Strategien
25. Mai 2016
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Laut der aktuellen Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment wird sich die von der Politik angestrebte Reduktion von Treibhausgasen auf die Entwicklung der Kapitalmärkte auswirken. Erwartungen der Investoren gehen auseinander.
Immer dann, wenn sich auf politisch-regulatorischer Ebene Veränderungen anbahnen, können sich daraus auch Auswirkungen auf Kapitalanlagen ergeben. Stichworte dafür liefern das Versicherungsaufsichtsregime Solvency II und der Klimawandel. In beiden Themenkomplexen gibt es Kapitalanlagen, die bei Investoren stärker berücksichtigt werden, und es gibt Assets, bei denen eher das Gegenteil der Fall ist. So führt Solvency II unter anderem dazu, dass sich manche Versicherung aus Anlagen zurückzieht, bei denen die Eigenkapitalanforderungen vergleichsweise hoch sind. Gleichzeitig ziehen Anlageklassen mit vergleichsweise niedriger Eigenkapitalanforderung, wie zum Beispiel Wandelanleihen, gesteigertes Interesse auf sich. Und was den Klimawandel betrifft, stehen die Emittenten von Treibhausgasen auf dem Index vieler Geldgeber (Stichworte sind Dekarbonisierung und „Kohleblase“), während Investitionen in Unternehmen ins Blickfeld rücken, deren Geschäftsmodelle das Klima nicht belasten. Man könnte von einer Art Regulierungsarbitrage sprechen aus der Sicht nicht betroffener Investoren, die angesichts der Umwälzungen Rendite wittern.
Laut der aktuellen Nachhaltigkeitsstudie von Union Investment geht die Mehrheit der deutschen Großanleger heute davon aus, dass sich die von der Politik angestrebte Reduktion von Treibhausgasen auf die Entwicklung der Kapitalmärkte auswirken wird. Deutschlands drittgrößte Fondsgesellschaft mit rund 268,5 Milliarden Euro Assets under Management (Stand: 31. März 2016) hat die Studie in Zusammenarbeit mit Professor Henry Schäfer von der Universität Stuttgart angefertigt. Dafür wurden im Frühjahr in Deutschland 203 institutionellen Investoren befragt, die zusammen ein Vermögen von 3,5 Billionen Euro verwalten. Ihrer Ansicht nach werden sich die Beschlüsse der UN-Klimakonferenz in Paris (30. November bis 12. Dezember 2015) an den Kapitalmärkten vor allem auf Energieversorger sowie auf die Gas- und Ölindustrie auswirken. Aber auch die Automobil- und Flugzeughersteller hätten negative Konsequenzen zu befürchten.
Die Erwartungen gehen auseinander
Laut der jüngsten Untersuchung des Asset Managers der genossenschaftlichen Finanzgruppe erwarten indessen 42 Prozent der Studienteilnehmer keine nennenswerten Auswirkungen der klimapolitischen Beschlüsse auf die Märkte. „Dieses Ergebnis überrascht“, kommentiert Alexander Schindler, im Vorstand von Union Investment zuständig für das institutionelle Kundengeschäft. „Denn aus höheren Klimaschutzanforderungen ergeben sich nicht zu unterschätzende Bewertungsfragen und Herausforderungen im Risikomanagement der Investoren. Sie sollten sich frühzeitig mit den Konsequenzen der zunehmenden Dekarbonisierung auseinandersetzen.“
Gegenwärtig berücksichtigt mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Großanleger Klimaschutzaspekte in den Anlagerichtlinien, erläutert Union Investment. Dies gelte vor allem für Versicherungen, Stiftungen und Kirchen, von denen 35 beziehungsweise 34 Prozent bereits entsprechende Vorgaben aufgenommen haben. Im Vordergrund stehen dabei der Ausschluss bestimmter Branchen sowie verstärkte Investments in Erneuerbare Energien. 24 Prozent der Investoren, die entsprechende Vorgaben bisher noch nicht in ihren Anlagerichtlinien berücksichtigen, planen, dies in den kommenden fünf Jahren zu tun. Dies trifft insbesondere auf Stiftungen und kirchliche Investoren zu. In dieser Gruppe wollen 47 Prozent der Anleger den Klimaschutz künftig in ihren Anlagerichtlinien verankern. Auch für Asset Manager bleibt der Pariser Klimagipfel nicht ohne Folgen. Von ihnen erwarten die Investoren, dass sie Klimaschutzaspekte sowohl bei der Beratung als auch im Investmentprozess und Reporting berücksichtigen. Zudem wünschen sie, dass Asset Manager verstärkt Lösungsangebote zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in den Portfolios anbieten. „Zwei Drittel der befragten Investoren sind unsicher, wie sich Klimaschutzaspekte auf Rendite und Risiko ihres eigenen Portfolios auswirken werden. Hier sollte die Asset-Management-Branche gemeinsam mit der Wissenschaft ansetzen und für mehr Klarheit sorgen“, stellt Schindler fest.
