Strategien
25. Juni 2014

Indexfonds auf dem Seziertisch

ETF erfreuen sich bei Kapitalsammelstellen wachsender Beliebtheit, weil sie einfach konzipiert, transparent und liquide sind. Stimmt nicht immer, warnt das Consulting-Haus Koris.

Institutionelle Investoren greifen immer häufiger auf Indexfonds (Exchange Trade Funds, ETF) zurück. Nach Angaben von Moody’s Investors Service halten sie inzwischen knapp zwei Drittel aller Anteile der 20 größten Indexfonds. Demnach ziehen ETF in zunehmendem Maße institutionelle Gelder an, die früher in herkömmliche Publikumsfonds geflossen wären oder beispielsweise in Absicherungsinstrumente, wie Futures oder Swaps. 
Nach einer aktuellen Einschätzung des französischen Beratungsunternehmens Koris International gestattet der Einsatz von ETF dem Investor zwar, sich bei seiner Arbeit auf die wichtigste Determinante für Anlagerenditen zu konzentrieren: die Asset-Allokation. Gleichwohl sollten sich die Investoren die kritischen Unterschiede zwischen einzelnen ETF vor Augen führen: Neben der Qualität bei der Indexreplizierung durch den jeweiligen Anbieter rät Koris dazu, auch das operative Set-up sowie die Kosten auf den Prüfstand zu stellen. Das Beratungshaus Koris, das Monat für Monat die größten Indexfonds analysiert und seine Erkenntnisse mit den Angaben der Anbieter abgleicht, hat anhand eigener Untersuchungen von Aktienindexfonds auf den MSCI Welt, den MSCI Europe und den MSCI Emerging Markets eine Art Checkliste zusammengestellt, die institutionellen Investoren im Rahmen der Portfoliokonstruktion eine Hilfestellung leisten soll. Konkret geht es um die Auswahl der Indizes und der daran anknüpfenden Indexfonds.
Kenne deinen Index 
Aus Sicht der Experten müsse ein Investor vor einem Investment nicht nur verstehen, wie ein zu investierender Index definiert und rebalanciert wird, sondern auch, wie das darauf zugeschnittene ETF-Konzept Dividendenzahlungen berücksichtigt und welche Steuerimplikationen sich daraus ergeben. Hervorzuheben ist, dass die Entwicklung unzähliger Smart-Beta-Produkte, die sich einer stark wachsenden Nachfrage erfreuen, gerade diese erste Aufgabenstellung noch anspruchsvoller macht. Einen weiteren Schwerpunkt bei ihrer Vorab-Recherche sollten Investoren dem öffentlich verfügbaren Datenmaterial widmen. Wie die Analysten von Koris hervorheben, sind die Angaben (darunter der Net Asset Value) häufig fehlerhaft und nicht aktuell. Durch Hindernisse wie diese werde der Selektionsprozess zu einer, so Koris, schmerzhaften Aufgabe. 
Ein Investor müsse insbesondere das langfristige Abweichungsrisiko des Portfolios gegenüber seiner Benchmark hinterfragen, um auf diesem Weg ein Gefühl für die Robustheit des Investmentprozesses zu erlangen. Die sogenannte Tracking Difference sei ein wesentlicher Indikator, zumal es an dieser Stelle zwischen den Anbietern weitreichende Unterschiede und Abweichungen gebe. Daneben dürfe auch eine Analyse des täglichen Tracking Error nicht fehlen. Wie Koris hervorhebt, bestehen über die verschiedenen Anbieter und Replizierungsmethoden auch hier erhebliche Unterschiede. Zwar sei dieser Aspekt für mittel- bis langfristig ausgerichtete Investoren von untergeordneter Bedeutung. Gleichwohl könnte gerade ein hoher Tracking Error Hinweise auf unerwünschte Risiken geben, die beim Handel schlagend werden könnten, wie Koris sich etwas verklausuliert ausdrückt. 
Im Hinblick auf die Debatte, welche der beiden Replikationsmethoden (physisch, synthetisch) die bessere sei, mahnt Koris, diesen „Krieg“ zu vergessen. Die Realität zeige vielmehr, dass jede Form der Indexnachbildung intrinsische Risiken mit sich bringe, angefangen beim Tracking Error bis hin zu Gegenparteirisiken. Es sei Aufgabe des ETF-Anbieters, diese Risiken im Zuge des Produktdesigns abzuschwächen. Eine weitere zentrale Erkenntnis von Koris besagt, dass kein Zusammenhang zwischen der Höhe der vom Anbieter ex-ante ausgerufenen Gebühren und der Produktqualität besteht. 
Abschließend weisen die Autoren darauf hin, dass der Sekundärmarkt für institutionelle Investoren in Europa weitgehend ungeeignet ist. Denn die täglichen Handelsvolumina an organisierten Märkten könnten die erforderlichen Ordergrößen nicht verarbeiten. Jedes Investment über dem Wert von einer Million Euro könne nicht einfach absorbiert werden, sondern gehe vielmehr mit Friktionskosten einher. Damit unterscheidet sich der europäische ETF-Sekundärmarkt deutlich von seinem US-amerikanischen Pendant. In den USA ist der Börsenhandel nach Einschätzung von Koris eine ebenso relevante wie robuste Liquiditätsquelle für Indexfonds. 
portfolio institutionell newsflash 25.06.2014/Tobias Bürger
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