HINTERGRUND: Transition Manager – das unbekannte Wesen
Von deutschen Institutionellen werden Transition Manager bisher kaum genutzt, obwohl sich mit deren Hilfe erhebliche Kosten einsparen ließen.
FRANKFURT – Eine neue Anlagestrategie zu implementieren, bedeutet nicht nur Arbeits-, sondern auch Zeitaufwand. Jeweils Wochen erfordern Asset-Liability-Studien, die daraus abgeleitete Asset Allocation und die damit verbundene Auswahl der Asset Manager. Um diesen zeitraubenden Prozess teilweise zu kompensieren, soll dann zumindest die Transition der Assets möglichst schnell über die Bühne gehen.
Beim Austausch der Assets lassen viele Investoren jedoch nicht die gleiche Sorgfalt walten wie bei den vorhergehenden Schritten, obwohl sich erhebliche Kosten vermeiden ließen. „Transaktionskosten sind ein Hygienefaktor. Wenn ich den sauber halte, kann ich viel Geld sparen, egal, ob die Anlageentscheidung richtig oder falsch war“, sagte Philipp Henrich, Geschäftsführer von XTP, einem auf Transaktionskostenanalysen spezialisierten Berater.
Spezialisten im Umstrukturieren von Portfolios sind Transition Manager. Ihre Aufgabe ist es, so schnell wie möglich das Portfolio in die neue Zielstruktur zu bringen und gleichzeitig die Kosten zu reduzieren. In Deutschland werden diese Dienste bislang selten genutzt. „Das Vertrauen in die Asset Manager ist sehr hoch“, meinte Jürgen Winter, Leiter Transition Management Solution bei Universal Investment. Somit vertrauen institutionelle Investoren bei Umstrukturierungen lieber auf ihre alten oder neuen Asset Manager. Ob diese Vorgehensweise tatsächlich der bestmögliche Weg ist, muss jedoch bezweifelt werden.
Die denkbar schlechteste Wahl ist sicher, den das Mandat verlierenden Asset Manager mit dieser Aufgabe zu betrauen, da dieser im Prinzip keine Anreize mehr hat, seine Wertpapiere unter Berücksichtigung von Best Execution zu verkaufen. Auch der neue Manager scheint keine bessere Lösung zu sein, selbst wenn er Performance Fees erhält. Denn meist wird er erst ab dem Zeitpunkt gemessen und bezahlt, zu dem sein definiertes Startportfolio steht. In der Zwischenzeit hat er Performance Holiday. „Der neue Asset Manager braucht Zeit, um sein Portfolio aufzubauen. Das kann schon einmal zwei Wochen dauern. In dieser Zeit ist er häufig Benchmark-neutral“, sagte Winter. In der Umbauphase liegt das eigentliche Portfoliomanagement brach, und die ursprüngliche Asset Allocation ist aufgehoben. Der Investor verzichtet unter Umständen auf Rendite. „Durch eine schlechte Implementierung kann das Jahres-Alpha des Managers verloren gehen“, so Sebastian Hofmann-Werther, Head of Germany von Russell Investments. Im vergangenen Jahr hat der US-Russell weltweit 758 Transitionen mit einem Volumen von 620 Milliarden US-Dollar (432 Milliarden Euro) durchgeführt.
_In Deutschland gibt es noch viel Aufklärungsbedarf
Wie viel Geld mit einer schlechten Transition vernichtet wird, ist deutschen Investoren meist nicht bewusst. Transition Manager sind vielerorts ein unbekanntes Wesen. „Wir haben viele Gespräche mit potenziellen Kunden. Da geht es vor allem um Aufklärung, was Transition¬Management überhaupt ist. In diesen Gesprächen hat man einen relativ hohen Aha-Effekt“, sagte Hofmann-Werther. Kunden hat Russell Investments in Deutschland zwar bereits, diese lassen sich jedoch an ein, zwei Händen abzählen. Das mag unter anderem auch daran liegen, dass Russell Investments erst seit knapp 18 Monaten mit der Dienstleistung am deutschen Markt präsent ist. Im Oktober soll ein Büro in Frankfurt eröffnet werden. Hofman-Werther ist überzeugt, dass Transition Management bei deutschen Investoren zunehmend auf offene Ohren stößt und sein Unternehmen hier künftig mehr Geschäft machen wird.
Dass die meisten Transition Manager einen guten Job machen, berichtet Winter, Leiter des Transition-Management-Teams von Universal: „Durch den von uns begleiteten Auswahlprozent erhöht sich Treffgenauigkeit der Transition Manager, bei 78 Prozent der Projekte wird die prognostizierte Kostenbreite gehalten oder unterschritten.“ Deshalb ist für ihn die Frage, wer der beste Transition Manager ist, nicht entscheidend. Viel wichtiger sei, dass Investoren überhaupt mit einem Transition Manager arbeiten. Universal hat in den vergangenen fünf Jahren etwa 100 Transtitionen mit einem Volumen von 20 Milliarden Euro begleitet.
Ein reales Beispiel aus dem Kundenkreis von Universal Investment veranschaulicht das Sparpotenzial, das sich durch den Einsatz eines Transition Managers ergibt. Der besagte Kunde entschied sich, seinen Asset Manager die Umstrukturierung eines Emerging-Market-Aktien-Mandates mit einem Volumen von 123 Millionen Euro durchführen zu lassen. Die Gesamtkosten betrugen 3,57 Millionen Euro, die expliziten Kosten schlugen hierbei mit rund 213.000 Euro zu Buche. Hätte sich der Investor hingegen für einen Transition Manager entschieden und diesen die Umstrukturierung machen lassen, hätte er Gesamtkosten von 2,34 Millionen Euro gehabt. Der Investor wäre dabei nicht nur bei den impliziten, sondern auch den expliziten Kosten günstiger gefahren. Diese hätten etwa 208.000 Euro betragen. „Dieser Investor hat beim nächsten Mal mit einem Transition Manager gearbeitet“, sagte Winter (lesen Sie dazu mehr in der Juni-Ausgabe von portfolio institutionell).
Das Themen-Spezial der diesjährigen Asset-Allocation-Konferenz portfolio masters befasst sich am 18. Oktober 2011 mit Transition Management. Weitere Informationen dazu finden Sie unter
www.portfolio-masters.de
portfolio institutionell newsflash 22.06.2011/kbe/jan
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