Gegenwärtig berücksichtigt mehr als ein Fünftel (21 Prozent) der Großanleger Klimaschutzaspekte in den Anlagerichtlinien, erläutert Union Investment. Dies gelte vor allem für Versicherungen, Stiftungen und Kirchen, von denen 35 beziehungsweise 34 Prozent bereits entsprechende Vorgaben aufgenommen haben. Im Vordergrund stehen dabei der Ausschluss bestimmter Branchen sowie verstärkte Investments in Erneuerbare Energien. 24 Prozent der Investoren, die entsprechende Vorgaben bisher noch nicht in ihren Anlagerichtlinien berücksichtigen, planen, dies in den kommenden fünf Jahren zu tun. Dies trifft insbesondere auf Stiftungen und kirchliche Investoren zu. In dieser Gruppe wollen 47 Prozent der Anleger den Klimaschutz künftig in ihren Anlagerichtlinien verankern. Auch für Asset Manager bleibt der Pariser Klimagipfel nicht ohne Folgen. Von ihnen erwarten die Investoren, dass sie Klimaschutzaspekte sowohl bei der Beratung als auch im Investmentprozess und Reporting berücksichtigen. Zudem wünschen sie, dass Asset Manager verstärkt Lösungsangebote zur Reduktion des CO2-Fußabdrucks in den Portfolios anbieten. „Zwei Drittel der befragten Investoren sind unsicher, wie sich Klimaschutzaspekte auf Rendite und Risiko ihres eigenen Portfolios auswirken werden. Hier sollte die Asset-Management-Branche gemeinsam mit der Wissenschaft ansetzen und für mehr Klarheit sorgen“, stellt Schindler fest.
Für viele unvorstellbar: Ausstieg aus der Nachhaltigkeit
Im Vergleich zum Vorjahr bekannten sich in der aktuellen Befragung 60 Prozent der Investoren zur nachhaltigen Kapitalanlage. Dies entspricht einem Plus von zwei Prozentpunkten. Der Stimmungsindex für nachhaltige Kapitalanlagen, der die Einstellung deutscher Großanleger zum Thema Nachhaltigkeit auf einer Skala von -100 bis +100 misst, stieg um 1,8 auf 17,5 Punkte. „Das Barometer zeigt, dass institutionelle Anleger in Deutschland nachhaltigen Investments positiv gegenüberstehen“, erläutert Professor Schäfer das Ergebnis. Trotz eines leichten Zuwachses bei den Anwendern von Nachhaltigkeitskriterien habe sich das Verhältnis derjenigen, die Nachhaltigkeit befürworten, zu denen, die entsprechende Strategien nicht berücksichtigen, kaum verändert. „Bei beiden Gruppen hat sich die Einstellung verfestigt“, so der Wissenschaftler von der Universität Stuttgart. 43 Prozent der nachhaltig agierenden Investoren sind mit ihrer Kapitalanlage zufrieden beziehungsweise außerordentlich zufrieden. Mehr als drei Viertel (76 Prozent) von ihnen können sich einen Ausstieg aus der Nachhaltigkeit nicht mehr vorstellen. Insgesamt wird ein Drittel ihrer Anlagen bereits nachhaltig verwaltet. Das Gros davon macht mit 36 Prozent die Anlageklasse Renten aus, gefolgt von Immobilien mit 25 Prozent und Aktien mit 23 Prozent. Bei 74 Prozent der nachhaltig orientierten Investoren finden sich Nachhaltigkeitskriterien in den Anlagerichtlinien – nicht zuletzt auch aufgrund einer hohen Nachfrage durch die Gremien.
