Harte Zeiten für Hotellerie
PWC: Lockdown lindert Liquidität. Langsamere Erholung in A-Städten.
Der seit Dezember geltende zweite Lockdown trifft die deutsche Hotelbranche noch härter als der Erste. Sollten die erneuten Schließungen länger als das erste Quartal 2021 andauern, werde die Liquidität zahlreicher Betreiber versiegen. Danach gehe es für die Branche ums Überleben, lautet das Ergebnis der aktuellen Hotelstudie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC).
Break-even erst ab 2023/24
Im Rahmen der Kurzstudie wurden im Dezember 2020 Betreiber von 320 Hotels mit einer Kapazität von mehr als 50.000 Zimmern nach ihren Erfahrungen während der Covid-19-Krise und ihren Geschäftserwartungen befragt. Die Mehrzahl der deutschen Hoteliers rechnet frühestens ab 2023 mit einer Normalisierung der Geschäftslage; erst ab 2023/24 wird eine branchenweite Break-even-Auslastung von 60 bis 65 Prozent erwartet – vorausgesetzt, der internationale Reiseverkehr ist wieder uneingeschränkt möglich.
„Die Covid-19-Krise hat die deutsche Hotelbranche hart getroffen. Nach gut zehn Jahren konstanten Wachstums kam es 2020 zu einer Vollbremsung“, sagt Thorsten Loose, Senior Manager Real Estate bei PWC Deutschland. „Der zweite Lockdown hat noch fatalere wirtschaftliche Auswirkungen auf die Häuser als der Erste. Trotzdem ist es erstaunlich, wie resilient die Branche ist.”
Distressed-Debt-Investoren warten auf Opportunitäten
Buchungsrückgänge von 40 bis 60 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren haben den Hotelbetreibern schwer zugesetzt. In der Spitze wurden Rückgänge in den Buchungen um bis zu 90 Prozent erlebt. Das Resultat der Misere: „Für Immobilieneigentümer sowie Finanzierer steht die Asset-Klasse Hotelimmobilien ganz oben auf der Risiko-Agenda. Distressed-Debt-Investoren warten bereits auf Investment-Opportunitäten“, sagt Thomas Veith, Real Estate Leader bei PWC Deutschland.
Schnellere Erholung in B- und C-Städten
Der Studie zufolge dürften sich die Top-7-Städte in Deutschland mit ihren Messe- und Konferenzangeboten langsamer von der Krise erholen als B- oder C-Städte. Während in den A-Städten Geschäftsreisende weiter ausblieben, würden inländische Touristen die internationalen Reisebeschränkungen verstärkt dazu nutzen, B- und C-Städte oder Regionen im Rahmen von Kurztrips kennenzulernen.
Savills: Spitzenrendite bei 4,46 Prozent
Auch Savills sieht im Tourismus einen Rettungsanker. „Die zunehmende Bereitschaft für Urlaubsreisen innerhalb der Ländergrenzen hat zur temporären Erholung im Tourismussektor beigetragen und stärkte das Vertrauen in das Hotelsegment – und das zu einer Zeit, als der Investmentmarkt durch die Pandemie nachteilig beeinflusst wurde“, kommentierte Josh Arnold, Associate im Research Team von Savills, Ende 2020 in einem Kommentar zum Hotelmarkt. So sank die Investitionstätigkeit in den ersten drei Quartalen gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 56,3 Prozent auf 7,2 Milliarden Euro. Von dem Volumen entfielen jedoch bereits 43,8 Prozent auf die Monate vor Beginn der Covid-19-Pandemie in Europa.
Im Einklang mit der Suche nach langfristig sicheren Einnahmeströmen, beobachtet Savills, dass die Spitzenrendite für verpachtete Objekte in Europa mit durchschnittlich 4,46 Prozent am höchsten bleibt. Danach hat sich die durchschnittliche Renditespanne zu Objekten mit fehlenden Betriebs-/Franchise- und Managementverträgen auf 114 Basispunkte beziehungsweise 157 Basispunkte ausgeweitet.
Autoren: Patrick EiseleSchlagworte: Gewerbeimmobilien | Hotel
In Verbindung stehende Artikel:
Schreiben Sie einen Kommentar