Jahreskonferenz
26. Juni 2019

Herausforderndes Umfeld für Versicherungen

Regulatorik, neue Versicherungsprodukte und das Kapitalmarktumfeld halten Versicherungen auf Trab. Das Bilanzmanagement bleibt herausfordernd. Lösungen und Ansatzpunkte wurden prominent auf der Jahreskonferenz von portolio institutionell diskutiert.

Wie messen sie Illiquidität und wie viel darf es denn sein?

Heinemann: Hier gibt es keine pauschale Antwort. Wir haben sämtliche Assets in neun Liquiditäts-Klassen eingeteilt. Wie gesagt sind unsere Anforderungen völlig unterschiedlich. Eine Rückversicherung, die Schäden begleichen muss, sollte liquide Assets haben. Unsere Lebensversicherung kann es sich leisten, Liquidität für 20 Jahre und mehr zu spenden. Das können wir uns leisten. Wichtig ist, dass die Versicherung groß ­genug ist, damit die Aktuare mit Erwartungswerten rechnen können. Die Sachversicherung liegt zwischen Rück und Leben.

Was können weitere Opportunitäten sein?

Gabriel Wallach: Wir investieren viel in ­Aktien der Emerging Markets und sehen beispielsweise für 2019 viele Opportunitäten in China und Brasilien. Monetary Easing und Investments in Infrastruktur sind ein sehr positives Umfeld für Schwellenländer. Wir erwarten für Emerging Markets hohe Wachstumsraten und können Portfolios konstruieren, die mit 20 bis 25 Prozent wachsen. Das ist insbesondere im Vergleich zu den ent­wickelten Märkten viel.

Lässt sich denn ein Schwellenländer-Aktienportfolio konstruieren, das mit wenig Vola und viel Liquidität insbesondere dem Geschmack von bilanzsensitiven Anlegern wie Versicherungen entspricht?

Wallach: Zumindest in dem Sinn, dass ­höhere Renditen in einem gewissen Maß die höhere Volatilität kompensieren. Diversifi­kation senkt zwar die Volatilität. Diese bleibt aber höher als in den entwickelten Märkten. Bezüglich Liquidität lässt sich allerdings ­sagen, dass sich diese auch in kleineren Märkten dramatisch verbessert hat. Emerging-Markets-Aktien haben heute einen ­höheren Freefloat und mehr Listings an den großen Börsen in New York und London.

Wie lässt sich das Währungsrisiko handeln?

Achim Walde: Warum investiert man im Ausland? Weil dort in der Regel die Rendite­erwartungen und die Zinsen höher sind. Da der Zinsunterschied aber die Kosten für die Währungsabsicherung determiniert, wird das FX-Management zur Spaßbremse. Den Dollar zu hedgen, kostet derzeit drei Prozent. Da in Europa die Zinsen nicht so schnell steigen werden, bleiben die Sicherungskosten langfristig hoch. Ein zentralisiertes Währungsmanagement trägt jedoch dazu bei, in erheblichem Umfang Sicherungskosten zu sparen. Wir sehen auch bei den deutschen Kunden eine ­Tendenz, ein zentrales Währungsmanagement zu implementieren.

Bieten Währungen nur Risiken oder auch Chancen?

Walde: Wir sehen insbesondere bei Schwellen­ländern auch Chancen. Allgemein werden mit Währungen aber erstmal nur Risiken ­verbunden. Interessant ist, dass die ­impliziten Euro-Dollar-Volatilitäten normalerweise bei zehn Prozent liegen, es derzeit aber nur ­extrem niedrige fünf Prozent sind. Damit ­erscheint die Welt als fast risikolos. Eine ­passende Analogie wäre ein Naturforscher, der sich einem Krokodil immer weiter ­nähert, weil es schläft. Doch je länger es schläft, ­desto größer die Gefahr, dass es aufwacht – und zwar vor Hunger. Auf den Devisenmärkten war dies 2007 und zuletzt 2014 der Fall, als der Dollar um 25 Prozent stieg. Daraufhin ­hatten dann alle US-Investoren ein Jahr ­später ein FX-Overlay-Mandat, weil ein Verlust von 25 Prozent nicht vertretbar ist.

Ein entscheidender Punkt ist der Umgang mit den Drawdowns. Bezüglich der Ertragskomponente scheiden sich jedoch die ­Geister. Ich versuche seit über 20 Jahren, Anleger von der Ertragskomponente zu überzeugen. Sehr hilfreich ist dabei der Faktor-Investing-Trend, da es Carry, Momentum und Bewertung auch bei Währungen gibt.

Zieht die Sparkassenversicherung Erträge aus dem FX-Management?

Blum-Barth: Mit Währungsmanagement ­befassen sich viele Investoren. Schließlich sind wir auf einem Entwicklungspfad in Richtung Internationalisierung. Die von Herrn Walde erwähnten Vorteile kann ich nur unterstreichen. Der erste Schritt ist aber nicht die Vergabe eines Mandats für ein FX-Overlay, sondern ein internes Projekt zur ­Erstellung eines einheitlichen datentechnischen Haushalts möglichst effizient anzustoßen. Erfasst werden müssen nämlich erst einmal verschiedene Investmentvehikel wie die deutsche Master-KVG, die Luxemburger Vehikel und eventuell verschiedene GmbHs. Das ist komplex und braucht Zeit. Der ­hierfür notwendige Aufwand ist der Preis der ­Internationalisierung.

Kruse: Um auf Herrn Heinemann zurückzukommen: Es ist richtig, dass die SAA viel ­flexibler wurde. Investoren, die regulatorisch weniger stark betroffen sind und eine ­gewisse Risikotragfähigkeit aufweisen, fügen wir in einer globalen Allokation immer mehr ­verschiedene Währungen hinzu. Die Währungskomponente macht dann etwa zehn bis 20 Prozent aus. Der Grund hierfür ist ­primär, dass – anders als von Investoren vielfach ­vermutet – ein Korb an Währungen das ­Drawdown-Risiko reduziert. Es braucht aber einen gewissen Basket.jBei stark regulierten Anlegern sehen wir ­immer mehr Nachfrage nach Lösungen, die die FX-Hedgekosten reduzieren. Es ­empfiehlt sich nicht immer, auf drei Monate zu rollen. Gerade bei Buy-and-Maintain-Ansätzen lässt sich der Umstand nutzen, dass die Unterschiede in den Zinskurven weiter hinten ­geringer sind als vorn.

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