Administration
5. März 2018

Hauck & Aufhäuser verschmilzt KVGen

„2017 lief fantastisch“. Vorstandsvorsitzender Bentlage nimmt im Gespräch auch zum chinesischen Eigner Stellung.

Ende Februar war Hauck & Aufhäuser bei der Übernahme der Luxemburger Sal.-Oppenheim-Gesellschaften einen großen Schritt weiter. Dann waren nämlich die beiden Luxemburger KVGen der Banken plangemäß verschmolzen. Dies teilte der Vorstandsvorsitzende von Hauck & Aufhäuser, Michael Bentlage, in einem Gespräch mit portfolio institutionell mit. Im Dezember 2016 erwarb Hauck & Aufhäuser das Fondsplattformgeschäft der Sal. Oppenheim in Luxemburg sowie die beiden dort ansässigen Gesellschaften Sal. Oppenheim jr. & Cie. Luxemburg S.A. und Oppenheim Asset Management Services S.à r.l. von der Deutschen Bank. Ein Jahr später wurde bei der Übernahme der beiden Gesellschaften Vollzug gemeldet. Zum 30. September 2018 soll die Integration der Luxemburger Sal. Oppenheim abgeschlossen sein.
Dass beim Zusammengehen der beiden Banken keine größeren Komplikationen aus dem Weg zu schaffen sind, dürfte auch damit zu erklären sein, dass sich die beiden Unternehmen in ihren Geschäftsfeldern gut ergänzen. „In Luxemburg ist Hauck & Aufhäuser als Verwahrstelle und KVG stark als Administrator für Real Assets, Sal Oppenheim ist als Verwahrstelle und KVG stark im Geschäft mit internationalen Investoren“, so Bentlage, der hinzufügt, dass die Aufgaben einer KVG und einer Verwahrstelle auch nicht ganz unähnlich seien. Auch kulturell lägen die beiden Privatbanken nicht weit auseinander. Dies macht sich nicht zuletzt im identischen klassizistisch-traditionsbewussten Interieur der Niederlassungen bemerkbar.   
Oppenheimer bleiben an Bord
Vollzogen wird die Verschmelzung der Gesellschaften ohne Mitarbeiter freizusetzen. Das Asset Servicing zählt nun über 300 Mitarbeiter, davon kamen 120 von Oppenheim. Bentlage: „Mit Blick auf die natürliche Fluktuation und vor allem auf unsere Wachstumsziele haben wir alle Oppenheim-Mitarbeiter übernommen. Wir wollen in allen Geschäftsfeldern organisch und anorganisch weiter zulegen.“ Bereits in den vergangenen Jahren seien das Asset Management und das Asset Servicing zwischen 20 und 25 Prozent gewachsen. Im Asset Servicing war das Wachstum vor allem bei Real Assets stark und hier wiederum bei Immobilien.
Im Asset Servicing bedient Hauck & Aufhäuser neben Vermögensverwaltern auch Versicherungen und andere institutionelle Investoren. „Durch die KAGB-Einführung hat sich der Markt stark verändert“, erklärt Bentlage. Besonders stark war das Wachstum im Investment Banking, wo sich Hauck & Aufhäuser auf Kapitalmarktmaßnahmen für börsennotierte Mittelständler fokussiert. Abzulesen ist dies an der Mitarbeiterzahl, die seit der Gründung der Abteilung im Jahr 2009 von drei auf heute 40 wuchs und diese Jahr auf 60 zulegen soll. Weniger wachstumsstark als die anderen Geschäftseinheiten ist dagegen das Private Banking. Aber: „2017 lief insgesamt fantastisch und war unser bestes Jahr seit der Finanzkrise“, so Bentlage.
Inklusive Oppenheim kommen die Privatbankiers von Hauck & Aufhäuser nun auf 120 Milliarden Euro an Assets under Administration and Custody, davon zählen 50 Milliarden Euro zu den Real Assets. 120 Milliarden Euro liegen allerdings deutlich unter den 200 Milliarden Euro, die Bernd Vorbeck von der Universal-Investment in der Februar-Ausgabe von portfolio institutionell als das kritisches Volumen bezifferte, das es für den profitablen Betrieb einer Master-KVG brauche.
