Strategien
2. Mai 2012
Huk-Coburg will stärker diversifizieren
Niedrigzins, Inflationsgefahr und Regulierungswut verunsichern nicht nur VAG-Investoren, sondern auch die Anbieter von Investmentlösungen. Das wurde auf einer Paneldiskussion deutlich.
Mit Dr. Paul Verhoeven, Gottfried Hörich und Achim Pütz konnte der Bundesverband Alternative Investments (BAI) jüngst in Frankfurt am Main drei Größen aus der institutionellen Investmentlandschaft an einem Tisch versammeln. Unter der Leitung von Uwe Lill, seines Zeichens Geschäftsführer der Gesellschaft für Finanzkommunikation, diskutierten Hörich (JP Morgan Asset Management), Verhoeven (Huk-Coburg Asset Management) und Pütz (BAI) über die „neue Normalität“, nach der Finanzkrise.
Haircut statt Goldilocks
Hörich zufolge befindet sich die Investmentszene derzeit in einem „Niemandsland“. Man müsse Abschied nehmen vom so genannten „Goldilocksszenario“, also einer Phase moderaten Wirtschaftswachstums und niedriger Inflation, die bis zur Finanzkrise für alle Investoren auskömmlich gewesen sei. Pütz gab zu bedenken: „Wir bewegen uns auf die neue Normalität zu“, ohne zu wissen, was das genau ist.
Selbstkritische Anbieter
Doch nicht nur das ökonomische Umfeld, auch die anziehende Regulierung ist aus Sicht der Gesprächsrunde herausfordernd. Nach Darstellung von JP-Morgan-Geschäftsleiter Hörich müssten aufsichtsrechtliche Veränderungen, die auf die Assekuranz abzielten, entsprechend auch im Produkt- und Strategieangebot berücksichtigt werden. Man müsse heute innovativer, konkreter, besser und schlichtweg fachkundiger gegenüber dem Kunden auftreten. Verhoeven lobte die selbstkritischen Anstrengungen als einen „ersten guten Schritt“. Aus Sicht der Versicherungswirtschaft betonte er, dass die Garantieleistungen der Assekuranz allmählich zum Problem würden. Mit Blick auf das Niedrigzinsumfeld, von dem niemand sagen könne, ob es über Jahre anhalten werde, und die latent drohende Inflation suchten Versicherungen heute verstärkt Schutz in Sachwerten. „Was machen wir, wenn die Zinsen niedrig bleiben?“, fragte Verhoeven die Anwesenden, ohne die Antwort abzuwarten und stellte fest: Eine fixed-income-lastige Versicherung könne nicht schlechter positioniert sein.
Bundesanleihen müssen weichen
Verhoeven äußerte Ambitionen, verstärkt Sachwerte ins Portfolio aufnehmen zu wollen, etwa Immobilien. Gleichwohl dürfe man die Inflationsgefahren nicht überbewerten: „Um uns herum herrscht Rezession“. Auch mit Blick auf die demografische Entwicklung in Deutschland sei eine ausufernde Inflation eher unwahrscheinlich, gab er zu bedenken.
Angesprochen auf die zunehmende Regulierungsdichte vertritt Achim Pütz vom BAI die Ansicht, dass der Regulierer über das Ziel hinausschießt. Deshalb seien nun die Verbände gefragt, das Gespräch mit der Finanzaufsicht zu suchen. Gleichwohl vertritt auch er den Standpunkt, dass es in der institutionellen Kapitalanlage zu Veränderungen kommen müsse. Sachwerte und alternative Anlagen insgesamt dürften an Bedeutung gewinnen, wobei allerdings die Eigenkapitalunterlegung durch Solvency II ein Hindernis sei.
Diversifikation wagen
Dessen ungeachtet rät Hörich der Assekuranz, kleine Schritte hin zu mehr Diversifikation zu wagen. Derzeit seien insbesondere Emerging Markets, Mezzanine und Loans brandaktuelle Investmentthemen, wie er betonte. Verhoeven zeigte sich gegenüber Hedgefonds eher skeptisch, aber offen für Private Equity, mit der Begründung: Wer Investments in der Vergangenheit in Private Equity getätigt und auch in der Krise durchgehalten habe, könne sich über ordentliche Returns freuen. „Aus Private Equity kommt man nicht so schnell raus, das ist in Krisenzeiten auch ein psychologischer Vorteil.“ Bei Aktieninvestment müsse man sich überlegen, wie man die Volatilität und die Eigenkapitalunterlegung reduzieren könne.
Vor allem mit Blick auf den Bereich Infrastructure zeigte er sich aufgeschlossen. In jüngster Zeit sei ihm mehrfach „Infrastructure Equity“ angeboten worden. Dabei sei „Infrastructure Debt“ aufgrund niedrigerer Eigenmittelunterlegung viel interessanter, so Verhoeven. Gleichwohl sei das Angebot in dem Segment deutlich geringer. Bedenken kamen dem Huk-Coburg-Mann insbesondere bei der Frage nach Absolute-Return-Produkten. Er äußerte Zweifel an deren Attraktivität und fragte rhetorisch, ob „Absolute“ womöglich für „absolut gar kein Return“ stehe. Er rief die Anbieterseite dazu auf, Produkte zu liefern, die die Volatilität dämpfen, gleichzeitig aber auch Ertrag bringen. Vom Label „Absolute Return“ werde er sich dagegen nicht mehr blenden lassen.
portfolio institutionell newsflash 02.05.2012/tbü
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