Schwarzer Schwan
10. April 2015
Hier geht der Punk ab
Nur wenige Asset Manager schreiben tolle Kommentare und Statements. Ein unkonventionelles Vorbild, dazu mit Sinn für Humor, bedient sich in der Welt der Punk-Musik.
Wenn Dr. Jochen Felsenheimer, Geschäftsführer der Xaia Investment GmbH in München, Kommentare veröffentlicht, dann bleibt kein Auge trocken. Ohne unsere Hände für die Produkte von Xaia ins Feuer legen zu wollen, ist völlig klar, dass es der promovierte Volkswirt immer wieder schafft, komplexe Themen und Rockmusik, zuletzt auch Punk, zu einem flotten Akkord zu verbinden. In der kurz vor Ostern erschienenen Ausgabe seines X-Asset-Newsletters griff Felsenheimer auf einen Klassiker der „Toten Hosen“ zurück („Bis zum bitteren Ende“), der als Metapher auf den Liquiditätsausschank der Zentralbanken diente. Darin taucht folgende Textpassage auf: „Und die Jahre ziehen ins Land und wir trinken immer noch ohne Verstand, denn eins, das wissen wir ganz genau, ohne Alk da wäre der Alltag so grau.“ Grund genug, dass Sänger Campino diesen Schwarzen Schwan mit seinem Konterfei ziert.
Felsenheimer vertritt in seinem Newsletter regelmäßig die These, dass sich die Märkte in einer fragilen Situation befinden. Diesmal stellte er fest, dass das am 9. März gestartete Kaufprogramm der EZB zu gewissen Abstrusitäten führe, die sich fernab ökonomischer Realitäten bewegen. „Portugiesische zehnjährige Staatsanleihen rentieren auf Rekordtiefs bei circa 1,7 Prozent und damit ungefähr 50 Basispunkte unter ihren Pendants aus den USA. Es gibt wohl nur wenige Investoren, die angesichts dieser Konstellation portugiesische Staatsanleihen gegenüber amerikanischen bevorzugen würden – wenn es die EZB nicht gäbe. Noch abstruser wird diese relative Bewertung übrigens, wenn man die CDS beider Länder mitberücksichtigt: 5Y USA CDS handeln bei 18 Basispunkten – etwa 120 Basispunkte unter den portugiesischen!“
Die EZB scheint sich nach Einschätzung Felsenheimers darüber im Klaren zu sein, dass ihr aktuelles Kaufprogramm zwangsläufig in einem Platzen der Rentenblase münden muss – und die damit verbundenen Wirkungen scheinen auch bekannt zu sein. „Gerade die Institutionen, die regulatorisch zum Halten von Staatsanleihen ‚gezwungen‘ werden (Versicherungen, Pensionskassen et al.), werden also Wertverluste auf ihre Staatsanleihenpositionen hinnehmen müssen. Die EZB sollte sich vielleicht jetzt schon einen Notfallplan zurechtlegen.“ Bei Xaia rät man zynisch zum Auflegen eines neuen Kaufprogramms. Dieses könnte der Münchner Asset Manager auch mal nicht musikalisch, sondern filmisch mit einer Reminiszenz an den jüngst leider verstorbenen, dafür aber unsterblichen Kir-Royal-Regisseur Helmut Dietl unterlegen. Statt dem Klebstofffabrikanten Heinrich Haffenloher sagt dann der Zentralbanker: „Isch schieb et euch hinten und vorne rein. Isch scheiß euch sowat von zu mit meinem Geld, dass ihr keine ruhige Minute mehr habt.“
Halloween – Die Börse des Grauens
Nicht nur Xaia macht sich offenbar Gedanken, um bei Investoren im Gedächtnis hängen zu bleiben. Wenn man es schon mit so komplexen Themen wie Liquiditätsschwemme oder auch negativen Renditen zu tun hat, dann soll es auch bitteschön unterhaltsam sein. Das dachte man sich zuletzt auch bei Axa Investment Managers (Axa IM). Der Anbieter wies kurzerhand in bester Boulevardzeitungsmanier auf „schockierende Tatsachen“ bei traditionellen Anlageklassen hin. Das ist doch mal was! Dem Anbieter zufolge verzeichnen inzwischen 25 Prozent der europäischen Staatsanleihen negative Renditen. Zehnjährige deutsche Staatsanleihen rentieren bei 30 Basispunkten. Und auf das Britische Pfund lautende Anleihen außerhalb des erstklassigen Staatsanleihensektors hatten im Januar 2015 mit einem Zuwachs von 4,9 Prozent ihr bestes Monatsergebnis aller Zeiten. „Wir leben in ungewöhnlichen Zeiten“, kommentiert Nick Hayes, Fondsmanager bei Axa. Und: „Ich bin mir nicht sicher, welche dieser Tatsachen mich am meisten schockiert.“
Am meisten schockieren aber immer noch Horrorfilme. Wir raten darum Axa IM sich bei der nächsten Presseaussendung des Horrorgenres zu bedienen. Unsere Anregungen: „Das Zins-Omen“, „The Texas Chainsaw Equity Massacre 3“, „Tanz der EZB-Teufel“, „Halloween – Die Börse des Grauens“ oder „Carry – Des Satans jüngste Tochter“.
Am meisten schockieren aber immer noch Horrorfilme. Wir raten darum Axa IM sich bei der nächsten Presseaussendung des Horrorgenres zu bedienen. Unsere Anregungen: „Das Zins-Omen“, „The Texas Chainsaw Equity Massacre 3“, „Tanz der EZB-Teufel“, „Halloween – Die Börse des Grauens“ oder „Carry – Des Satans jüngste Tochter“.
Gleich die Entstehung des Universums bemühte indessen Asoka Wöhrmann, Chief Investment Officer der Deutschen Asset & Wealth Management, von der Universalbank Deutsche Bank. Er hat sich ebenfalls über negative Zinsen ausgelassen: „Nahe null oder unter null geht leider immer etwas verloren. Was passiert, wenn die warme Zeit zu Ende geht, mussten schon Mammut oder Säbelzahntiger leidvoll erfahren. Das jüngste Frostopfer ist der Zins”, meint Wöhrmann. Mammut? Säbelzahntiger? Frostopfer? Da war doch was: Der Film „Ice Age“! In diesem gibt das Faultier Sid dem Mammut, dem Säbelzahntiger, Investoren und Asoka Wöhrmann singend folgenden Ratschlag: „Cool, cool und locker bleiben/Cool, cool und locker sein/Cool, cool und locker bleiben/Cool und locker sein.“
In diesem Sinne wünscht Ihnen die Redaktion von portfolio ein schönes Wochenende.
Autoren:
portfolio institutionell
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar