1. Februar 2012

I-CV will in Deutschland Fuß fassen

Das auf Anleihen spezialisierte Research-Institut aus der Schweiz hat im Januar den Markteintritt in Deutschland vollzogen. Punkten will man mit Outsorcing-Diensten.

Nach dem Ausbau der Kundenbasis in der Eidgenossenschaft offeriert Independent Credit View (I-CV) nun auch institutionellen Investoren in Deutschland Zugang zu Kreditanalysen und Studien. Die Schweizer analysieren, beurteilen und überwachen die Kreditqualität von nationalen und internationalen Emittenten. Insbesondere die treffsicheren Vorhersagen der Länderstudien haben dem Unternehmen auch nördlich der Alpen längst zu einem gewissen Bekanntheitsgrad verholfen.
Allerdings hat I-CV im Zuge der Expansion hierzulande keine Niederlassung eröffnet. Vielmehr sollen auch die deutschen Kunden ausschließlich von der Zürcher Zentrale aus betreut werden. Ob sich die umworbenen Adressaten damit anfreunden können, bleibt abzuwarten. Denn in dem Geschäft gilt Nähe zum Kunden als entscheidender Erfolgsfaktor, wie das Unternehmen selbst zu bedenken gibt.
_Aufklärungsbedarf in Deutschland
Daniel Pfister, Geschäftsführer der 2003 gegründeten I-CV, lässt sich mit den Worten zitieren: „Das Interesse an unabhängigem Kreditresearch im In- und Ausland nimmt stark zu. Dies zeigt, dass sich institutionelle Investoren den neuen Marktrealitäten anpassen, den offiziellen Ratings skeptisch gegenüberstehen und verstärkt alternative Informationsquellen erschließen“. Damit spielt Pfister indirekt auf die Bonitätseinstufungen der drei großen Rating-Agenturen an, die in den vergangenen Monaten immer wieder Ziel heftiger Kritik von Investoren und Politikern waren.
Im Rahmen der Expansion stößt Thomas Isler zum Research-Team der Eidgenossen. Vor seiner Tätigkeit bei I-CV war Isler Portfoliomanager bei Swiss Life in Zürich. Bei I-CV beschreibt man den neuen Mann als ausgewiesenen Spezialisten im Bereich Bondanlagen. Darüber hinaus haben die Eidgenossen Guido Versondert angeheuert. Nach Jahren als Senior Sellside-Analyst bei Credit Suisse und Barclays Capital agierte Versondert zuletzt als leitender Analyst für Schweizer, deutsche und österreichische Banken bei Moody’s Investor Service in London.
_Bezahlmodelle statt Interessenskonflikt
René Hermann, seit 2009 bei I-CV tätig, erläutert gegenüber portfolio institutionell das Geschäftsmodell: „Bei Independent Credit View setzen wir seit Gründung konsequent auf das Investor-Pay-Modell. Das heißt, wir werden ausschließlich von institutionellen Investoren bezahlt, die unsere Dienstleistung beanspruchen.“ Hermann befasst sich im Tagesgeschäft mit der Analyse von Länderbonitäten sowie der Einschätzung von Versicherungsunternehmen.
Die Kosten für die Dienstleistung richten sich Hermann zufolge nach der Komplexität des Kundenportfolios und den individuellen Kundenbedürfnissen und können daher stark variieren. „Für den Kunden rechnet sich dieses „Outsourcing“-Modell aber auf jeden Fall“, ist sich der Anleihe-Experte sicher. Er betont: „Wir sind daher günstiger, als wenn der Kunde sich die entsprechende Expertise selber aufbauen müsste, also Kreditanalysten anstellen müsste“. 
Auch im Hinblick auf mögliche Interessenkonflikte, die sich im Rahmen der Rating-Analysen ergeben könnten, hat Hermann eine griffige Antwort: „Interessenskonflikte vermeiden wir primär dadurch, dass wir von den Investoren bezahlt werden.“ Dies erlaube eine „natürliche“ Regulation durch die Marktkräfte. „Konkret heißt das, wenn der Kunde unsere Dienstleistung nicht mehr als Mehrwert wahrnimmt oder unseren Ratings und Empfehlungen misstrauen würde, käme es zur Auflösung der Zusammenarbeit, was natürlich nicht in unserem Interesse liegt. Daher haben wir die Interessen der Ratingersteller, I-CV, und der Ratingempfänger, Investoren, im Rahmen unseres Geschäftsmodells eigentlich optimal aligniert“, so Herrmann. 
portfolio institutionell newsflash 01.02.2012/tbü
Autoren:

Schlagworte:

In Verbindung stehende Artikel:

Schreiben Sie einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert