.
Neue Erkenntnisse, neue Diskussionen
Heinen zufolge machten viele Befunde nachdenklich. So hänge die Ausstattung mit Solvenzkapital maßgeblich von dem Zeitpunkt ab, an dem man rechne. So seien die Ergebnisse der Württembergischen, die QIS 6 außer mit dem Studienstichtag 31. Dezember 2011 noch einmal per Ende März 2012 gerechnet hat, drei Monate später deutlich besser ausgefallen. „Die Ergebnisse von QIS 6 werden Diskussionen auslösen“, ist sich Heinen sicher.
Mit Blick auf die neu eingebauten Kapitalpuffer zur Abfederung besonderer Kapitalmarktsituationen namens Countercyclical Premium und Matching Premium dürfte es nach seiner Einschätzung noch Streit geben. Wie die Börsen-Zeitung schreibt, sieht Heinen in ihnen nur das Herumdoktern an Symptomen, aber keine Behebung der Ursache, nämlich der Fehlanreize im Modell. Der erfahrene Manager und Branchenfuchs hält es für gut möglich, dass es nach den Erfahrungen mit QIS 6 doch noch europaweit zu einer siebten Auswirkungsstudie kommen könnte.
Seine Kritik an Solvency II ist fundamental, wie die Börsen-Zeitung betont. Das Regelwerk sei „wie eine Truppe, die im Gleichschritt über eine Brücke geschickt wird. Das erzeugt Resonanzschwingungen, die die Brücke im schlimmsten Fall zum Einsturz bringen können.“ In der Politik sei man sich der Fehlanreize nicht richtig bewusst, ist Heinen überzeugt. Seine Kritik zielt konkret auf die politisch gewollte Nullgewichtung auch für südeuropäische Staatsanleihen ab, in die Versicherer geradezu reingedrängt würden.
Diversifikation muss sein
Wie am Rande des Gesprächs deutlich wurde, hat Heinen Gefallen an Investments in erneuerbare Energien gefunden. Das Portfolio von aktuell rund 180 Millionen Euro soll noch im Laufe dieses Jahres erheblich ausgebaut werden. Demnach soll der Anteil an den Kapitalanlagen von derzeit knapp einem Prozent auf zwei Prozent hochgefahren werden. Daneben sieht Heinen auch bei Immobilien und in der Baufinanzierung Chancen. Damit ist er allerdings nicht allein. Auch andere Altersversorgungseinrichtungen streben verstärkt in klassisches Bankgeschäft und wollen mit der Vergabe von Immobilienfinanzierungen ihr Portfolio diversifizieren. Gleichwohl äußert Heinen auch Bedenken: „Wir wollen uns nicht die Risiken reinholen, die die Banken nicht wollen.“
portfolio institutionell newsflash 16.05.2012/tbü
Autoren:
portfolio institutionell
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar