Heißes Geld
Musk sucht Depp
Die Krypto-Währungen laufen heiß – da gilt es einen kühlen Kopf zu bewahren. Spätestens zum Jahresanfang, als Bitcoin & Co. die Billionen-Dollar-Marke geknackt hatten, hätte man sich fragen sollen, wo denn eigentlich der Nutzen von Bitcoin und den über 8.000 (in Worten: über achttausend) Digitalwährungen liegt? Heute weiß man es: als Spekulationsmittel! Denn nun sind es Bitcoins allein, die mit einer Billion Dollar bewertet werden.
Die Frage nach dem volkswirtschaftlichen Nutzen ist aber immer noch nicht geklärt. Kapitalmarktexperte Dr. Jens Ehrhardt beschreibt Bitcoin in seiner Finanzwoche als die „Mutter aller Blasenentwicklungen“. Allerdings konnte man mit Tulpenzwiebeln wenigstens noch den Garten verzieren. Die zum Bitcoin „minen“ nötige IT-Hardware eignet sich dagegen als Zierelement für den gepflegten Vorgarten nur bedingt.
Wenn sich die Frage nach dem Nutzen nicht klären lässt, dann doch vielleicht die nach den Nutznießern. Erkennbar ist ein Nutzen für die Halb- oder Unterwelt, aus der man immer mal wieder ungefragt E-Mails bekommt („Ich habe Dich eine Weile beobachtet …“), deren Inhalt auf die Erpressung von Bitcoins hinausläuft. Eine Bitcoin-Transaktion sei nämlich einfacher als per Kreditkarte.
Erpresser, Versorger und Elon Musk
Ein Nutznießer ist auch der Super-Unternehmer Elon Musk. Seine Äußerungen zu und Investments in Bitcoins verschaffen ihm nämlich Publicity. „Anders als für Kleinanleger“, merkt N-TV spitz an, „ist das Risiko für den reichsten Menschen der Welt bei seiner Milliardeninvestition dabei überschaubar“. Der Nutzen von Kryptos liegt nach Ansicht von N-TV für Investoren in der Aussicht auf den „next greater fool, einen nächst größeren Deppen ähnlich einem klassischen Schneeballsystem“.
Wer auch von den Kryptos profitiert sind die Versorger, da das Mining jede Menge Strom verbraucht. Andererseits erzeugt das Mining aber auch Wärme – was wiederum für einen breiteren Personenkreis von Nutzen sein könnte. Die Süddeutsche Zeitung berichtet von einem findigen Niederösterreicher, der in seinem Eigenheim so fleißig die Währung Ether produziert, dass sich die Grafikkarten auf 80 Grad erwärmen. Die Abwärme wird zum Heizen genutzt. „An kalten Tagen hatte ich sechs bis acht Euro Stromkosten am Tag, jetzt nur noch die Hälfte“, sagt der IT-Fachmann der Süddeutschen. Er jagt also kein Geld durch den Kamin, sondern heizt den Kamin mit der Geldproduktion. Unter dem Strich ein sehr interessantes Geschäftsmodell: „Obwohl die Karten drei Euro Stromkosten verursachen, kriege ich trotzdem am Tag zwölf Euro damit raus.“
Der Haken: Das Modell funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen. Der Strompreis muss niedrig, der Ether-Kurs hoch sein – und es darf nicht Sommer werden.
Einen weiter schönen Lockdown wünscht Ihnen Ihre Redaktion von portfolio institutionell!
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