Versicherungen
11. Juli 2022

Immobilienquoten der Assekuranz auf neuem Höchststand

EY spürt aber für Zukunft mehr Zurückhaltung. Nordamerika ist nun Anlegers Liebling.

Der Ausbau der Immobilienquoten bei Versicherungen schreitet weiter fort, dieser verliert aber an Fahrt. Wie das Trendbarometer Immobilienquoten der Assekuranz 2022 anzeigt, erreicht die Real-Estate-Quote der deutschen Versicherer mit 12,1 Prozent einen neuen Höchststand und wächst im Vergleich zum Vorjahr um weitere 0,6 Prozent. Damit hat sich die Immobilienquote seit 2009 kontinuierlich verdoppelt. Allerdings agieren die Unternehmen der Assekuranz im aktuellen Umfeld etwas zögerlicher. Wie die Studienautoren feststellen, möchte zwar die Hälfte der Versicherungen ihre Immobilienquote noch weiter erhöhen. Im Vorjahr hatten dies jedoch noch zwei Drittel angegeben. Allerdings sind es nur fünf Prozent, die ihre Immobilienquote derzeit senken wollen.

Allokiert sind die 30 Umfrageteilnehmer, die EY im April und Mai 2022 befragte, zu 59 Prozent direkt in Immobilien. Die Renditeerwartung für indirekte Bestände liegt mit 5,5 Prozent, wie im Vorjahr, über den 4,5 Prozent für direkte Bestände. Damit sind die Renditeerwartungen für beide Segmente leicht gesunken.

Wohnungen, Core und Nordamerika sind die Favoriten

Bei den Nutzungsarten stehen insbesondere Wohnungen im Fokus. 75 Prozent bekunden ein „starkes“ Interesse. Deutlich abgeschlagen folgen Infrastruktur und Logistik. Etwas Boden gutmachen kann das einstige Lieblingskind der Investoren, die Büroimmobilie. Diese schätzen nun 75 Prozent nach 62 Prozent in 2021. Besonders unbeliebt sind dagegen Hotels und Einzelhandel. Bei den Risikokategorien bleiben Core und Core+ die Favoriten, verlieren aber an Beliebtheit. Auffällig ist, dass Value-add deutlich an Interesse verliert, dafür jedoch Opportunistic an Bedeutung zulegt. Letztere Kategorie steht nun bei 40 Prozent der Anleger im Fokus. Im Vorjahr waren es nur 18 Prozent. Bezüglich der Regionen fällt auf, dass Nordamerika erstmals Europa als präferierter Standort überholt hat. Trotzdem ist aber Deutschland mit 90 Prozent weiter der beliebteste Standort für Immobilieninvestments. Dagegen hat wenig überraschend Osteuropa stark an Attraktivität verloren.

Für 90 Prozent verschärft die zunehmende Regulatorik bezüglich Nachhaltigkeit die Verknappung im Core-Segment. Zudem sind sich beim Thema Nachhaltigkeit laut den Studienautoren mehr als die Hälfte der Befragten nicht umfänglich bewusst, welche Finanzierungslücken die notwendig werdenden energetischen Sanierungen reißen werden. „Nachhaltigkeit und insbesondere die Emissionsoptimierung von Immobilienbeständen werden nicht zuletzt auch durch die striktere Regulatorik zum ökonomischen Faktor“, sagt Jan Ohligs, Partner bei EY Real Estate und Autor der Studie. „Auch ein höherer Wiederverkaufswert scheint realistisch – aktuell steht jedoch die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen an. Eine rein Cashflow-basierte Herangehensweise könnte sich als zu optimistisch herausstellen, wenn wir die Entwicklung der Bau- und Materialkosten in der Rechnung berücksichtigen.“ Von finanziellen Aspekten abgesehen identifiziert zudem die klare Mehrheit der Befragten (95 Prozent) fehlende valide Daten als große Herausforderung bei der Umsetzung von ESG-Strategien.

Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert