Immobilienanleger zügeln Risikoappetit
Fokus auf Wohnen und Deutschland. Renditeerwartungen fallen, Immobilienquoten steigen.
Mangels Alternativen investieren Institutionelle weiter stark in Immobilien. Im Fokus stehen wieder stärker Immobilien in Deutschland, aber auch Nordamerika gewinnt an Bedeutung. Wohnimmobilien steigen weiter in der Investorengunst, während Einzelhandelsimmobilien bei Neuinvestitionen kaum noch eine Rolle spielen. Dafür liegen neue Nutzungsarten wie Co-Living, Gesundheitsimmobilien und Gebäude der Öffentlichen Hand im Trend. Mit 61,7 Prozent (Vorjahr: 51,4 Prozent) legen fast zwei Drittel der Befragten den Investitionsschwerpunkt auf Deutschland. Andere europäische Länder haben im Vergleich mit nur noch 14,8 Prozent (Vorjahr: 28,8 Prozent) spürbar verloren. Dies sind Erkenntnisse einer von Universal-Investment durchgeführten Umfrage unter 16 institutionellen Anlegern, die auf ein Gesamtvermögen von etwa 65 und ein Immobilienvermögen von etwa 15 Milliarden Euro kommen.
Über die klassischen Sektoren Wohnen, Büro und Einzelhandel hinaus wollen viele Anleger auch in neuere Nutzungsarten investieren. An der Spitze liegen hier für Neuinvestitionen Gebäude der Öffentlichen Hand, wie Schulen, Kindergärten oder auch Behördensitze. 59,3 Prozent der Befragten wollen in den nächsten zwölf Monaten investieren (Vorjahr: 57,1 Prozent). Gesundheitsimmobilien haben nochmals an Beliebtheit gewonnen. 58,2 Prozent wollen in nächster Zeit Immobilien in diesem Segment einkaufen (Vorjahr: 50 Prozent). Interessant ist der Sprung im Bereich Co-Living: Rund 50 Prozent wollen dort investieren (Vorjahr: 14,3 Prozent). Die Nachfrage beim Co-Working ist hingegen auf null eingebrochen (Vorjahr: 14 Prozent), ähnlich der für Unternehmensimmobilien mit nur noch 8,3 Prozent (Vorjahr: 35,7 Prozent). Nach wie vor voll im Trend liegen dafür Seniorenresidenzen mit 41,7 Prozent (Vorjahr: 42,9 Prozent).
Preisentwicklung überschreitet Schmerzgrenze
Die Mehrheit der Befragten äußert sich kritisch bis sehr kritisch zur Immobilienpreisentwicklung. In Deutschland halten nur noch 6,2 Prozent (Vorjahr: 7,1 Prozent) die Preise für akzeptabel. 75 Prozent finden die hiesigen Preise zu hoch, aber gerade noch akzeptabel (Vorjahr: 85,7 Prozent). Für 18,8 Prozent ist die Schmerzgrenze überschritten und sind die Preise nicht mehr akzeptabel (Vorjahr: 7,2 Prozent). Ähnlich fällt die Einschätzung der Preise für das europäische Ausland und den Rest der Welt aus. Inzwischen gehen 68,8 Prozent von weiter steigenden Preisen im laufenden Jahr aus (Vorjahr: 35,7 Prozent). Die Gefahr einer Blasenbildung sehen inzwischen immerhin 25 Prozent der Befragten (Vorjahr: 7,1 Prozent).
Der größte Teil der Investoren will die Immobilienquote weiter erhöhen – trotz der Preisentwicklung und trotz sinkender Renditeerwartungen. Aktuell rechnen die Investoren mit einer jährlichen Cashflow-Rendite bei Bestandsimmobilien von nur noch 3,41 Prozent. Für Neuinvestitionen erwartet jeder zweite Anleger eine Nettoanfangsrendite von unter drei Prozent. „Steigende Immobilienquoten sind eine Folge des Marktgeschehens mit seinen kaum vorhandenen Alternativen im sicherheitsorientierten Anlagebereich. Deshalb werden von den institutionellen Immobilieninvestoren auch niedrigere Renditen akzeptiert“, erläutert Axel Vespermann, Geschäftsführer von Universal-Investment verantwortlich für das Geschäftsfeld Real Estate.
Besonders groß ist die Unsicherheit bei Büroimmobilien, auch wenn weiter ein Drittel der Investoren in diesem Segment neu investieren will. Vespermann: „Keiner von uns kann heute verlässlich einschätzen wie viele Heimarbeitsplätze auch zukünftig dauerhaft erhalten bleiben und damit die Büroflächennachfrage reduzieren könnten.“
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Immobilien | Wohnen
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