Großanleger führen Private Equity auf den Klimapfad
Bei der Net-Zero Asset Owner Alliance gibt es ein neues Zielvereinbarungsprotokoll. Ins Blickfeld rücken Private-Equity-Investments und Staatsanleihen.
Die 84 Mitglieder der Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) werden sich künftig noch mehr für den Umbau ihrer Portfolios hin zur Klimaneutralität stark machen. Am 31. Januar 2023 wurde die inzwischen dritte Ausgabe des für die Investoreninitiative maßgeblichen Zielvereinbarungsprotokolls (Target-Setting Protocol) veröffentlicht. Durch dieses „bedeutsame“ Maßnahmen-Update erweitert sich der Umfang und die Abdeckung für die insgesamt 84 Akteure, darunter die Allianz SE und die Bayerische Versorgungskammer.
Target-Setting Protocol wird erweitert
Das neueste Target-Setting Protocol erweitert nun seine Methodik. Damit verbunden sind höhere Erwartungen an die Investoren. Sie sollen sich kurzfristige Dekarbonisierungsziele setzen. Hauptziel der Akteure ist, bis 2050 in ihren Anlageportfolios Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu erreichen. Mit dem neuen Zielvereinbarungsprotokoll soll gezeigt werden, dass die Großanleger sich weiterhin entschlossen dafür einsetzen, Netto-Null zu erreichen und sich an 1,5 °C-Pfade anzupassen, heißt es in einer Mitteilung der Investorenvereinigung.
Die ausgerufenen Ziele sind sowohl mittel- als auch langfristig sehr ambitioniert: Basierend auf den jüngsten Pfaden des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), der oft auch als „Weltklimarat“ bezeichnet wird, habe die Net-Zero Asset Owner Alliance die Anforderungen bei der Emissionssenkung für Teilportfolioziele im Bereich von -22 bis -32 Prozent bis 2025 und -40 bis -60 Prozent bis 2030 ermittelt.
Neue Erkenntnisse von Klimaforschern im Blick
Günther Thallinger, Mitglied des Vorstands der Allianz SE, sagt, die Net-Zero Asset Owner Alliance „verbessert die Tiefe und Abdeckung mit jeder Ausgabe des Zielvereinbarungsprotokolls weiter“. Damit verbunden sei das Ziel, „einen kohärenten, konsistenten Kurs aufzubauen, der an den Anforderungen der neuesten Klimawissenschaft ausgerichtet ist. Wir zeigen, dass es möglich ist, auf Netto-Null hinzuarbeiten.“
Thallinger, der auch Vorsitzender der Lenkungsgruppe der Net-Zero Asset Owner Alliance ist, beobachtet mit seinen Kolleginnen und Kollegen „eine Divergenz zwischen realwirtschaftlichen Emissionspfaden und wissenschaftlichen Pfaden zur Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 °C“. Mit dem neuen Protokoll erhöhe die Net-Zero Asset Owner Alliance nun die Erwartungen an ihre Mitglieder. Ferner fordert sie Politiker und Unternehmen auf, „sich an die Wissenschaft anzupassen“.
Leitlinien für Staatsanleihen
Zum ersten Mal enthält das Zielvereinbarungsprotokoll nun Leitlinien zur CO2-Bilanzierung von Staatsanleihen. Sie sind für viele Großanleger eine Säule der Asset-Allokation.
Ein häufig genanntes Problem bei der Transformation institutioneller Portfolios auf dem Weg zur Klimaneutralität ist ein Mangel an Daten. Nach Einschätzung der NZAOA sind insbesondere Daten für Private-Equity-Investments im Vergleich zu ihren börsennotierten Gegenstücken weniger leicht verfügbar. Deshalb ist die Festlegung von Dekarbonisierungszielen für Private-Equity-Portfolios eine Herausforderung.
Das neueste Protokoll nimmt sich diesem Problem an und formuliert eine Methodik für direkte Private-Equity-Investitionen. Und sie fordert die Mitglieder auf, 2023 mit der Festlegung von Zielen zu beginnen und alle neuen Private-Equity-Anlagen bis 2025 abzudecken.
Schließlich werden die Alliance-Mitglieder im Zuge des neuen Zielvereinbarungsprotokolls auch gebeten, Ziele für neue gewerbliche Immobilienkredite (Commercial real estate loans) einzuführen. Dazu sollen sie die nationalen 1,5-°C-Pfade des Carbon Risk Real Estate Monitors (CRREM) oder die globale Bandbreite von 1,5 °C ohne oder mit begrenzter Überschreitung des IPCC verwenden.
Mitglieder verwalten über elf Billionen US-Dollar
Seit der Gründung der Net-Zero Asset Owner Alliance im September 2019 hat sich die Zahl ihrer Mitglieder vervielfacht. Waren es zunächst sechs Großanleger, darunter die Allianz SE und die Swiss Re, die sich der von den Vereinten Nationen unterstützten Investorengruppe angeschlossen haben, ist die Zahl auf inzwischen 84 gewachsen. Zusammen verwalten sie Vermögen von über elf Billionen US-Dollar. Die Großanleger verbindet das Ziel, ihre Investmentportfolios bis 2050 Schritt für Schritt so umzubauen, dass diese klimaneutral sind.
Die NZAOA-Mitglieder waren nach eigenen Angaben die ersten in der Finanzbranche, die sich Zwischenziele in Übereinstimmung mit dem Zeitplan des Pariser Abkommens gesetzt haben. Und sie berichten jährlich über ihre Fortschritte. Die Allianz wird von der United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP FI) und dem Netzwerk Principles for Responsible Investment (PRI) einberufen und von den Naturschutzorganisationen WWF und Global Optimism unterstützt.
Einen Überblick über die Zwischenziele für das Jahr 2025, die sich die Mitglieder der NZAOA gesteckt haben, finden Sie hier.
Autoren: Tobias BürgerSchlagworte: Dekarbonisierung | Klimapfade | Klimawandel | Nachhaltigkeit/ESG-konformes Investieren
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