Illiquiditäten und Komplexitäten
Georg Distler, Leiter Zinsanlagen und Head of Infrastructure Debt, erklärt die Prämienjagd des Konzern Versicherungskammer.
Man braucht aber, um den gleichen absoluten Ertrag zu erwirtschaften, mehr Fläche, also mehr Parks und damit immer größere Investments. Das verschärft den Wettbewerb und drückt auf die Renditen.
Was wäre, wenn die Zinsen wieder steigen?
Dann wird sich logischerweise die Asset-Allokation verschieben. Die Zinsentwicklung hat uns ja auch in die Asset-Klassen gebracht, über die wir heute reden. Falls Pfandbriefe und Unternehmensanleihen einmal wieder höher rentieren, würden wir unsere Asset-Allokation anpassen.
Den einen oder anderen Leser dürfte noch das Thema Qualified Infrastructure interessieren. Wie bekommt man diesen Stempel?
Bislang wägen wir ab, ob wir ein Asset als Qualifizierte Infrastruktur einordnen können oder nicht. Eine Autobahn oder ein Schienenprojekt ist meines Erachtens zweifelsfrei Qualified Infrastructure. Es gibt aber auch Investments, die nicht so eindeutig zugeordnet werden können.
Wie schwer wiegt für private Infrastrukturfinanzierungen die Problematik, dass der Staat sich zu null finanzieren kann?
Das Zinsniveau ist nicht unbedingt das Problem. Ein Bremsklotz ist, dass viele Sachen, auch in anderen Ländern, wegen der Staatsverschuldung überhaupt nicht finanziert werden, sondern auf die lange Bank geschoben werden, was zu weiterer Verschlechterung der Infrastruktur führt.
Die Verschuldung und nicht die Zinshöhe ist meines Erachtens das generelle Problem bei Infrastrukturfinanzierungen. Aber das ist die Aufgabe der Politik, diesen Knoten zu zerschlagen. An dem niedrigen Zins liegt es sicher nicht, dass zu wenig in Infrastruktur investiert wird.
Wir als Versicherungsunternehmen und als typischer Langfristinvestor stehen auf jeden Fall bereit. Als Regionalversicherer fühlen wir uns auch besonders unseren Vertriebsregionen verpflichtet. Wenn aber die Voraussetzungen nicht so sind, dass wir finanzieren können oder genügend Projekte zur Verfügung stehen, dann können wir auch nicht investieren.
Meine große Befürchtung ist jedoch, dass man dieses Niedrigzinsniveau möglicherweise verpasst, um die Infrastruktur langfristig zinsgünstig zu finanzieren und später gezwungen ist, bei höherem Zinsniveau zu finanzieren. Aber wir finanzieren auch gerne bei höheren Zinssätzen.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Erneuerbare Energien / Renewables | Infrastruktur | Investoreninterview | Private Debt
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