Schwarzer Schwan
17. November 2017

Hund am Klavier

Kein Amt der Welt ist vor Fehlbesetzungen gefeit. Das bekommt auch ein ehemaliger Landesfinanzminister zu spüren. Von Untreuhändern und Spieleerfindern.

Würden Sie Ihren Hund ans Klavier setzen? Dies wäre ein klarer Fall von Fehlbesetzung. Bei anderen Fehlbesetzungen war der Schaden aber deutlich größer. Kann es sein, dass mit Georg Fahrenschon ein ehemaliger Landesfinanzminister und immer noch amtierender Präsident einer öffentlich-rechtlichen Organisation seine Steuern nicht fristgerecht bezahlt? Kann es sein, dass sich der immer noch amtierende Chef der Deutschen Börse, Carsten Kengeter, gegen Insiderverdächtigungen erwehren muss? Konnte es sein, dass der Ex-Finanzminister Österreichs, Karl-Heinz Grasser, in seiner Amtszeit aus der Schweiz in einem Koffer 500.000 Euro in bar nach Österreich einführt und ohne Beleg weitergibt sowie Selbstanzeige stellte, weil er Einkünfte aus Spekulationsgewinnen und Dividenden nicht versteuerte? Bezüglich der Kofferaffäre gab Grasser an, dass seine Schwiegermutter in spe seine „Veranlagungsfähigkeiten“ prüfen wollte.
Grasser gebührt wenigstens das Verdient, für ein lustiges Spiel Pate gestanden zu haben. Laut Wikipedia wurde 2015 das Brettspiel „KHG – Korrupte haben Geld“ vorgestellt. In diesem Spiel betrügen und unterschlagen die Mitspielenden solange, „bis die Staatskasse leer ist“. In den Spielregeln heißt es: „Dabei gilt natürlich stets die Unschuldsvermutung. Alles ist erlaubt, was nicht explizit verboten ist.“ Der ORF konstatierte, das Spiel ähnle „in gewisser Weise Monopoly – mit legalen Mitteln kommt man allerdings nicht weit“. Die Tasche zum Spiel trägt den Aufdruck: „Wos woar mei Leistung?“
Ein neuer „Hund-am-Klavier-Fall“ ereignete sich nun im Fürstentum Liechtenstein. Wie der Schweizer Tagesanzeiger berichtet, erwies sich ausgerechnet Harry G., der auf einen Lebenslauf als Anwalt, Präsident des Staatsgerichts und der Prüfungskommission für Treuhänder und Rechtsanwälte zurückblickt und zudem zum „Fürstlichen Justizrat“ geadelt wurde, als Untreuhänder. Harry, der die vorgebliche Seriosität und Verlässlichkeit des Finanzplatzes Liechtenstein fingieren sollte, veruntreute als Treuhänder 50 Millionen Franken. Harry befand sich in argen Finanznöten, da er mit einer jungen brasilianischen Ärztin am Aufbau einer Gesundheits- und Kosmetikfirma arbeitete, die unter anderem ein die Haut bräunendes Getränk namens Sun Lover auf den Markt bringen wollte. Funktioniert hat aber allenfalls die Firmenkonstruktion: Die Kosmetikfirma in Mailand gehörte einer GmbH in Wien, diese wiederum einer Holding auf Zypern und diese einer Harry zuzuordnenden Familienstiftung. Zum Steuern sparen fehlten aber am Ende nicht nur Gewinne. Spurlos verschwanden die kompletten Investments sowie – überraschend – auch die Dame aus Brasilien.
Glück im Unglück: Finanzmarktaufsicht und Regierung sind der Meinung, berichtet der Tagesanzeiger, dass „die Behörden umgehend und konsequent reagiert haben. Handlungen wie jene „werden in Liechtenstein konsequent verfolgt“. Dann ist ja gut …
Da in Berlin ja noch ein Kabinett kompetent besetzt werden muss, hier ein paar Anregungen: Der bereits bewährte Georg Fahrenschon sollte den Finanzminister mimen, Carsten Kengeter den Wirtschaftsminister. Grasser sollte Familienminister werden, sich also als Minister um die Geschicke der Familie Grasser kümmern.
Ein schönes Wochenende und allzeit gute Veranlagungsfähigkeiten wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio institutionell. 
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