Immobilienkäufer erwarten Green-Building-Zertifikate
Während die Branche über Taxonomie-Konformität diskutiert, reift das Green-Building-Zertifikat zum Hidden Champion. In naher Zukunft wird die Regulierung weiter anziehen.
Institutionelle Investoren orientieren sich beim Kauf von Immobilien mehr denn je an Green-Building-Zertifizierungen. Das zeigt eine aktuelle Analyse von BNP Paribas Real Estate. Demnach wurden im vergangenen Jahr in Deutschland rund 11,2 Milliarden Euro (i.V.: 12,4 Milliarden Euro) in zertifizierte „grüne“ Immobilien investiert. Zwar seien das Volumen wie auch der Investmentmarkt insgesamt absolut betrachtet im Vorjahresvergleich leicht rückläufig, der relative Anteil der zertifizierten Assets am Investmentmarkt sei jedoch auf ein absolutes Rekordniveau von 30,6 Prozent gestiegen.
Im Jahr 2021 lag der relative Anteil der grünen Investments an den Einzeldeals noch bei 25,7 Prozent. War es 2021 also ungefähr jeder vierte Euro, der in Deutschland in nachhaltig zertifizierte Gewerbeimmobilien investiert wurde, so floss 2022 bald jeder dritte Euro in ein nachhaltiges Gebäude.
Versicherungen achten auf Green-Buidling-Zertifikate
Laut BNP Paribas Real Estate präsentierten sich auch im Jahr 2022 insbesondere die institutionellen Core-Anleger sehr aktiv im Marktsegment der Green-Building-Investments. Während institutionelle Anleger 2021 zwischen 50 und 59 Prozent ihres Anlagevolumens in zertifizierte Green Buildings investiert hatten, betrug diese Quote 2022 über 60 Prozent. Bei Versicherungen belief sich der Anteil der Green Investments auf über 72 Prozent.
Hermann Horster, Head of Sustainability von BNP Paribas Real Estate, sagt, dass das Zertifikat „in einer unübersichtlichen und verunsichernden Situation“ als verlässliches Signal für ESG und Nachhaltigkeit wahrgenommen werde. „ESG-Kriterien haben mit der neuen Regulatorik der Taxonomie- und der Offenlegungsverordnung der EU in einem kurzen Zeitraum einen sehr hohen Stellenwert im Asset Management und bei Investitionsentscheidungen erreicht“, betont Horster.
Green-Building-Zertifikate nicht kongruent mit ESG-Kriterien
Für die Einordnung und Anerkennung eines Publikumsfonds als Artikel-8- oder -9-Fonds fehlt nicht wenigen ein klarer Rahmen, heißt es bei BNP Paribas Real Estate. Obwohl Zertifikate wie BREEAM, DGNB oder LEED mit den ESG-Kriterien der Taxonomie nicht kongruent seien, werden sie als ein wesentlicher Hinweis auf eine Berücksichtigung von ESG-Kriterien verstanden.
Die Experten von BNP Paribas Real Estate verzeichneten im Vorjahr einen weiteren Anstieg der Anzahl von Zertifizierungen in Deutschland. Mittlerweile seien über 2.800 Gebäude in Deutschland zertifiziert, heißt es. Marktführer im Bereich der Green-Building-Zertifikate bleibe DGNB (1.670) vor BREEAM (660) und LEED (490).
Perspektiven der regulatorischen Entwicklung
Das Green-Building-Zertifikat ist laut BNP Paribas Real Estate mittlerweile ein Must-have. Allerdings sei es nicht mehr und nicht weniger als ein belastbarer Hinweis darauf, dass ESG-Themen ernst genommen werden, denn das gesetzliche Rahmenwerk stelle weiterhin eine wesentliche Hürde dar. Die vorgenannten Verordnungen seien dabei nur die Spitze des Eisbergs.
Seit dem 1. Januar 2023 gilt die CO2-Abgabe für gewerbliche Nutzungen in Deutschland. Ein Emissions-Handelssystem für Gebäude sei in Brüssel in Vorbereitung (voraussichtlich ab 2027). Die Bundesregierung wiederum wolle das Gebäudeenergiegesetz (GEG) verschärfen. Und ein Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz (ENEFG) – unter anderem mit einer geplanten Sanierung der am wenigsten energieeffizienten Gebäude – liege als Referentenentwurf vor.
Ähnliches plane die Europäische Union mit der EU Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) – der Richtlinie über die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden. Demnach sollen Gebäude im tiefroten Bereich des Energieausweises auf ein energieeffizienteres Niveau saniert werden. Der Bedeutungszuwachs von ESG und Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche werde in Zukunft sehr wahrscheinlich noch deutlich dynamischer ausfallen als bisher, erwartet BNP Paribas Real Estate. Einen Überblick über Green-Buidling-Zertifizierungssysteme finden Sie hier. Mehr über den Investmentmarkt für grüne Immobilien lesen Sie hier.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Immobilien
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