Asset Management
23. Februar 2024

„In schwierigen Zeiten muss sich der Bär bewegen“

Die Zusatzversorgungskasse des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks VVaG hat gleich im ersten Anlauf den portfolio institutionell Award 2023 als „Beste Pensionskasse/ZVK“ gewonnen. Vorstandsmitglied Prof. Dr. Gerd Merke sagt im Interview, warum es sich lohnt bei den portfolio institutionell Awards mitzumachen, zieht den Vergleich mit der Börse und verrät, wo er und seine Kollegen Mut in der Anlagepolitik bewiesen haben.

Die Zusatzversorgungskasse des Steinmetz- und Steinbildhauerhandwerks hat im Jahr 2023 zum ersten Mal bei den portfolio institutionell Awards teilgenommen und gleich den Preis für die „Beste Pensions­kasse/Zusatzversorgungskasse“ gewonnen. Was hat Sie bewogen, mitzumachen?

Gerd Merke: portfolio institutionell hat sich in der ­Branche einen sehr guten Ruf erworben. Wir wollten einfach mal sehen, wie gut wir im Wettbewerb mit anderen Kassen stehen.

Von der Fachjury wurde ihre Zusatzversorgungskasse für ihre ausgewogene Anlagepolitik gelobt. Was ist Ihr Geheimnis für die gute Balance und die gute Nettoverzinsung von bis zu 4,6 Prozent?

In Zeiten des Anlagenotstandes brauchte man den Mut, auch in unbekannte Marktnischen einzutauchen und sich diszipliniert mit noch fremden Materien auseinanderzusetzen. Vielfach wurden zu Recht auskömmliche Renditen noch im Immobiliensektor gesehen. Allerdings sollte man Klumpenrisiken vermeiden, wie heute so mancher Kollege schmerzlich feststellen muss.

Manchmal haben Sie sich auch mal gegen ein Investment entschieden. Wie würden Sie Ihre Auswahlkriterien beschreiben und wie offen sollte man für neue Themen sein?

Man sollte nur in Feldern investieren, die man halbwegs versteht. Auch wenn entsprechende Erkenntnisse da sind, muss man sich das Umfeld ansehen – und eventuell auf scheinbar gute Anlagemöglichkeiten verzichten. Die Expertise von namhaften Anlegerkollegen aus der Branche ist hilfreich, aber keine Garantie. Leider stirbt jeder für sich allein.

Ihr Investmentteam treffe auch mal mutige Anlageentscheidungen, schrieb die Jury in ihrer Laudatio. Können Sie uns bitte ein Beispiel für Ihren Mut nennen?

Als Steinmetzkasse in Wiesbaden sind wir Landratten. Schiffe und die hohe See sind uns suspekt. Aber: Wir, und von uns befragte Fachleute, sahen einen interessanten ­Zeitpunkt. Und: Der liebe Gott war auf unserer Seite und brachte uns eine Explosion an Frachtraten bei Containerschiffen. Zweistellige Renditen haben uns natürlich sehr erfreut.

Die Jury lobte auch das Risikomanagement Ihrer Zusatzversorgungskasse. Wie flexibel ist dieses? Schließlich sind die Renditen auch bei den Steinmetzen nicht in Stein gemeißelt …

Es ist wie an der Börse: ein Kampf zwischen Bulle und Bär. In schwierigen Zeiten muss sich der Bär auch bewegen. Ohne einen Blick auf die Wirklichkeit ist keine Anlage möglich. In der Niedrigzinsphase führte eine traditionelle Anlagepolitik zu herben Verlusten. Hier muss das Risikomanagement selbst lernen, sich zu hinterfragen, und darf eine Zeitenwende nicht leugnen.

Was ist Ihnen im Zusammenhang mit den portfolio institutionell Awards sonst noch wichtig?

Die Möglichkeit zum Austausch in angenehmer Atmosphäre und die Fachexpertise der Beteiligten.

Würden Sie sich wieder bewerben und was geben Sie anderen neu Nominierten mit auf den Weg?

Eine Bewerbung bedeutet, sich Zeit für eine Untersuchung nehmen zu müssen und mit dem Risiko zu leben, auf einem der hinteren Plätze zu landen. Für alle neu Nominierten gilt aber: Wer nicht wagt, kann auch nicht gewinnen. Der Weg ist schon einmal das Ziel.

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