Dieser Einschätzung widerspricht Michael Bentlage deutlich: „Das stimmt nicht. Früher hat das Mindestvolumen für den profitablen Betrieb einer KVG bei etwa 50 Milliarden Euro gelegen, heute braucht es eher 20 Milliarden Euro.“ Auch ohne Real Assets läge Hauck & Aufhäuser über diesem Level. Dass mit Immobilien & Co. tatsächlich mehr zu verdienen sei, mag Bentlage nicht bestätigen und verweist vielmehr auf den größeren Individualisierungsaufwand. Betriebsgrößenvorteile als KVG für liquide Assets will man aber weiter nicht suchen. Zu den Besonderheiten von Hauck & Aufhäuser zählt, dass man in Deutschland zwar Verwahrstelle aber nur in Luxemburg KVG ist. Dies soll auch so bleiben, um Verwahrstellen suchende KVGen nicht mit einem eigenen KVG-Angebot zu irritieren.
Mifid-Kalamitäten
Weiteres Wachstum ist neben der Digitalisierung und dem Heben von Synergien ein großes Ziel. Qualität und Rentabilität dürfen unter den Wachstumsambitionen aber nicht leiden. „Wir müssen aus Kapazitätsgründen auch Mandate ablehnen, da wir unsere Qualität hoch halten wollen. Kundenzufriedenheit ist wichtig. Unterschiedliche Preisvorstellungen können aber auch ein Grund sein, dass wir auf Zusatzgeschäft verzichten“, sagt Bentlage, der zudem betont, dass man besonders individuell auf die einzelnen Kunden eingehe. Dazu gehöre auch, dass man nicht wie andere Verwahrstellen auf Niedriglohnstandorte in Osteuropa ausweiche.
Immer scheint man aber den eigenen Qualitätsansprüchen nicht gerecht werden zu können. Im Einzelfall zeigt sich dies bei der Mifid-Umsetzung und hier konkret bei der Schnittstelle zum Austausch von Mifid-Daten. Seit Inkrafttreten der Mifid II am 3. Januar 2018 müssen Finanzvertriebe ihre Kunden in erweiterter Form über den Zielmarkt und die Kosten der von ihnen vertriebenen Investmentfonds informieren. Das European Mifid Template (EMT) bietet laut dem Branchenverband BVI eine funktionale Beschreibung dieser neu geforderten Informationen und kann zur Übermittlung der relevanten Daten von Fondsanbietern an Vertriebsstellen EU-weit eingesetzt werden. Banken können allerdings das EMT-Format nicht verarbeiten und benötigen eine WM-Daten-Belieferung. Solange es beim Thema Zielmarktdefinition aber hake, können Banken nicht beraten.   
Gute Erfahrungen mit Fosun
Erklärungsbedürftig ist gerade gegenüber potenziellen Neukunden aber, dass der Vorstand der Privatbank in den vergangenen Monaten – nach allerdings fünf Jahren in konstanter Besetzung – zwei Mitglieder verloren hat. Auf Nachfrage betont Bentlage, dass die beiden Abgänge nichts mit dem ebenfalls erklärungsbedürftigen neuen Eigentümer von Hauck & Aufhäuser zu tun haben. Schließlich handelt es sich bei letzerem mit Fosun um eine chinesische Investmentgesellschaft, der zwar die Übernahme der BHF-Bank nicht gelang, die dafür in Deutschland aber auch beim Modekonzern Tom Tailor und bei Thomas Cook einstieg. Zudem könnten die Erfahrungen der Deutschen Bank mit einem chinesischen Anteilseigner besser sein.
Diesen Bedenken widerspricht Bentlage – der nicht ganz unglücklich sein dürfte, dass die BHF-Akquisition nicht gelang – deutlich: „Fosun will, dass wir unternehmerisch denken und lässt uns bei unseren Entscheidungen freie Hand. Fosun ist sehr transparent, ist bereit zu investieren und will seine Verschuldung abbauen. Um langfristig Business aufzubauen, hilft uns ein Eigner wie Fosun auch mehr als ein Private-Equity-Haus.“ Für Hauck & Aufhäuser habe es sich auch nicht als Nachteil erwiesen, dass man nun ein (kleines) Rad in einem internationalen Konglomerat ist, zu dem unter anderem auch eine portugiesische Bank und eine Versicherung gehören. Bentlage sieht in dem Konglomerat im Gegenteil einen Vorteil, da sich damit einige internationale Geschäftsmöglichkeiten öffnen.
portfolio institutionell 02.03.2018/Patrick Eisele 
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