Dem Lager der Großanleger, die keine Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, fehlt es nach Ansicht von Union Investment gegenwärtig an Impulsen, nachhaltige Strategien in ihre Kapitalanlagen zu integrieren. Ihre abwartende Haltung begründen sie mit einer fehlenden Nachfrage durch ihre Gremien (58 Prozent) und Kunden (53 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte gab an, dass Nachhaltigkeitskriterien in den Anlagerichtlinien noch keine Berücksichtigung finden. „Nach wie vor gibt es viele Investoren, die erst einmal abwarten wollen, bis sich Regulierungsmaßnahmen zur Nachhaltigkeit weiter konkretisieren“, so Schäfer. Dies zeige sich zum Beispiel bei Altersvorsorgeeinrichtungen. In dieser Investorengruppe sei eine unterdurchschnittliche Nachfrage von Gremien und Stakeholdern nach nachhaltigen Strategien zu beobachten. „Offenbar haben viele Entscheidungsträger angesichts wegbrechender Erträge, volatiler Märkte und hoher regulatorischer Anforderungen zur Zeit andere Sorgen. Aber auch auf dem Feld der Nachhaltigkeit dürfte der Regulierungsdruck in Zukunft deutlich zunehmen“, fügt Schindler hinzu. Diese Ansicht teilen viele der befragten Investoren: 42 Prozent sehen sich verändernde regulatorische Anforderungen als entscheidenden Impuls dafür, sich künftig mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen.
Dem Lager der Großanleger, die keine Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigen, fehlt es nach Ansicht von Union Investment gegenwärtig an Impulsen, nachhaltige Strategien in ihre Kapitalanlagen zu integrieren. Ihre abwartende Haltung begründen sie mit einer fehlenden Nachfrage durch ihre Gremien (58 Prozent) und Kunden (53 Prozent). Etwas mehr als die Hälfte gab an, dass Nachhaltigkeitskriterien in den Anlagerichtlinien noch keine Berücksichtigung finden. „Nach wie vor gibt es viele Investoren, die erst einmal abwarten wollen, bis sich Regulierungsmaßnahmen zur Nachhaltigkeit weiter konkretisieren“, so Schäfer. Dies zeige sich zum Beispiel bei Altersvorsorgeeinrichtungen. In dieser Investorengruppe sei eine unterdurchschnittliche Nachfrage von Gremien und Stakeholdern nach nachhaltigen Strategien zu beobachten. „Offenbar haben viele Entscheidungsträger angesichts wegbrechender Erträge, volatiler Märkte und hoher regulatorischer Anforderungen zur Zeit andere Sorgen. Aber auch auf dem Feld der Nachhaltigkeit dürfte der Regulierungsdruck in Zukunft deutlich zunehmen“, fügt Schindler hinzu. Diese Ansicht teilen viele der befragten Investoren: 42 Prozent sehen sich verändernde regulatorische Anforderungen als entscheidenden Impuls dafür, sich künftig mehr mit dem Thema Nachhaltigkeit zu beschäftigen.
Rückblick auf Paris
Die Klimakonferenz im vergangenen Dezember war ein Erfolg: Die Staaten konnten sich auf einen neuen Weltklimavertrag einigen. Laut der Tageszeitung „Die Zeit“ vereinbarten Industrie- und Schwellenländer, dass alle gemeinsam gegen den Klimawandel vorgehen. Fast 190 Staaten haben ihre Klimaschutzpläne schon vorgelegt. Das Ziel besteht nun darin, die Erderwärmung auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen, womöglich gar auf 1,5 Grad. Dazu sollen die globalen Netto-Treibhausgasemissionen in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts auf null reduziert werden. Vereinbart wurden laut „Zeit“ auch Finanzhilfen für die Entwicklungsländer. Grundlage der Verhandlungen ist der aktuelle Weltklimabericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) – eine Auswertung aller relevanter Studien, die sich mit Ursachen und möglichen Folgen der Erderwärmung befassen. Die wesentliche Botschaft: Der Klimawandel ist Realität, die Erderwärmung muss auf zwei Grad begrenzt werden.
portfolio institutionell newsflash 25.05.2016/Tobias Bürger
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